Beschluss: einstimmig beschlossen

Anlage/n:         Präsentation

 

 

Sachverhalt:

 

Bildung ist die Zukunftsressource Deutschlands. Und dass sich das nicht nur auf Schule bezieht, ist längst in der Bildungsplanung angekommen.

 

Der Composite Learning Index (CLI) aus Kanada, in Deutschland publiziert von der Bertelsmann Stiftung, befasst sich mit den nationalen Bildungsbedingungen und ihren Einfluss auf die Entwicklung einer Gesellschaft, also auf den sozialen und ökonomischen Wohlstand.

 

Das Modell basiert auf 4 Dimensionen des Lernens:

 

  • Learning to know/Wissen aneignen: Schulisches Lernen (Lesen, Schreiben, Rechnen)
  • Learning to do/Qualifikation erwerben: Berufliches Lernen, Weiterbildung, eigenständiges Lernen
  • Learning to live together/Soziales Lernen: Soziale Fähigkeiten aufbauen, Teilhaben am Leben in der Gemeinde, Engagement
  • learning to be/Körper, Geist und Seele entfalten: Kulturelles Lernen, Engagement in Musik und Kunst

 

Dieses erweiterte Bildungsverständnis ergänzt sich durch Inhalte wie:

  • Lebenslanges Lernen
  • Multidimensionales Lernen/Interdisziplinäre Bildung
  • Interkommunale Zusammenarbeit
  • Digitalisierung

 

 

Will man sich diesem Bildungsverständnis zuwenden, wird schnell deutlich, dass die aktuell bestehenden Steuerungsinstrumente im Landkreis sehr beschränkt sind. Das staatliche Schulamt und die Ministerialbeauftragten der Gymnasien und Realschulen haben den rein schulischen Kontext im Auge. Sowohl auf Landkreisebene als auch auf Gemeindeebene ist lediglich die Sachaufwandsträgerschaft geregelt. Die kommunale Bildungskoordinatorin für Neuzugewanderte im Landratsamt hat nur eine kleine, klar definierte Zielgruppe im Auge. Die Jugendhilfe befasst sich mit ihrem eigenen gesetzlichen Bildungsauftrag der Jugend-, Familien- und Elternbildung (Landkreisreport Bildung und Erziehung). Und das Jobcenter organisiert berufliche Wiedereingliederungsmaßnahmen. Das alles zusammengenommen ist aber noch keine kommunale Bildungsplanung. Es fehlen viele Bildungsaspekte, es fehlt die Vernetzung der bestehenden Angebote und es fehlt die Möglichkeit einer interkommunalen Kooperation mit der Stadt Würzburg. Es fehlt die Gesamt- und Steuerungsverantwortung im Bildungsbereich.

 

Mit diesem Fragenkomplex befassen sich die Kommunen bayern- und bundesweit schon seit längerem. Es werden Bildungsbüros eingerichtet, Bildungsplanungen auf den Weg gebracht, Bildungskoordinatoren eingestellt und Bildungsregionen gebildet.

 

Der Landkreis Würzburg steht somit vor der Frage, ob und wenn ja wie übergreifende Bildungskoordination zukünftige gestaltet werden soll.

 

Mit dem Antrag der SPD-Fraktion für die Kreistagssitzung am 10.02.2020 wird die Kreisverwaltung beauftragt, gemeinsam mit der Stadt Würzburg ein Schulentwicklungskonzept für Stadt und Landkreis Würzburg zu erstellen. Auch hierfür ist eine koordinierende Bildungsstelle im Landratsamt notwendig.

 

 

Ein Weg, Bildung vor Ort vernetzt gestalten, ist die Bayerische Bildungsregion.

 

Das Kultusministerium fördert die Entwicklung von Bildungsregionen. Direkt vor Ort sollen Dialogforen mit allen Beteiligten den Weg bereiten, die Bildungsangebote zu vernetzen und die Qualität der Bildung weiter zu verbessern. Am Ende des Prozesses steht das Qualitätssiegel „Bildungsregion in Bayern“.

