Sitzung: 09.11.2015 Sozialausschuss
Beschluss: zur Kenntnis genommen
Sachverhalt:
Für das Jahr 2014
wurden in der Zielvereinbarung zwischen dem Bayerischen Staatsministerium für
Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen (StMAS) und dem Landkreis Würzburg
als zugelassenem kommunalen Träger der Grundsicherung für Arbeitsuchende nach §
6 a SGB II vereinbart, dass das Jobcenter - Landkreis Würzburg die
nachfolgenden Zeile erreichen sollte:
1. Verringerung der Hilfebedürftigkeit.
Ziel ist es, dass erwerbsfähige
Leistungsberechtigte ihren Lebensunterhalt unabhängig von der Grundsicherung
aus eigenen Mitteln und Kräften bestreiten, damit die Hilfebedürftigkeit
insgesamt verringert wird. Für die Nachhaltung der Erreichung dieses Ziels wird
im Vergleich zum Vorjahr die Entwicklung der Summe der Leistungen zum
Lebensunterhalt im Rahmen eines qualitativ hochwertigen Monitorings beobachtet.
2. Verbesserung der Integration in Erwerbstätigkeit.
Ziel ist es Hilfebedürftigkeit durch
Erwerbstätigkeit zu vermeiden oder zu beseitigen. Zielindikator ist die
Integrationsquote. Das Ziel ist im Jahr 2014 erreicht, wenn sich die
Integrationsquote des Jobcenters des Landkreises Würzburg um 3,0 % im Vergleich
zum Vorjahr erhöht.
3. Vermeidung von langfristigem Leistungsbezug.
Das Ziel ist im Jahr 2014 erreicht, wenn der
durchschnittliche Bestand an Langzeitleistungsbeziehern beim Jobcenter des
Landkreises Würzburg gegenüber dem Vorjahr um 2,0 % sinkt.
Weiterhin wurde
vereinbart, dass die Zielvereinbarungspartner unterjährig in regelmäßigen
Abständen Dialoge zur Entwicklung der Zielindikatoren sowie im zweiten Quartal
2015 einen Dialog zu den Jahresergebnissen 2014 des Jobcenters des Landkreises
Würzburg führen. Entsprechend dieser Vereinbarung ist das StMAS mit Schreiben
vom 22.08.2014 in den unterjährigen Zielnachhaltungsdialog eingetreten und hat
die ausgehärteten Zahlen für die Monate Januar bis einschließlich April 2014
gewürdigt. Im Einzelnen traf das StMAS folgende Feststellungen:
-
Für Ziel 1 wurde
kein konkreter Zielwert, sondern nur eine Beobachtung vereinbart.
Die Jahresfortschrittswerte bei Kennzahl 1 ließen zwar einen Anstieg der
Ausgaben um 2,8% in den ersten vier Monaten erkennen. Dies war aber unkritisch,
da das Jobcenter - Landkreis Würzburg weiterhin einen guten Platz im oberen
Mittelfeld des Vergleichstyps belegte.
-
Die Erreichung des für Ziel
2 vereinbarten Zieles, die Integrationsquote des Jobcenter - Landkreis
Würzburg für das Jahr 2014 in Vergleich zum Vorjahr um 3,0% zu steigern, wurde
in den ersten vier Monaten des Jahres 2014 nicht vom Jobcenter - Landkreis
Würzburg erreicht.
Insbesondere wurde festgestellt, dass das Jobcenter - Landkreis Würzburg im
April einen Rückgang der Integrationsquote um 1,3 % verzeichnen musste und nur
den vorletzten Platz bei den Jahresfortschrittswerten im Vergleichstyp belegte.
Das StMAS betrachtete es daher als sehr wünschenswert, wenn im Jahresverlauf
erheblich Verbesserungstendenzen zu verzeichnen wären.
-
Für Ziel 3 wurde
die vereinbarte Reduzierung des Bestandes an Langzeitarbeitslosen um 2,0% nach
dem damaligen Stand als wahrscheinlich eingeschätzt.
Das Jobcenter - Landkreis Würzburg konnte in
den ersten vier Monaten das gesetzte Ziel zwar nicht erreichen. Aufgrund der
deutlichen, über dem Durchschnitt des Vergleichstyps liegenden Reduktionsraten
bei der Kennziffer K3 konnte die Platzierung im Vergleichstyp auf einen Platz
im unteren Mittelfeld verbessert werden, so dass die Zielverfehlungstendenz vom
StMAS als noch unkritisch eingeschätzt wurde. Eine Fortsetzung der
Aufwärtstendenz wurde als wünschenswert erachtet.
