Sitzung: 11.05.2020 Kreistag
Beschluss: zur Kenntnis genommen
„Hohe kommunale Versammlung!
Seit wenigen Tagen, sehr geehrter Herr Eberth, sind Sie
nun Landrat des Landkreises Würzburg. In gewisser Weise ist dies ein
politischer Generationenwechsel. Für Sie persönlich, aber gewiss auch für den
Landkreis Würzburg insgesamt, stellt der Amtswechsel eine wichtige Wegmarke
dar.
Gleichwohl: In normalen Zeiten würde es sich bei einem
solchen Wechsel um einen Vorgang handeln, der gewissermaßen zum Leben
dazugehört, denn Ihr Vorgänger hatte das Alter für den verdienten Ruhestand
erreicht. Außerdem ist es nun einmal so, dass in einer Demokratie politische
Ämter immer zeitlich begrenzt sind. Amtswechsel sind also ein Wesensmerkmal der
Demokratie.
Die Zeiten sind jedoch nicht normal. Denn wir schreiben
das Corona-Jahr 2020. Was sich im ersten Jahresdrittel, das vor wenigen Tagen
zu Ende gegangen ist, schon ereignet hat, war bereits mehr als genug. Und was
der weitere Verlauf des Jahres für uns bereithält, wissen wir nicht.
Sie, geschätzter Herr Eberth, hatten infolge der besonderen
Situation durch Corona keine wirkliche Warmlaufphase im neuen Amt. Die akuten
Anforderungen und Herausforderungen ließen und lassen dies nicht zu. Für Sie
ging es als Landrat gewissermaßen von 0 % auf 150 %. Ein rasantes
Tempo! Aber einen erfahrenen Betriebswirt, mit Jahrzehnten kommunalpolitischer
Erfahrung und zwei Wahlperioden lang Erster Bürgermeister einer aufstrebenden
Gemeinde erschüttert so etwas nicht. Ich wünsche Ihnen alle Energie, die Sie
brauchen. Dies wird einige Energie sein. Denn Corona und die Folgen sind die
akute Herausforderung. Weitere Herausforderungen werden sich anschließen. Wir
haben uns dazu schon einmal kurz auch persönlich ausgetauscht.
Die Bewältigung von Corona hat auch eine ganz massive
wirtschaftliche Seite. Auch ein Landkreis mit gesunder Struktur wird deshalb in
den nächsten Jahren noch bedächtiger finanziell planen müssen als dies schon
bisher notwendig war. Gewiss wird vieles von dem, was durchaus wünschenswert
wäre, nicht mehr möglich sein. Aber das ginge ja noch. Möglicherweise wird
nämlich nicht einmal mehr alles, was eigentlich geboten wäre, angegangen werden
können.
Das ist nach zehn Jahren des Aufstrebens eine völlig neue
Situation. Sie und das hier versammelte Gremium werden sich dem stellen müssen
und auch zu stellen wissen.
Auch wenn das Geld knapp wird, dürfen einige strukturell
wichtige Langfristziele nicht in den Hintergrund geraten. Ich weiß, dass Ihnen
die Bedeutung der Digitalisierung und die Bedeutung der Ausbildung junger
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr bewusst ist.
Beides kann ich nur begrüßen und appellieren diese Ziele
auch im Auge zu behalten und zu verfolgen. Zur Digitalisierung sei mir ein
Hinweis gestattet, der sich nicht spezifisch an den Landkreis Würzburg richtet,
sondern an alle Behörden in unserem Regierungsbezirk:
Die Lösung in Krisensituationen wird künftig nicht mehr
so aussehen können, dass Dienstleistungen den Bürgerinnen und Bürgern aus noch
so triftigen Gründen des Gesundheitsschutzes einfach nicht mehr zur Verfügung stehen.
Das ist die Wahrnehmung, die von Bürgerinnen und Bürgern immer wieder
gespiegelt wird in der letzten Zeit. Unsere eigene Wahrnehmung, das sage ich
ganz ehrlich auch für die Regierung in der Behörde ist natürlich eine andere.
Die ist aber nicht die entscheidende. Wo liegt die Lösung? Verstärkte
Digitalisierung ist hier das Gebot der Stunde, damit ein persönlicher Kontakt
zwar möglich bleibt, aber eben nicht mehr unabdingbar ist. Alles andere werden
die Bürgerinnen und Bürger auf Dauer nicht akzeptieren, und zwar zu Recht
nicht.
Sie sehen, meine Damen und Herren, das Amt eines
bayerischen Landrats war nie langweilig und es wird auch in Zukunft nicht
langweilig werden. Gerade deshalb sei mir gestattet, dass ich Ihnen,
geschätzter Herr Eberth, die kleine Handvoll Glück wünsche, die auch ein Mann
mit breiter politischer Erfahrung in diesem Amt gelegentlich braucht. Viel
Glück, viel Gesundheit und viel Erfolg, das möge das Motto ihrer Amtszeit sein.
Meine Damen und Herren,
werte Kreisrätinnen, werte Kreisräte,
wenn ich einen Blick in das Gremium werfe, dann wird mir
ausgesprochen anschaulich bewusst, dass das kommunalpolitische Geschehen vom
Ehrenamt lebt. Die Kreisrätinnen und Kreisräte, die mit Ende der Wahlperiode
aus ihrem Amt ausgeschieden sind, haben ihr Amt engagiert und zum Wohle der
Bevölkerung wahrgenommen. Dafür verdienen Sie auch von staatlicher Seite allen
Dank!
Die Kreisrätinnen und Kreisräte, die wiedergewählt wurden
oder die ihr Ehrenamt erstmals angetreten haben, haben erkennbar den Willen,
sich umfassend einzubringen. Sie werden in der jetzt begonnenen Wahlperiode
viele notwendige Entscheidungen verantwortungsbewusst zu treffen haben. Manche
dieser Entscheidungen werden populär sein, andere dagegen nicht so geschätzt.
Sie werden in jedem Fall das tun, was Ihnen nach sorgfältigen überlegen und
besten Wissen und Gewissen richtig erscheint. Dabei wünsche ich Ihnen gutes
Gelingen!
Allen, die heute hier versammelt sind, wünsche ich in der
besonderen Situation des Corona-Jahres 2020 vor allem eines, nämlich
Gesundheit! Es wäre mir eine große Freude, Sie bei anderen Gelegenheiten wieder
ebenso wohlbehalten wie heute sehen zu dürfen.“