Sitzung: 20.01.2020 Umwelt- und Bauausschuss
Beschluss: zur Kenntnis genommen
Sachverhalt:
Herr Ramsteiner, Schulleiter, erläutert die Situation der
Schule.
Schülerzahlen:
2010 besuchten ca. 600 Schüler die Schule. Für diese Kapazität war die
Schule damals ausgelegt. Die Zahl ist kontinuierlich auf derzeit 888 Schüler
gestiegen. Diese deutliche Überbelegung komme auch davon, dass viel mehr
Schüler aus dem westlichen Landkreis kommen. In den letzten 10 Jahren wurden 8
Schüler aus dem Stadtbereich Würzburg nicht aufgenommen. Im Fokus stehen
Landkreisschüler, dennoch mussten schon Schüler aus weiter entfernten
Ortschaften abgelehnt werden. Derzeit gibt es 180 Schüler in den 6. Klassen,
d.h. durchschnittlich 30 Schüler pro Klasse. Man gehe davon aus, dass die
Schülerzahlen an der Schule stabil bleiben werden. Wenn ein paar Schüler
durchfallen, müsste irgendwann eine neue Klasse gebildet werden. Dies würde
bedeuten, dass in den Eingangsklassen weniger Schüler aufgenommen werden
könnten. Seit Jahren komme ungefähr die gleiche Schülerzahl in die
Eingangsklassen wie Schüler aus den Abschlussklassen rausgehen.
Rahmenbedingungen:
Die Lehrerversorgung ist
ausgezeichnet und wird nach Schülerzahlen budgetiert. Die Schule könne 110
Stunden Wahlunterricht am Nachmittag anbieten. Zum Vergleich: In Würzburg gibt
es Schulen, die keine 10 Stunden am Nachmittag anbieten könnten. Außerdem gibt
es 40 Stunden Differenzierung in den Klassen. Es könnten deutlich mehr sein,
wenn dafür Räume zur Verfügung stünden. An das Kultusministerium wurden 40
Stunden zurückgegeben, was einmalig sei.
Klassenräume:
Bei derzeit 31 Klassen gibt es 23 reine Klassenzimmer. Die Differenz
von 8 Klassenzimmern wird durch organisatorische Maßnahmen gestemmt, indem z.B.
Religionsgruppen zusammengelegt oder größer gemacht werden oder Mehrzweckräume
in zwei Klassenzimmer umgewandelt werden. Es ist ein Musiksaal vorhanden, in
dem in der Woche 30 Stunden untergebracht sind. Musikunterrichtsstunden sind es
aber deutlich über 40 und Musik kann nicht in jedem Klassenzimmer unterrichtet
werden, da sonst die Nachbarklassen gestört werden. Des Weiteren gibt es 3
IT-Säle. Es müssen 88 IT-Stunden auf 90 Stunden am Vormittag untergebracht
werden.
Zudem gibt es 10 sogenannte
Wanderklassen, d.h. wenn eine Klasse den Raum verlässt zum Sportunterricht,
geht eine andere Klasse rein und wird in Mathematik unterrichtet. Wenn diese
zum Werken geht, geht die nächste Klasse rein und bekommt Englischunterricht.
Da die Klassenzimmer
unterschiedlich groß sind, können nicht alle Klassen von der Schülerzahl her in
allen Klassenzimmern untergebracht werden. Dies bedeutet eine logistische
Herausforderung.
Die Leopold-Sonnemann-Realschule ist die letzte in Unterfranken, die
noch keine Ganztagsbetreuung habe. Dies sei aber seitens der Schule auch nicht
vorgesehen, da diese Stärke bei den Würzburger Realschulen belassen werden
solle.
Klassengrößen:
Die Klassengröße liegt momentan durchschnittlich bei 28,6 Schülern. In
Bayern liegt die Größe im Vergleich bei durchschnittlich 25,4 Schülern. Wenn
der normale Maßstab angelegt würde, müssten im Gebäude eigentlich 35 Klassen
untergebracht werden. So sind es 31 Klassen. Es wurde ein Vergleich mit den
Würzburger Realschulen gemacht. Wenn man die durchschnittlichen Schülerzahlen
zugrunde legt in Bezug auf die Jakob-Stoll-Realschule wären es 37, auf die
Wolffskeel-Realschule 36, auf die David-Schuster-Realschule 39 Klassen.
Bemühungen im Umfeld der Schule Ausweichklassenzimmer zu finden fanden
statt. Es gibt keine Räume, die in irgendeiner Art und Weise angemietet werden
könnten.
Im Gespräch mit dem
Ministerialbeauftragten für Unterfranken wurden drei Varianten diskutiert.
Variante 1:
Es bleibt bei den bestehenden Räumlichkeiten. Das würde dazu führen,
dass wahrscheinlich schon in diesem Jahr in größerer Zahl selbst
Landkreisschüler abgewiesen werden müssten.
Variante 2:
Anbau mit 4 Klassenzimmern und 1 Hausmeisterwohnung.
Variante 3:
Großer Anbau
Wenn man das Raumprogramm der Regierung zugrunde lege, dann wäre es
aufgrund der Schülerzahl möglich einen Anbau mit 12 Klassenzimmern, 1
Physiksaal, 1 Biologiesaal 1 Musiksaal und eine Möglichkeit für die Ganztagsbetreuung
zu bekommen.