Aufgrund der
insgesamt noch durchschnittlichen Ergebnisse bis April 2014 bestand durch das
StMAS kein weiterer Gesprächsbedarf, solange sich die Tendenz zu hinteren
Platzierungen nicht fortsetzt.
Mit Schreiben vom
15.06.2015 ist das StMAS in den in § 4 der Zielvereinbarung vereinbarten Dialog
zu den Jahresergebnissen 2014 eingetreten und hat dem Jobcenter Landkreis
Würzburg die ausgehärteten Daten für das Jahr 2014 mitgeteilt. Angesichts der
erreichten Werte betrachtete das StMAS von seiner Seite aus den
Zielnachhalteprozess 2014 als abgeschlossen.
In der Gesamtbewertung erkannte das StMAS an,
dass nicht alle Ziele gleichzeitig mit gleicher Intensität verfolgt werden
können. Nach der deutlichen Verringerung des Bestands
der eLb im Jahr 2013 gegenüber dem Jahr 2012 war mit einer Abschwächung der
Verringerung oder sogar einem Anstieg im Jahr 2014 zu rechnen. Das StMAS sieht
zukünftig jedoch ein Potenzial zur Erhöhung der Integrationsquote (Ziel 2) und
damit auch der Stabilisierung des Bestandes der eLb oder sogar einem Abbau
dieses Bestandes (Ziel 1). Aufgrund der
guten Ergebnisse bei Ziel 3 bestand aus Sicht des Ministeriums jedoch
kein weiterer Gesprächsbedarf bezüglich der Jahresendwerte 2014.
Im Einzelnen
konnten folgende Ergebnisse festgehalten werden:
-
Für Ziel 1 (Verringerung
der Hilfebedürftigkeit):
Es wurde kein konkreter Zielwert, aber eine Beobachtung vereinbart.
Die Summe der Leistungen zum Lebensunterhalt
stieg im Jahr 2014 im Vergleich zum Vorjahr (Jahresendwert Kennzahl 1: 5,8 %).
Der Jahresendwert liegt innerhalb des dritten Quartils im Vergleichstyp Ib. Die
Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (eLb) stieg (Jahresendwert
Ergänzungsgröße K1E2: 1,47 %). Der Wert entsprach zum Jahresende in etwa dem
Median im Vergleichstyp Ib. Das überdurchschnittlich gute Ergebnis des Jahres
2013 (Jahresendwerte im obersten Viertel) konnte 2014 nicht nochmals erreicht werden.
Bei überdurchschnittlichen Vorjahresergebnissen ist eine solche
Verschlechterung nach Ansicht des Ministeriums nicht unüblich.
-
Für Ziel 2 (Verbesserung
der Integration in Erwerbstätigkeit):
Das Jobcenter Landkreis Würzburg hat das für das Jahr 2014 vereinbarte
Ziel, die Integrationsquote um 3,0 % zu erhöhen, nicht erreicht; statt die
Integrationsquote um 3,0% zu steigern, sank diese um 6,03 %. Das überdurchschnittlich gute Ergebnis des
Vorjahres mit einer Steigerung um 19,3 % konnte nicht wiederholt werden.
Damit erreichte das Jobcenter - Landkreis Würzburg nur einen der hinteren
Plätze im Vergleichstyp.
Gleichwohl sind sowohl der Quote der nachhaltigen Integrationen
(Septemberwert K2E3) mit 62,71% als auch die Integrationsquote Alleinerziehender
(Jahresendwert Ergänzungsgröße K2E4) mit
20,82% überdurchschnittlich gut.
Die erreichten Jahresendwerte zu Ziel 2 sind nach Ansicht des StMAS für
sich alleine genommen nicht unproblematisch, aufgrund der deutlichen
Verringerung des Bestandes an eLb im Jahr 2013 gegenüber dem Jahr 2012 war
jedoch mit einer Abschwächung der Verringerung oder sogar einem Anstieg im Jahr
2014 zu rechnen.
-
Für Ziel 3 (Vermeidung
von langfristigem Leistungsbezug):
Das Jobcenter Landkreis Würzburg hat die vereinbarte Reduzierung des
Bestandes an Langzeitleistungsbeziehern (LzLb) um 2,0 % mit einer Verringerung um 2,1 % erreicht.
