Beschluss: einstimmig beschlossen

Debatte:

 

Das Konzept befindet sich in der Anlage zum Protokoll. Insbesondere weist Herr Rostek hinsichtlich der Beschlussfassung auf den Punkt 6.2. „Familienstützpunkte“ auf Seite 28 ff und auf den Punkt 6.3. „Zielsetzung des Modellprojektes Familienstützpunkte“ auf Seite 30 hin.

 

Frau stv. Landrätin Schäfer weist darauf hin, dass der Familienstützpunkt Giebelstadt schon relativ weit vorangeschritten ist. Deshalb könne in der heutigen Sitzung bereits von ersten Erfahrungen eines Familienstützpunktes gesprochen werden. Sie stellt Frau Renate Scheiner, Diplom-Pädagogin und Fachkraft für das Modellprojekt Familienstützpunkt in Giebelstadt, vor und bittet sie um ihren Erfahrungsbericht.

 

Frau Renate Scheiner ist seit September 2010 mit 10 Wochenstunden in Giebelstadt in enger Anbindung an die Außenstelle der Erziehungsberatungsstelle des Sozialdienstes kath. Frauen (SkF) tätig. Sie ist über die Modellförderung des Freistaates und des Landkreises unter der Trägerschaft des SkF angestellt.

 

In einer ersten Phase ging es darum, genau hinzusehen, wie die Situation im Ort sich darstellt, um in einer zweiten Phase mit den Beteiligten vor Ort im Rahmen der Steuerungsgruppe zusammenzuarbeiten und gemeinsam Handlungsschwerpunkte festzulegen. Im September 2010 gab es eine Auftaktveranstaltung „Zukunftswerkstatt Familie“ für einen Fach- und Multiplikatorenkreis aus dem Raum Giebelstadt. Insgesamt 25 Personen haben an Zukunftsvisionen der Familienbildung und des Familienlebens in der Gemeinde gearbeitet. In den darauffolgenden Monaten wurde eine umfassende Bestandsaufnahme aller familienrelevanten Einrichtungen im Ort durchgeführt, wurde ein Überblick über die Struktur der dort lebenden Familien und deren Bedürfnisse verschafft. Ergänzend dazu wurden durch Befragungen und Experteninterviews eine kritische Bewertung der Ist-Situation und eine Bedarfsanalyse durchgeführt. Insgesamt stellen die Bestandserhebung und die Bedarfsanalyse eine Umfeldanalyse für den Markt Giebelstadt dar, die in der örtlichen Steuerungsgruppe des Modellprojektes eingebracht wurde. Die Steuerungsgruppe diskutiert die Ergebnisse, entwickelt Handlungsstrategien und Handlungsmöglichkeiten. In einem ersten Schritt wurden folgende Aufgabenfelder festgelegt:

 

·         Unterstützung von jungen Familien mit Kindern im Alter von 0 – 4 Jahren

·         Begleitung von ausländischen Frauen und deren Familien

·         Kooperation mit dem Jugendzentrum Giebelstadt für Familien mit Kindern in der 1. und 2. Klasse (Familiennachmittage)

·         Zusammenarbeit mit den Kindergärten und der Erziehungsberatungsstelle

·         wohnortnahe Informations- und Kontaktstelle für Fragen und Anliegen rund um Familie und Familienbildung (Brückeninstitution)

 

Herr KR Rüger bezieht sich auf die Aussage, dass Eltern mit älteren Kindern schwer erreichbar werden und fragt an, woran dies liege. Einen Hinweis sieht er darin, dass Problemlagen mit älteren Kindern und Jugendlichen, wie z.B. Schulverweigerer, nicht über die Familienbildung angemessen thematisiert werden können, eher andere Hilfesysteme greifen. Herr Rostek bestätigt, dass die intensiveren Problemlagen bei Jugendlichen in der Regel auch individuell und nicht über Bildungsangebote  bearbeitet werden.  Der Familienbildung geht es aber auch darum, erzieherische Themen und Familienthemen, unabhängig von individuellen Problemlagen, zu thematisieren und hier gibt es durchaus Potenzial für Angebote. Eltern erreicht man mit Erziehungsbildungsthemen leichter, so lange die Kinder noch klein sind. Mit  zunehmendem Alter wird das zunehmend schwierig. Hierin sehen wir eine Aufgabe des Modellprojektes Familienstützpunkt.