Die gewünschte Lösung wäre die Variante 2 mit 4 Klassenzimmern und 1
Hausmeisterwohnung, da diese am schnellsten umzusetzen wäre. Ein Klassenzimmer
könnte als multifunktionaler Raum genutzt werden, in dem z.B. Musik oder
Biologie unterrichtet werden könnte. In unmittelbarer Nähe angrenzend gibt es
ein 4000 m² großes Grundstück, das dem Landkreis gehört. Somit müssten keine
langen Verhandlungen zwecks eines Grundstücks eingeplant werden. Wenn die
Weichen rechtzeitig gestellt werden, dann könnte die Schule noch ein bis zwei
Jahre durchhalten.
Variante 3 mit dem großen Anbau würde aktuell nichts nutzen, da die
Umsetzung und Fertigstellung zu lange dauern würde und das Limit der Schule
schon jetzt erreicht sei.
Debatte:
Landrat Nuß ist der Meinung, dass man über die Variante
2 ernsthafter nachdenken muss. Dies sei eine Aufgabe, die der nächste Kreistag
angehen muss. Die Planungen sollten jetzt schon anlaufen.
Kreisrat Joßberger fragt bei Herrn Ramsteiner nach, ob es Pläne
gibt, wenn nach ein bis zwei Jahren die Raumsituation unverändert sei.
Herr Ramsteiner entgegnet, dass momentan nicht mehr als vier
Eingangsklassen aufgenommen werden. Wenn es nicht mehr händelbar sei, müsse auf
drei Eingangsklassen zurückgefahren werden. Vier Klassen sind eigentlich
absolut notwendig. In diesem Jahr seien es in den vier Klassen 124 Schüler aus
dem Landkreis. Wenn auf drei Eingangsklassen reduziert wird, müsse entschieden
werden welche Ortschaften nicht aufgenommen werden.
Kreisrat Jungbauer stellt folgende Fragen:
1.
Gibt es bei den Schulen in der Stadt Kapazitäten?
2.
Gibt es eine Schülerbedarfsbestellung?
3.
Muss man in ein paar Jahren die Schülerströme lenken?
4.
Sollte man die Schülerströme auch politisch lenken, z.B. durch bessere
Busverbindungen?
Herr Ramsteiner antwortet wie folgt:
1.
In Würzburg seien Kapazitäten frei. Deshalb gab es auch ein Treffen mit dem
Ministerialbeauftragten.
2.
Die Schülerzahlen steigen wieder für alle Schularten.
3.
Hier sind kleinere Maßnahmen angedacht. Während des Schuljahres kommen ca.
30 – 35 Schüler. Die Schule hat beschlossen, diese nur noch in Ausnahmefällen
aufzunehmen und ansonsten an die anderen Realschulen weiter zu verweisen. Wenn
es sich in einzelnen Ortschaften herumspricht, dass andere Realschulen eine
ebenso gute pädagogische Arbeit leisten, werden sich die Schülerströme auch
verteilen.
Er
betont, dass die Räume selbst bei einer Reduzierung der Schülerzahl um 150
Schüler nicht reichen werden.
4.
Schülerströme seien auch nicht ohne weiteres über die Buslinien zu lenken.
Die Schule habe die Variante angedacht, dass für alle jetzigen Schüler die
Busse fahren. Da würde noch ein Bestandschutz existieren, aber in 6 Jahren wäre
dies zu Ende. Das wäre eine faire Lösung.
Kreisrat Losert regt an, in den anstehenden
Haushaltsberatungen Mittel für die Planung bereitzustellen und in den
Fraktionen über Planungsalternativen zu diskutieren.
Herr Haberstumpf, Fachbereichsleiter Hochbau-, Grundstücks-
und Schulverwaltung, erwidert, dass Planungskosten im Haushalt 2020 vorsorglich
eingeplant wurden, um handlungsfähig zu sein. Ebenso seien für die Jahre 2021
und 2022 Mittel eingeplant.
Herr Künzig gibt zu bedenken, dass jede Maßnahme, die
neu hinzukomme, zwangsläufig eine bereits geplante Maßnahme verschieben würde.
Bei der Entscheidung sollte bedacht werden, dass nicht alle Wünsche
berücksichtigt werden können.
Kreisrätin Heußner weist darauf hin, dass der Landkreis alle
seine Schulen im Blick haben muss.
Landrat Nuß verweist diesbezüglich auf den
Tagesordnungspunkt 2.
Stellv. Landrat Joßberger fragt bei Herrn Ramsteiner nach, wie sich
die Attraktivität der Schule trotz Wanderklassen erklären lasse.
Herr Ramsteiner erwidert, dass dies zum einen an der
baulichen Ausstattung liege. Seit 2010 gibt es in jedem Klassenzimmer ein
Activboard. Zum anderen liege es auch am Lehrerkollegium, was sich positiv auf
die pädagogische Arbeit auswirke. Die Schüler nehmen den „Wanderzirkus“ der
Klassen nicht so bewusst wahr, da von 30 Unterrichtsstunden 14 Stunden, wie
z.B. Werken, Sport, Informationstechnologie usw., ausgelagert seien.
Kreisrat Jungbauer gibt zu bedenken, dass durch den Anbau die
Schule noch attraktiver werde. Er schlägt vor zusammen mit der Stadt Würzburg
zum Thema Schulen einen gemeinsamen Ausschuss zu gründen, ähnlich wie bei dem
Thema ÖPNV/Mobilität.
Herr Ramsteiner stellt klar, dass selbst bei 4
Klassenzimmern mehr auf keinen Fall mehr Schüler die Schule besuchen sollen.
Kreisrat Fuchs spricht sich dafür aus, dass Entscheidungen
im neuen Kreistag getroffen und die bisherigen Planungen beibehalten werden
sollen. Gleichzeitig sollte man im Auge behalten, dass es an Würzburger Schulen
freie Kapazitäten gebe.
Zur weiteren
Veranlassung an ZFB 5
Zur Kenntnis an ZB, S