Im Vergleich zu den Jobcentern des Vergleichstyps Ib bewegt sich das
Jobcenter Landkreis Würzburg mit dem erreichten Wert am unteren Rand des besten
Quartils des Vergleichstyps. Gegenüber den Jahren 2012 und 2013 konnte eine
deutliche Verbesserung erreicht werden (Jahresendwerte im 3. Quartil).
Die Integrationsquote der LzLb (Jahresendwert Ergänzungsgröße K3E1 16,71
%) stellt einen der hinteren Werte im Vergleichstyp Ib dar. Die
Aktivierungsquote der LzLb (Jahresendwert Ergänzungsgröße K3E2) stellte mit
7,91 % im Vergleichstyp Ib einen der besten Werte dar. Sowohl die Zugangsrate
LzLb (Jahresendwert Ergänzungsgröße K3E3 2,13 %) als auch die Abgangsrate LzLb
(Jahresendwert Ergänzungsgröße K3E4 2,14 %) zählen zu den niedrigsten im
Vergleichstyp Ib.
Insgesamt sind die Ergebnisse des Jobcenters Landkreis Würzburg zu Ziel
3 aus Sicht des Ministeriums sehr erfreulich.
Von Seiten des
StMAS bestand aufgrund der guten Ergebnisse bei Ziel 3 kein weiterer
Gesprächsbedarf bezüglich der Jahresendwerte 2014. Bezüglich der auffällig
niedrigen Zugangszahlen bei eLb und LzLb bat das Ministerium um Mitteilung, ob
Erkenntnisse hierzu vorlägen.
Aus den Ausführungen/Feststellungen
des Ministeriums ließen sich nachstehende Erkenntnisse gewinnen:
Fazit zu Ziel 1:
Das Ergebnis des Vorjahres, eine Senkung der Ausgaben entgegen den
Trends auf Bundes-, Landes- und Vergleichstypebene, ließ sich 2014 nicht
wiederholen. Aufgrund der unerwartet guten Werte des Vorjahres war dies auch
nicht unbedingt zu erwarten, zumal es kaum direkte Einflussmöglichkeiten auf
die Ausgabenhöhe gibt. Den Trend der gestiegenen Ausgaben mussten auch die
anderen Optionskommunen in Bayern feststellten, wenn auch nicht ganz in dem
Umfang wie das Jobcenter Landkreis Würzburg. Von der sehr guten Platzierung im
Vorjahr fiel das Jobcenter Landkreis Würzburg auf einen Rang im unteren
Mittelfeld des Vergleichstyps Ib zurück.
Im Vergleich zum Vorjahr ließ sich 2014 ein geringer Anstieg der BG-
(von 1726 auf 1747 BGs) und der eLb-Zahlen (von 2172 auf 2210 eLb) leicht
rückläufigen Leistungsempfänger (LE)-Zahlen (von 3150 auf 3137) verzeichnen,
wobei bei den BGs trotz des sehr geringen Anstiegs eine Fluktuation von 43,7 %
zu verzeichnen war. Auffällig war, dass sowohl die Zugangs- als auch die
Abgangsrate der eLb zu den niedrigsten des Vergleichstyps Ib gehörte. Die
niedrige Zugangsrate scheint zumindest teilweise auf die vorgeschaltete
Sofortvermittlung zurück zu führen zu sein, durch die im Jahr 2014 insgesamt
189 Antragsbegehren nicht weiterverfolgt wurden. Dies alleine entspricht einer
nicht realisierten Zugangsrate vom 0,72 %-Punkten. Der größte
Einflussfaktor auf die Ausgaben ist die Steigerung der Abgangsraten und damit
auch weiterhin eine Steigerung der
Integrationsrate, da nur durch die Vermittlung in auskömmliche
Erwerbsbeschäftigung eine Senkung der
Leistungsbezieher und damit Verringerung
der Hilfebedürftigkeit erreicht werden kann (zu den hiermit verbundenen
Problemen vergleiche TOP 2 und 3 sowie nachfolgend „Fazit zu Ziel 2“).
