Sitzung: 16.11.2020 Ausschuss für Umwelt, Klima, Mobilität, Energie und Landwirtschaft
Beschluss: mehrheitlich beschlossen
Abstimmung: Ja: 12, Nein: 3
Anlage/n: Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN
Hinweise und Ergänzungen der SPD Fraktion
Sachverhalt:
Mit Schreiben vom 13.05.2020 stellte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Kreistag einen Antrag zur Einführung und Ausschreibung einer hauptamtlichen Stelle für Klimaschutzmanagement. Die SPD Fraktion unterstützte mit Mail vom 27.05.2020 den Antrag und regte weitere Punkte an. Siehe Anlagen.
Um einen Austausch und eine Entscheidungsfindung über die Einrichtung einer Klimaschutzmanagementstelle durchzuführen, ist der derzeitige Sachstand zu bewerten und ggf. eine Priorisierung bzw. Zielsetzung vorzunehmen.
Für den Landkreis Würzburg ist das Energiekonzept aus dem Jahr 2013 (https://www.landkreis-wuerzburg.de/Wirtschaft-Regionalmanagement/Energieportal/Energiekonzept-des-Landkreises) mit seinen zahlreichen Handlungs- und Maßnahmenempfehlungen Vorlage für die Umsetzung nachfolgender Projekte bzw. Etablierung von Aufgaben gewesen:
Maßnahmen Nr. |
Titel |
Umsetzungsstand |
1 |
Ziele des
Energiekonzeptes politisch verankern |
Workshop mit Vertretern der - regionalen Energieversorger - Fraktionsvorsitzende der
Kreistagsfraktionen - ILE´s - Stadt Würzburg - Regierung von Unterfranken - Amt für ländlichen Entwicklung - IHK - HWK - Energieberatervereine Inhalt: -
Vorstellung der bisherigen Ergebnisse: aktuelle
Energieverbräuche und Potenziale für die Energiewende im Landkreis Würzburg
(ThINK) -
Diskussion / Workshop: Thesen zum
energiepolitischen Leitbild |
2 |
Personelle
Mittel zur Erreichung der Energieziele in den Kommunen bereitstellen |
- Wird durch den Stabsstellenfachbereich
Kreisentwicklung, z.T. das Regionalmanagement und die AGENDA 21 bearbeitet. - Energiekonzept
wurde den Gemeinden zur Verfügung gestellt und die Umsetzung empfohlen. - Konzeption zur
Umsetzung der SDGs (Sustainable Development Goals) der Vereinten Nationen
sowie Erklärung zur Unterstützung dieser Nachhaltigkeitsziele („AGENDA 2030“)
in Vorbereitung. |
3 |
Identifizierung
mögl. interkommunaler Partnerschaften und Unterstützung bei deren Aufbau |
Kooperationsvereinbarung
mit der Stadt Würzburg zur gemeinsamen Maßnahmenbearbeitung in den Bereichen
Energieeffizienz, Energieverbrauchsreduzierung und Klimaschutz Gemeinsame
Projekte -
Klimamarkt / Synergiefestival / Tag d.
erneuerbaren Energien -
Zusammenarbeit bei der kostenlosen
Energieberatung (Finanzierung durch Stadt- und Landkreis Würzburg) für die
Bürgerinnen und Bürger der Stadt und des Landkreises Würzburg. Hier ist seit
2019 die Kooperation mit der Verbraucherzentrale erweitert worden. |
4 |
Unterstützung
von Netzwerkaktivitäten wichtiger kommunaler Akteure |
-
regelmäßiger Austausch mit den Allianzmanagern
der ILE´s -
Austausch mit den Klimaschutzbeauftragten der
Stadt Würzburg, benachbarter Landkreise und Klimaschutzmanagern der
Landkreiskommunen |
5 |
Kooperation
und Netzwerke zwischen Betrieben |
Vergabe eines
Auftrags an den FUU (Förderkreis Umweltschutz Unterfranken) zur Durchführung
eines Energieaudits für kleinere und mittlere Unternehmen mit der Zielsetzung
kleinere und mittlere Unternehmen zu beraten. è Projekt wurde aufgrund mangelnder
Teilnahme / personeller oder sonstiger Ressourcen seitens der Betriebe
beendet. Initiativen der IHK und HwK bestehen bereits und zeigen ebenfalls
kaum Interesse. è Hinweise auf aktuelle Förderprogramme. |
8 |
Unterstützung
kommunaler Energiekonzepte und Teilkonzepte |
Keine
Aktivitäten seitens des Landkreises Würzburg, Kooperationspartnerschaft im
Rahmen des „Green City Plans“ (Sauber mobil) der Stadt Würzburg |
10 |
Energieeffizienter
Fuhrpark |
Der Landkreis
hat in seinem Fahrzeugfuhrpark 2 E-Mobile und 1 E-Bike. Es sind
derzeit 4 Ladestationen vorhanden, die auch den Bürgerinnen und Bürgern
kostenlos zugänglich sind. |
11 |
Beratung zu
Energiespar- und Energieeffizienzmaßnahmen |
- Energieberatung in den Landkreisgemeinden
durch externe, über den Landkreis beauftragte und teilweise finanzierte
Energieberater. - Seit 2018 Erweiterung auf Stadtgebiet in
Kooperation mit der Stadt Würzburg und der Verbraucherzentrale Bayern.
