Beschluss: zur Kenntnis genommen

„Hohe kommunale Versammlung!

 

Seit wenigen Tagen, sehr geehrter Herr Eberth, sind Sie nun Landrat des Landkreises Würzburg. In gewisser Weise ist dies ein politischer Generationenwechsel. Für Sie persönlich, aber gewiss auch für den Landkreis Würzburg insgesamt, stellt der Amtswechsel eine wichtige Wegmarke dar.

 

Gleichwohl: In normalen Zeiten würde es sich bei einem solchen Wechsel um einen Vorgang handeln, der gewissermaßen zum Leben dazugehört, denn Ihr Vorgänger hatte das Alter für den verdienten Ruhestand erreicht. Außerdem ist es nun einmal so, dass in einer Demokratie politische Ämter immer zeitlich begrenzt sind. Amtswechsel sind also ein Wesensmerkmal der Demokratie.

 

Die Zeiten sind jedoch nicht normal. Denn wir schreiben das Corona-Jahr 2020. Was sich im ersten Jahresdrittel, das vor wenigen Tagen zu Ende gegangen ist, schon ereignet hat, war bereits mehr als genug. Und was der weitere Verlauf des Jahres für uns bereithält, wissen wir nicht.

 

Sie, geschätzter Herr Eberth, hatten infolge der besonderen Situation durch Corona keine wirkliche Warmlaufphase im neuen Amt. Die akuten Anforderungen und Herausforderungen ließen und lassen dies nicht zu. Für Sie ging es als Landrat gewissermaßen von 0 % auf 150 %. Ein rasantes Tempo! Aber einen erfahrenen Betriebswirt, mit Jahrzehnten kommunalpolitischer Erfahrung und zwei Wahlperioden lang Erster Bürgermeister einer aufstrebenden Gemeinde erschüttert so etwas nicht. Ich wünsche Ihnen alle Energie, die Sie brauchen. Dies wird einige Energie sein. Denn Corona und die Folgen sind die akute Herausforderung. Weitere Herausforderungen werden sich anschließen. Wir haben uns dazu schon einmal kurz auch persönlich ausgetauscht.

 

Die Bewältigung von Corona hat auch eine ganz massive wirtschaftliche Seite. Auch ein Landkreis mit gesunder Struktur wird deshalb in den nächsten Jahren noch bedächtiger finanziell planen müssen als dies schon bisher notwendig war. Gewiss wird vieles von dem, was durchaus wünschenswert wäre, nicht mehr möglich sein. Aber das ginge ja noch. Möglicherweise wird nämlich nicht einmal mehr alles, was eigentlich geboten wäre, angegangen werden können.

 

Das ist nach zehn Jahren des Aufstrebens eine völlig neue Situation. Sie und das hier versammelte Gremium werden sich dem stellen müssen und auch zu stellen wissen.

 

Auch wenn das Geld knapp wird, dürfen einige strukturell wichtige Langfristziele nicht in den Hintergrund geraten. Ich weiß, dass Ihnen die Bedeutung der Digitalisierung und die Bedeutung der Ausbildung junger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr bewusst ist.

 

Beides kann ich nur begrüßen und appellieren diese Ziele auch im Auge zu behalten und zu verfolgen. Zur Digitalisierung sei mir ein Hinweis gestattet, der sich nicht spezifisch an den Landkreis Würzburg richtet, sondern an alle Behörden in unserem Regierungsbezirk:

 

Die Lösung in Krisensituationen wird künftig nicht mehr so aussehen können, dass Dienstleistungen den Bürgerinnen und Bürgern aus noch so triftigen Gründen des Gesundheitsschutzes einfach nicht mehr zur Verfügung stehen. Das ist die Wahrnehmung, die von Bürgerinnen und Bürgern immer wieder gespiegelt wird in der letzten Zeit. Unsere eigene Wahrnehmung, das sage ich ganz ehrlich auch für die Regierung in der Behörde ist natürlich eine andere. Die ist aber nicht die entscheidende. Wo liegt die Lösung? Verstärkte Digitalisierung ist hier das Gebot der Stunde, damit ein persönlicher Kontakt zwar möglich bleibt, aber eben nicht mehr unabdingbar ist. Alles andere werden die Bürgerinnen und Bürger auf Dauer nicht akzeptieren, und zwar zu Recht nicht.

 

Sie sehen, meine Damen und Herren, das Amt eines bayerischen Landrats war nie langweilig und es wird auch in Zukunft nicht langweilig werden. Gerade deshalb sei mir gestattet, dass ich Ihnen, geschätzter Herr Eberth, die kleine Handvoll Glück wünsche, die auch ein Mann mit breiter politischer Erfahrung in diesem Amt gelegentlich braucht. Viel Glück, viel Gesundheit und viel Erfolg, das möge das Motto ihrer Amtszeit sein.

 

Meine Damen und Herren,

werte Kreisrätinnen, werte Kreisräte,

 

wenn ich einen Blick in das Gremium werfe, dann wird mir ausgesprochen anschaulich bewusst, dass das kommunalpolitische Geschehen vom Ehrenamt lebt. Die Kreisrätinnen und Kreisräte, die mit Ende der Wahlperiode aus ihrem Amt ausgeschieden sind, haben ihr Amt engagiert und zum Wohle der Bevölkerung wahrgenommen. Dafür verdienen Sie auch von staatlicher Seite allen Dank!

 

Die Kreisrätinnen und Kreisräte, die wiedergewählt wurden oder die ihr Ehrenamt erstmals angetreten haben, haben erkennbar den Willen, sich umfassend einzubringen. Sie werden in der jetzt begonnenen Wahlperiode viele notwendige Entscheidungen verantwortungsbewusst zu treffen haben. Manche dieser Entscheidungen werden populär sein, andere dagegen nicht so geschätzt. Sie werden in jedem Fall das tun, was Ihnen nach sorgfältigen überlegen und besten Wissen und Gewissen richtig erscheint. Dabei wünsche ich Ihnen gutes Gelingen!

 

Allen, die heute hier versammelt sind, wünsche ich in der besonderen Situation des Corona-Jahres 2020 vor allem eines, nämlich Gesundheit! Es wäre mir eine große Freude, Sie bei anderen Gelegenheiten wieder ebenso wohlbehalten wie heute sehen zu dürfen.“