Fazit zu Ziel 2:
Das Verfehlen des
Ziels 2, die Integrationsquote im Vergleich zum Vorjahr um 3 % zu erhöhen,
scheint paradoxerweise – trotz fast zwei Dritteln Langzeitleistungsbeziehern
(LzLb) - der besonders günstigen Situation des Arbeitsmarktes im Agenturbezirk
Würzburg und insbesondere im Landkreis Würzburg geschuldet zu sein. Die
Arbeitslosenquote für den Landkreis Würzburg lag im Jahr 2014 zwischen 3,0 und
2,5 % (im Jahresdurchschnitt bei 2,7 % und im Monat Mai 2015 sogar bei
lediglich 2,3 %), die SGB II-Quote lag bei durchschnittlich 1,0 Prozent. Damit
belegte das Jobcenter Landkreis Würzburg im letzten Jahr immer Platz 1 oder 2
im Vergleich zu den anderen Jobcentern des Agenturbezirks. Der
überdurchschnittlich guten Arbeitsmarktlage steht allerdings ein hoher Anteil
an LzLb im
Bereich des Jobcenter Landkreis Würzburg gegenüber. Dieser betrug im Jahresmittel
2014 60,29%. Angesichts der im Landkreis Würzburg nahezu vorherrschenden
Vollbeschäftigung und des lediglich strukturellen Bedarfs an qualifizierten
Fachkräften ist es schwierig, für dieses praktisch zu 100 % mit multiplen
Vermittlungshemmnissen behaftete Klientel passende Stellen am Arbeitsmarkt zu
finden und die LzLb zu
vermitteln. Diesen Umstand erkannte im Übrigen auch Staatssekretär Torben
Albrecht in der Podiumsdiskussion anlässlich des Tages der Jobcenter am
22.06.2015 an, als er darauf hinwies, dass in einigen Regionen ein
Fachkräftemangel auf eine verfestigte Langzeitarbeitslosigkeit trifft, und
daraus ganz besondere Herausforderungen erwachsen.
Darüber hinaus hat
auch das überdurchschnittlich gute Abschneiden des Jobcenters Landkreis Würzburg
im Vorjahr zumindest teilweise zu einem gewissen „Abschöpfeffekt“ geführt.
Aufgrund Umstrukturierungen im Jobcenter Landkreis Würzburg konnten gewisse
„schlummernde Reserven“ an womöglich noch arbeitsmarktnäheren Kunden - gerade
auch unter den LzLb - erkannt, aktiviert und vermittelt werden. Diese
„Reserven“ sind allerdings nunmehr weitgehend erschöpft, so dass eine
Wiederholung des guten Vorjahresergebnisses aufgrund dieses Sachverhalts nicht
mehr möglich ist.
Gerade beim
Personenkreis mit multiplen Vermittlungshemmnissen ist ein Integrationserfolg
nur mit einem hohen Einsatz an Personal und Eingliederungsmitteln zu erreichen.
Angesichts der weiterhin rückläufigen Eingliederungsmittel wird es deshalb
immer schwerer, diesen Personenkreis erfolgreich in Arbeit zu vermitteln.
Insgesamt betrug die Mittelausschöpfung bei den Verwaltungskosten 100 % und im
Eingliederungstitel 99,93 %.
Die
überdurchschnittlich gute Arbeitsmarktlage im Agenturbereich Würzburg und
insbesondere im Landkreis Würzburg dürfte mit ein Grund für die niedrigen
Zugangszahlen bei den eLB sein. Darüber hinaus wurde durch die Zusteuerung der
Kunden im Rahmen der Antragstellung von der Eingangszone zu der im Jobcenter
Landkreis Würzburg eingerichteten Sofortvermittlung im Jahr 2014 von 189
Antragstellern das Antragsbegehren nach Unterbreiten von Stellenangeboten nicht
weiter verfolgt. Dies entspricht einem Durchschnitt von 15,75 Anträgen pro
Monat. Bei durchschnittlichen 2196 eLB im Jahr 2014 entspricht dies einem nicht
realisierten Zugang von 0,72 %, der statistisch weder bei der Zugangsrate noch
bei den Integrationen ausgewiesen ist, da die Fälle gar nicht erst im
Fachverfahren angelegt und somit statistisch nicht erfasst werden.