Herausgabe von jeweils 150 Energieberatungsgutscheinen an Bürgerinnen und
Bürger im Landkreis in 2018 und 2019; 200 Gutscheine im Jahr 2020. - 14-tägiges Energieberatungsangebot von
Stadt und Landkreis Würzburg in der Umweltstation der Stadt Würzburg. - Vierteilige Veranstaltungsreihe zur
„Energetischen Gebäudesanierung“ in der Umweltstation Würzburg zwischen
September und November 2020 als Projekt der Agenda 21 Stadt und Landkreis
Würzburg |
12 |
Beeinflussung
des Nutzerverhaltens in Liegenschaften |
Es werden
jährlich Hausmeisterschulungen für die Hausmeister der Liegenschaften des
Landkreises sowie der Landkreiskommunen durch die Energieagentur Unterfranken
(finanziert durch den Landkreis Würzburg) angeboten. |
13 |
Energieprojekte
in Kindergärten und Schulen |
Es werden Klimaschutz-Aktionstage
für die Kindergärten, Kindertagesstätten sowie in Grund- und weiterführenden
Schulen der Landkreisgemeinden angeboten. Durchführung
durch die Energieagentur Unterfranken und finanziert durch den Landkreis
Würzburg. Teilnahme von
20 – 25 Einrichtungen und ca. 800 Kindern und Jugendlichen. |
14 |
Förderung des
Fuß- und Radverkehrs |
Jährlich
stattfindende Aktion „mit dem Rad zur Arbeit“, Förderrichtlinie des
Landkreises zum Ausbau von Radwegen, Gemeinsamer
Zweckverband „Erholungs- und Wandergebiet Würzburg“ mit der Stadt Würzburg
fördert Ausbau und Lückenschlüsse im Rad- und Wanderwegenetz. |
15 |
Energiebewusste
Bauleitplanung |
Kommunale
Zuständigkeit. Informationsveranstaltung für Geschäftsleiter über die
Energieagentur Unterfranken organisiert. |
16 |
Einrichtung
eines grünen Beschaffungswesens |
Keine interne
Richtlinie von Seiten des Landkreises, aber vereinzelt Einkauf von
nachhaltigem bzw. umweltfreundlichem Büromaterial (bspw. Kopierpapier); ggf.
individuelle kommunale Regelungen. ZFB 5 |
17 |
Optimierung
der Beleuchtung in Liegenschaften |
Im Zuge der
Sanierungen der landkreiseigenen Liegenschaften als laufender Prozess mit
angestrebter ständiger Optimierung (bspw. über Beleuchtung durch
Bewegungssensoren). |
18 |
Modernisierung
der Straßenbeleuchtung |
Wird von
kommunaler Seite umgesetzt. |
19 |
Energetische
Sanierung privater Haushalte |
Kostenlose
Energieberatung für private Haushalte in den Landkreisgemeinden durch
Energieberatertage. Seit 2018 in Kooperation mit der Stadt Würzburg und der
Verbraucherzentrale Bayern. Gemeinsam mit
der Stadt Würzburg wird ein Energiecheck (siehe Internetauftritt Landkreis
Würzburg) angeboten. 14-tägiges
Energieberatungsangebot von Stadt und Landkreis Würzburg in der Umweltstation
der Stadt Würzburg. |
20 |
Pilotprojekt
energieeffizientes Verwaltungs-Gebäude |
Energieeffizientes
Verwaltungsgebäude wurde im Zuge der Sanierung des landkreiseigenen Gebäudes
in der Friesstraße durchgeführt. Mitglied im
Zweckverband Abfallwirtschaft (Fernwärme) |
23 |
Errichtung von
Photovoltaik-Dachanlagen |
Erstellung
eines Solarpotenzialkatasters zur Information und Unterstützung privater
Maßnahmen zunächst geplant (Vorbild Landkreis MSP), aber seitens des
Staatsministeriums als Projekt bereits angekündigt. |
24 |
Errichtung von
Solarthermie-Dachanlagen |
Erstellung
eines Solarpotenzialkatasters zur Information und Unterstützung privater
Maßnahmen zunächst geplant (Vorbild Landkreis MSP), aber seitens des
Staatsministeriums als Projekt bereits angekündigt. |