 

Ziel der Initiative "Bildungsregionen in Bayern" ist es, die Zukunft der Menschen in der Region mit einem passgenauen Bildungsangebot zu sichern, das ihnen die Wahrnehmung ihrer Bildungs- und Teilhabechancen ermöglicht.

 

Im Zentrum stehen neben der Organisation der Durchlässigkeit und Anschlussfähigkeit des bayerischen Schulwesens die Gestaltung von ganzheitlichen und generationsübergreifenden Bildungsprozessen. Hierzu gehören insbesondere die Kommunen, die Jugendhilfe mit all ihren Einrichtungen und Diensten, insbesondere den Jugendämtern, Kindertagesstätten, der Jugendsozialarbeit an Schulen und den Jugendfreizeiteinrichtungen, die Erwachsenenbildung, die Hochschulen, die Arbeitsverwaltung sowie die Wirtschaftsorganisationen und Unternehmen in der Region.[1]

 

Anhand einer Ablaufgrafik wird kurz der Prozess der Bay. Bildungsregion erläutert. Notwendig ist die Erarbeitung eines regionalen Konzepts unter Mitwirkung des Jugendhilfeausschusses.

 

Im Wesentlichen geht es um folgende Inhalte, die in Form von 5-6 Arbeitskreisen bearbeitet werden:

 

Säule 1: Übergänge organisieren und begleiten

Säule 2: Schulische und außerschulische Bildungsangebote und Träger vernetzen

Säule 3: Kein Talent darf verloren gehen

Säule 4: Bildungsgesellschaft stärken und entwickeln

Säule 5: Herausforderungen des demografischen Wandels annehmen

 

Ergänzt werden diese 5 Säulen durch die digitale Bildungsregion.

 

Für jede Säule wird ein Arbeitskreis eingerichtet, der auf Grundlage einer Bestandserhebung eine Bestandsbewertung vornimmt und Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Bildungslandschaft formuliert. Unerlässlich ist eine interkommunale Zusammenarbeit mit der Stadt Würzburg. Bildungseinrichtungen, -angebote und –nutzer machen nicht Halt vor den Grenzen der Gebietskörperschaften. Stadt und Landkreis sind in diesem Themenbereich eng verwoben. Unabhängig davon, ob die Stadt Würzburg sich ihrerseits an der Bay. Bildungsregion beteiligt oder nicht, ist eine Zusammenarbeit mit der Stadt unabdingbar und von deren Seite auch gewünscht.

 

Als Dauer des Prozesses sind 3 Jahre zu veranschlagen.

 

Die Verwaltung empfiehlt die Bewerbung des Landkreises Würzburg als Bayerische Bildungsregion und bittet den Ausschuss um Zustimmung, sowie um Bereitstellung der dafür notwendigen Voraussetzungen:

 

  • 1 Vollzeitstelle Bildungskoordination für den Zeitraum von 3 Jahren (Projektmanagement)
  • Sachausstattung

 

 

 

Beschlussvorschlag:

 

Der Sozialausschuss befürwortet die Bewerbung des Landkreises Würzburg als „Bildungsregion in Bayern.“

Dem Kreistag wird empfohlen, die notwendige Personalausstattung im Umfang einer Fachstelle in Vollzeit für drei Jahre und die notwendige Sachausstattung bereitzustellen.

 

 

 

Debatte:

 

Herr Rostek stellt den Sachverhalt anhand einer PowerPoint Präsentation dar.

 



[1] Bay. Staatsministerium für Unterricht und Kultus


Beschluss:

 

Der Sozialausschuss befürwortet die Bewerbung des Landkreises Würzburg als „Bildungsregion in Bayern.“

Dem Kreistag wird empfohlen, die notwendige Personalausstattung im Umfang einer Fachstelle in Vollzeit für drei Jahre und die notwendige Sachausstattung bereitzustellen.

 

Der Sozialausschuss ist regelmäßig zu informieren.