Obgleich bei der Nachhaltigkeit der
Vermittlungen und der Integrationsquote Alleinerziehender überdurchschnittlich
gute Werte erzielt und auch andere Kennzahlen (z.B. Quote der
Eingliederungsvereinbarungen) konstant gesteigert werden konnten, sind die Bemühungen
zur Steigerung der Integrationsquote fortzusetzen, auch wenn dies
angesichts der geringer werdenden Ressourcen, der Nahezu-Vollbeschäftigung
im Arbeitsagenturbezirk und den nicht nachgefragten bzw. fehlenden
Qualifikationen der Kunden äußerst schwer fallen wird.
Fazit zu Ziel 3:
Die niedrige Zugangsrate bei den Langzeitbeziehern (LzLb) lässt sich im
Wesentlichen auch auf die vorstehend genannten Faktoren zurückführen. Aufgrund
des durch die sehr gute regionale Arbeitsmarktlage bedingten generell sehr
geringen Zuflusses an eLB stieg in der Folge auch die Anzahl der LzLb nur
gering an. Da sich die Vermittlungsbemühungen aufgrund der geringen Mittel
vorrangig auf die arbeitsmarktnäheren Klienten konzentrieren, wird außerdem
verhindert, dass die Neuzugänge so lange im Leistungsbezug verbleiben, dass sie
zu LzLbs werden.
Ein weiterer mutmaßlicher Faktor für die geringe Zugangsrate an LzLb
dürfte auch im geringeren Zugang an eLB im Jahr 2012 mit durchschnittlich 99
eLB pro Monat liegen, die – sofern nicht vorher integriert oder aus anderen
Gründen aus dem Leistungsbezug ausgeschieden sind - erst im Jahr 2014 aufgrund
durchgehenden Leistungsbezugs zu LzLbs werden konnten, sein.
Am Rande darf noch erwähnt werden, dass, um die Betreuung der eLB zu
optimieren und in Erwartung einer Vermeidung von LzLb im Jahr 2014 ein
Kontaktdichtekonzept für das Jobcenter des Landkreises Würzburg eingeführt
wurde. Inwieweit das angestrebte Ziel damit unterstützt werden kann wird die
Zukunft zeigen.
In welchem Ausmaß sich die abzusehende weitere Einschränkung der
Eingliederungsmittel zu Gunsten von Bundesprogrammen bei der Vermeidung von
LzLb als hinderlich erweist, bleibt abzuwarten. Es ist aber zu erwarten, dass
es zu weiteren Einschränkungen bei den Eingliederungsleistungen kommen wird,
die sich gerade bei arbeitsmarktferneren Kunden umso stärker auswirken werden,
soweit diese nicht das Glück haben, zu den Teilnehmern des ESF-Bundesprogramms
zur Eingliederung langzeitarbeitsloser Leistungsberechtigter zu gehören.
Für den Zielvereinbarungsprozess 2015 wurde
die Erprobung des im Jahr 2013 von Bund, Ländern, Bundesagentur für Arbeit und
kommunalen Spitzenverbänden beschlossenen und im Jahr 2014 erstmals probeweise
eingeführten dezentralen Planungsverfahrens fortgeführt. Mit Schreiben
vom 21.10.2014 übermittelte das StMAS die gemeinsamen Planungsunterlagen und
den Leitfaden Planung für die Zielsteuerung für das Jahr 2015 und leitete damit
den Zielvereinbarungsprozess ein.
Aufgrund der Erfahrungen aus dem damals noch neuen
Zielvereinbarungsverfahren 2014 wurden diesmal die Zielvereinbarungswerte
vorsichtiger gewählt. Im Vorjahr hatte sich trotz akribischer Auswertung der
Daten und vorsichtiger Bestimmung der Zielwerte erst im Nachhinein ergeben,
dass die
vom Landkreis Würzburg eingereichten Zielwertangebote teilweise deutlich über
den Zielen der vergleichbaren Jobcenter im Vergleichstyp oder im
Arbeitsamtsbezirk Würzburg lagen. Auf Basis
der übermittelten Planungsunterlagen sowie der Analyse der örtlichen
Rahmenbedingungen, der Ziele und Strategien des Jobcenters in Bezug auf
arbeitsmarktpolitische Instrumente, der organisatorischen Veränderungen mit
Auswirkung auf die Leistungen und Ergebnisse und der Analyse der Zielerreichung
des Jahres 2014 sowie den voraussichtlich zugeteilten
Mitteln, unterbreitete das Jobcenter Landkreis Würzburg dem StMAS mit
Schreiben vom 24.11.2014 ein Planungsdokument mit folgenden Angebotswerten:
Ziel 2:
Das Ziel ist im Jahr 2015 erreicht, wenn die Integrationsquote des
Jobcenters Landkreis Würzburg um nicht mehr als 1,5 % im Vergleich zum Vorjahr
sinkt.