25 |
Energetische
Nutzung biogener Reststoffe |
Im
Hauptgebäude des Landkreises Würzburg wurde eine Holzpelletheizanlage
installiert. |
26 |
Kommunikations-
und Öffentlichkeitsarbeit im Landkreis Würzburg |
-
Energiefibel von Stadt und Landkreis Würzburg
(derzeit Erarbeitung einer Neuauflage gemeinsam mit Stadt Würzburg,
Landkreise SW, MSP, NES, KG) -
Energieportal auf der Homepage des Landkreises
Würzburg -
Verschiedene Infomaterialien -
Gemeinsame Ausrichtung des „Klima-Marktes“ /
„Synergiefestivals“ zum Tag der erneuerbaren Energien mit der Stadt Würzburg. |
27 |
Pflege der
Energiedaten und Erstellung eines regelmäßigen Monitorings |
Aufgabe wird
durch die Liegenschaftsverwaltung des Landkreises Würzburg wahrgenommen. Ab 2021 wird
ein Energiemonitor für den Landkreis Würzburg über die Bayernwerk AG in
Auftrag gegeben. |
28 |
Bürger als
Energiesparer und Klimaschützer |
- s. Nr. 13 und 19 - Aktion „Stromfesser gesucht“ in 2019 mit
Stadt Würzburg à Fortführung in 2020 angedacht - Angedacht: Wettbewerb „grüne Hausnummer“
mit Stadt Würzburg |
Im Landkreis Würzburg ist lediglich eine Stelle mit Aufgabenbereich Klimaschutz in Veitshöchheim bekannt. Hier gehören folgende Aufgaben zum Tätigkeitsfeld:
- Klimaschutzmanagement
- Umsetzung Klimaschutzkonzept
- Öffentlichkeitsarbeit Klimaschutzkonzept
- Liegenschaftsmanagement
- Energetische Projektbegleitung
- Umweltmanagement
Beschlussvorschlag:
Der Stabstellenfachbereich Kreisentwicklung (SFB 4) soll zielgerichtet, nachhaltig und zeitgemäß die Handlungsempfehlungen des Energiekonzeptes des Landkreises Würzburg umsetzen. Die erforderlichen Ressourcen insbesondere Haushaltsmittel sollen vom Kreistag hierfür zur Verfügung gestellt werden.
Debatte:
Stabsstellenfachbereichsleiter Dröse erläutert den Sachverhalt anhand einer Power-Point-Präsentation.
In der anschließenden Debatte wird seitens der Grünen geäußert, dass es sich bei dem Bereich Energie nur um einen Teilaspekt in Sachen Klimamanagement handele. Es wird darauf hingewiesen, dass es noch die Bereiche Land, Wasser und Luft gebe. Ein eigener Klimaschutzbeauftragter wäre daher sinnvoll. Es wird auf die Gemeinde Veitshöchheim hingewiesen, die einen eigenen Klimaschutzbeauftragten habe. Dieser werde beispielsweise bei Baumaßnahmen der Gemeinde involviert, um Klimaschutzaspekte in die Planungen mit einfließen zu lassen.
Landrat Eberth sieht den Landkreis eher in der beratenden, aktivierenden und informierenden Funktion – auch in enger Verbundenheit mit der Allianz.
Kreisrat Eck nimmt Stellung zum Antrag „Klimamanager“ und weist darauf hin, dass seitens der SPD das Tätigkeitsfeld Klimaschutz in erster Linie im Vordergrund stehe und erst im 2. Schritt eine Person als Klimaschutzmanagement wichtig sei.
Er weist darauf hin, dass sich nicht jede Gemeinde einen Klimaschutzmanager leisten könne. Weiterhin sei die Zusammenarbeit mit der Stadt Würzburg wichtig, da der Klimaschutz nicht an der Landkreisgrenze aufhöre. Er betont, dass seitens der SPD keine Stelle gefordert werde, sondern eher die Philosophie wichtig sei und dass zukünftig weiter daran gearbeitet werden müsse. Er schlägt vor, dass evtl. eine Abfrage bei den Bürgermeistern sinnvoll wäre, um herauszufinden, welchen Bedarf die Gemeinden in dem Bereich sehen und inwieweit der Landkreis als Dienstleister gewisse Arbeiten übernehmen könnte.