Ziel 3:
Das Ziel ist im Jahr 2015 erreicht, wenn der durchschnittliche Bestand
an Langzeitleistungsbeziehern beim Jobcenter Landkreis Würzburg gegenüber dem
Vorjahr nicht steigt.
Mit E-Mail vom 02.10.2015 ist das StMAS, wie in § 4 der
Zielvereinbarung festgelegt, in einen Dialog zur Entwicklung der
Zielindikatoren eingetreten. Als Basis lagen die ausgehärteten Daten für die
Monate Januar bis Mai 2015 vor, nach deren Auswertung von Seiten des StMAS
folgende Ergebnisse festgehalten werden konnten:
-
Für Ziel 1 (Verringerung
der Hilfebedürftigkeit):
Es wurde kein konkreter Zielwert, aber ein Monitoring vereinbart. Im
Rahmen der vereinbarten Beobachtung der Entwicklung kann aus Sicht des StMAS
festgehalten werden, dass die Summe der Leistungen zum Lebensunterhalt beim
Jobcenter Landkreis Würzburg im Verlauf der ersten fünf Monate 2015 gestiegen sind, und zwar um ca. 2,7 %.
Mit diesem Wert belegt das Jobcenter Landkreis Würzburg einen guten Platz im zweiten Quartil (oberes Mittelfeld) im
Vergleichstyp Ib. Die erreichten Werte sind aus Sicht des Ministeriums akzeptabel.
-
Für Ziel 2 (Verbesserung
der Integration in Erwerbstätigkeit):
Das Jobcenter Landkreis Würzburg hat das für das Jahr 2015 vereinbarte
Ziel, die Integrationsquote um nicht
mehr als 1,5 % als im Vergleich zum Vorjahr sinken zu lassen, in den ersten
fünf Monaten des Jahres 2015 bezogen auf die Jahresfortschrittswerte erreicht und deutlich übertroffen. Bis
Mai ist die Integrationsquote im Vergleich zum Jahresfortschritt des Vorjahres
um ca. 19,3 Prozentpunkte gestiegen. Die Integrationsquote liegt leicht unter
dem Median des Vergleichstyps Ib, ist aber deutlich besser als das 2014
erzielte Ergebnis. Die Integrationsquote der Alleinerziehenden liegt über dem
Median des Vergleichstyps und der fünf nächsten Nachbarn im Vergleichstyp.
Die erreichten Werte sind aus Sicht des Ministeriums auch hier akzeptabel.
-
Für Ziel 3 (Vermeidung
von langfristigem Leistungsbezug):
Das Jobcenter Landkreis Würzburg hat das vereinbarte Ziel, den Bestand
an Langzeitleistungsbeziehern (LzLb) im
Vergleich zum Vorjahr nicht zu erhöhen, nicht erreicht, da die Anzahl der LzLb in den ersten fünf Monaten
des Jahres 2015 bezogen auf die Jahresfortschrittswerte um 0,7 % gestiegen ist. Damit lag das Jobcenter Landkreis Würzburg bei
Ziel 3 etwas besser als der Median des Vergleichstyps Ib, wie auch bei der
Ergänzungsgröße „Integrationsquote der LzLb“. Bei den Ergänzungsgrößen
„Aktivierungsquote der LzLb““ und Zugangsrate an LzLb“ lag das Jobcenter über
dem Mittelwert des Vergleichstyps.
Auch hier sind die Ergebnisse nach Aussage des Ministeriums trotz
Zielverfehlung akzeptabel.
Seitens des StMAS bestand aufgrund der
Ergebnisse bis einschließlich Mai 2015 kein weiterer Gesprächsbedarf, da die
Werte insgesamt akzeptabel sind.
Fazit zu den einzelnen Zielen:
Bei Ziel 1 ist bei allen Jobcentern im
Vergleichstyp Ib, den nächsten fünf Nachbarn im Vergleichstyp, den bayerischen
Jobcentern und den bayerischen Optionskommunen eine Ausgabensteigerung
festzustellen. Insoweit ist das Abschneiden des Jobcenters Landkreis Würzburg
im oberen Mittelfeld des Vergleichstyps unkritisch.