Landrat Eberth weist darauf hin, dass ein stetiger Austausch mit den Gemeinden erfolge. Er nennt die Hintergründe, weshalb es sinnvoller erscheine, dass ein ganzer Bereich (hier: SFB 4) für die vielen Facetten zum Thema Klimaschutz zuständig sei.
Kreisrat Grimm betont nochmals, dass hinter dem Antrag nicht die Absicht stecke, „auf Teufel komm raus“ eine neue Stelle zu schaffen, sondern zunächst in einem 1. Schritt eine Abfrage bei den Gemeinden erfolgen soll, inwieweit die Möglichkeit bestehe, innerhalb der Gemeinde einen „Umweltbeauftragten“ zu benennen.
Landrat Eberth teilt mit, dass das Thema Abfrage der Gemeinden schon öfters erfolgt sei. Er könne sich in dem Bereich vorstellen, über die Allianzen zu analysieren, inwieweit dies ein Thema wäre bzw. welche Unterstützung „noch gewünscht“ werde.
Herr Dröse merkt an, dass die Erfahrungen eines vergleichbaren Landkreises mit einem eigenen Klimaschutzbeauftragten ergeben habe, dass dessen Stellenumfang wieder reduziert wurde.
Kreisrätin Finster spricht den Neubau des Wertstoffhofes in Höchberg an, bei dem in der Planung versäumt wurde, Solarpanel auf dem Dach zu integrieren und ein nachträglicher Einbau nicht mehr umsetzbar sei. Sie fragt nach, bei welcher Stelle dies verortet werden könnte, damit in der Zukunft so etwas nicht mehr passiere.
Landrat Eberth erläutert den angesprochenen Fall und die Zuständigkeit.
Kreisrat Eck greift nochmal das Thema Klimamanager auf und regt alternativ an, im 1. Schritt keine separate einzelne Stelle zu schaffen, sondern zunächst die weiteren Entwicklungen - beispielweise bis Januar 2022 - aufzuzeigen, um dann zu entscheiden, inwieweit noch eine zusätzliche Person notwendig sei.
Landrat Eberth weist auf den Beschlussvorschlag hin, der unter anderen auch vorsieht, notfalls den Stabsstellenfachbereich Kreisentwicklung (SFB 4) entsprechend zu stärken.
Die Grünen-Fraktion bekräftigt nochmal, wie wichtig es sei, dass proaktiv gehandelt werde und dass bei allen Baumaßnahmen des Landkreises die „Klimaschutz-Brille“ in allen Facetten, von den Baumaterialien über die Energie, aber auch in anderen Bereichen Berücksichtigung findet. Inwieweit dies im Rahmen des Stabsstellenfachbereichs Kreisentwicklung (SFB 4) leistbar ist, sei fraglich.
Herr Dröse äußert sich, dass gerade bei diesen Themen und natürlich bei allen Anforderungen, wenn es um die Vergabe geht, die Kreispolitik eingebunden werde. Schwierig sei es allerdings, wenn es um externe Leistungen gehe, wie z.B. beim Kommunalunternehmen. Hier sei es Aufgabe des jeweiligen Gremiums, im Beispiel des Wertstoffhofes wäre demnach das Kommunalunternehmen gefordert gewesen.
Landrat Eberth äußert sich, dass es natürlich generell eine Debatte und auch Abwägungen geben werde, wenn über einen Neubau am Landratsamt nachgedacht werde, wie beispielweise die Überlegung inwieweit ein Grünflächendach einer Photovoltaikanlage vorgezogen werde, die Entwässerung/Niederschlagssituation oder das Thema sommerlicher Wärmeschutz. Diese Abwägungen seien politisch zu bewerten und mehrheitlich zu entscheiden, auf Grundlage der Gutachten bzw. der Vorlagen der Expertinnen und Experten.
Beschluss:
Der Stabstellenfachbereich Kreisentwicklung (SFB 4) soll zielgerichtet, nachhaltig und zeitgemäß die Handlungsempfehlungen des Energiekonzeptes des Landkreises Würzburg umsetzen. Die erforderlichen Ressourcen insbesondere Haushaltsmittel sollen vom Kreistag hierfür zur Verfügung gestellt werden.
Der Stabsstellenfachbereich Kreisentwicklung (SFB 4) informiert in regelmäßigen Abständen über den Status und über die Klimaschutzthemen in den Allianzen, der Stadt Würzburg und im Landkreis Würzburg.
Zur weiteren
Veranlassung an SFB 4
Zur Kenntnis an S