Insbesondere die Steigerung der Ausgaben bei
Leistungen für Unterkunft und Heizung dürften vor allem auf die Anpassung der
Mietobergrenzen im Landkreis Würzburg zum 01.01.2015 zurück zu führen sein.
Bei Ziel 2 ist anhand der bisher
vorliegenden ausgehärteten Zahlen bis Mai festzustellen, dass die anvisierten
Werte deutlich übertroffen werden. Im Vergleich zu den anderen Jobcentern im
Vergleichstyp Ib belegt das Jobcenter Landkreis Würzburg – bei gleichzeitiger
Steigerung zum Vorjahr - einen Platz im Mittelfeld. Insbesondere bei der
Nachhaltigkeit der Integrationen (Ergänzungsgröße K2E3) und der Integration von
Alleinerziehenden (Ergänzungsgröße K2E4) konnte das Jobcenter Landkreis
Würzburg überdurchschnittlich gute Werte erzielen. Die in den letzten Jahren
begonnenen Maßnahmen, insbesondere die Spezialisierung im Bereich
Alleinerziehende und die Einführung der Regionalteams, haben trotz der bereits
geschilderten Faktoren (Arbeitsmarktlage und Nahezu-Vollbeschäftigung im
Landkreis Würzburg, hoher Anteil LzLb mit multiplen Vermittlungshemmnissen, sinkendes
Eingliederungsmittelbudget und dadurch bedingte Zurückhaltung bei
Förderungsmaßnahmen) mehr Wirkung gezeigt, als in der vorsichtigen Bestimmung
des Zielwertes für 2015 vorausgesehen. Trotzdem wird aufgrund der bisherigen
Rahmenbedingungen und der zu erwartenden Auswirkungen im Jahr 2015 und 2016
(Übertritt von Flüchtlingen in den Regelkreis SGB II) eine Steigerung der
Integrationszahlen nur mit großem Aufwand - wenn überhaupt - möglich sein.
Bei Ziel 3 erweist sich eine
Integration von LzLb mit multiplen Vermittlungshemmnissen in Zeiten sinkender
Eingliederungsbudgets und Beinahe-Vollbeschäftigung wie bereits im Vorjahr
weiterhin als schwierig. Dabei spielt auch eine Rolle, dass aufgrund des erst
zum 01.11.2015 anlaufenden „ESF-Bundesprogramms zum Abbau der
Langzeitarbeitslosigkeit“ eine gewisse Zurückhaltung bei der Vermittlung von
LzLb zu verzeichnen war, um zum Programmstart eine ausreichende Zahl geeigneter
Teilnehmer sicherzustellen. Dafür spricht auch der Anstieg der
Aktivierungsquote bis Mai und die Verbesserung der Rangziffer im Vergleich zu
den anderen Jobcentern im Vergleichstyp Ib, in Bayern und zu den anderen
bayerischen Optionskommunen.
Debatte:
Auf Nachfrage erläutert Herr Schumacher, dass
Leistungsbezieher mit Erreichen der Altersgrenze aus dem
Arbeitslosengeld-II-Bezug fallen und gegebenenfalls einen Anspruch auf
aufstockende Grundsicherung im Alter nach SGB XII haben. Nach § 12a SGB II kann
darüber hinaus mit Vollendung des 63. Lebensjahres die Verpflichtung zur
vorzeitigen Beantragung einer vorrangigen Rente wegen Alters bestehen, auch
wenn dies mit zumutbaren Abschlägen verbunden ist.
Auf Nachfrage erläutert Herr Schumacher, dass
bei den Langzeitarbeitslosen zahlreiche Vermittlungshindernisse vorliegen und
keine Hauptgründe ausgemacht werden können
Die Frage von Herrn Kreisrat Endres in einem speziellen
Fall wurde zurückgestellt, da deren Beantwortung im Rahmen einer öffentlichen
Sitzung aus Gründen des Sozialdatenschutzes nicht möglich ist.
Auf die Frage nach den Gründen für die hohe
Fluktuation der Kunden erläutern Herr Schumacher und Herr Beutert, dass die
Gründe für das Ausscheiden aus dem Leistungsbezug sehr vielschichtig sind und
es keine Schwerpunkte gibt.
Herr Schmitt erläutert die Betreuung der
Alleinerziehenden im Bereich Integration.
Beschluss:
Der Sozialausschuss hat von den Ausführungen der Verwaltung Kenntnis genommen