 

Herr Claus Schreiner fragt an, wie die Resonanz, wie z.B. beim Familientag, in Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum war. Frau Scheiner antwortet, dass 9 Familien teilgenommen haben. Auf die Frage von Herrn Schreiner, ob der Familienstützpunkt Giebelstadt schon weiter vorangeschritten ist als dies im Modellprojekt eigentlich vorgesehen ist, antwortet Herr Rostek, dass natürlich immer die bisherige Situation berücksichtigt werden muss. Im Landkreis Würzburg gab es für den Familienausschuss schon vielfältige Aktivitäten im Bereich der Familienbildung, so dass wir nicht ganz vorne anfangen. Aus diesem Grunde gibt es die Situation, dass wir relativ frühzeitig bereits den Familienstützpunkt Giebelstadt festgelegt haben.

Herr Fröhlich vom SkF bezieht sich nochmals auf die Frage, warum Eltern mit Kleinkindern besser erreicht werden können. Er sieht einen Grund auch darin, dass die Institution Kindergarten sich viel stärker um das Thema Familienbildung bemüht als das z.B. in der Schule der Fall ist.

Frau Müller (Diakonisches Werk) fragt an, ob es schon Überlegungen hinsichtlich der Weiterführung des Modellprojektes nach Ablauf des Förderzeitraumes gibt. Frau stv. Landrätin Schäfer antwortet, dass der Familienausschuss sich mit genau diesen Fragen befassen muss.

Frau Scheiner ergänzt, dass es durch ein Angebot, wie das Modellprojekt, durchaus Chancen gibt, durch örtliche Vernetzung so ein Vorhaben anzustoßen und auf Nachhaltigkeit hinzuwirken. Herr Rostek ergänzt, dass es – wie im Konzept vorgestellt – zu den Zielvorstellungen im 2. Projektjahr gehört, Strategien hinsichtlich einer Weiterführung der Familienstützpunkte nach Auslauf der Projektförderung zu entwickeln. Wie das im Detail aussieht kann heute noch nicht beantwortet werden, das wird dem Ergebnis der Sensibilisierung der Kommunalpolitik durch das Modellprojekt und der fortlaufenden Diskussion im Familienausschuss vorbehalten sein.

Herr KR Krämer fragt kritisch an, ob es wirklich nötig sei, auf örtlicher Ebene Angebote, wie Mutter-Kind-Turnen oder musikalische Früherziehung, durch den Familienstützpunkt anzubieten, da es doch dafür örtliche Organisationen gibt. Zum Zweiten fragt er an, in wie fern hinsichtlich der schweren Erreichbarkeit von Familien mit älteren Kindern und Jugendlichen Kontakte zu den entsprechenden örtlichen Vereinen geknüpft werden. Herr Rostek antwortet zur ersten Frage, dass es natürlich nicht Aufgabe des Familienstützpunktes ist, Mutter-Kind-Turnen oder musikalische Früherziehung durchzuführen, wohl aber kann es eine Aufgabe sein, einen Anstoß zu geben, dass dies selbst organisiert durch einen Verein oder eine Initiative umgesetzt wird und der Familienstützpunkt sich dann sukzessive wieder herausnehmen kann.  Es ist nicht vorrangige Aufgabe des Familienstützpunktes, eigene Angebote zu schaffen und durchzuführen, sondern die vor Ort bestehenden Angebote und Strukturen im gegenseitigen Nutzen zusammenzuführen. Die Erfahrung in allen 3 Familienstützpunkt-Standorten hat bisher ergeben, dass es Vieles vor Ort gibt, aber auch wenig Wissen voneinander.

Frau Scheiner ergänzt, dass es Aufgabe des Familienstützpunktes in dem Punkt war, Nachfrage und nötige Angebote und Personen zusammenzuführen, um daraus ein Angebot zu entwickeln. Herr KR Krämer plädiert für neutrale und einrichtungsunabhängige Angebote der Familienbildung insbesondere bei der Thematik mit älteren Jugendlichen, da seiner Ansicht nach gerade diese Zielgruppe sich immer mehr aus den sozialen Institutionen herauslöst. Deshalb müsse auch der Familienstützpunkt offen ausgerichtet sein.

Nachdem keine weiteren Wortmeldungen mehr vorliegen, schreitet Frau stv. Landrätin Schäfer zur Abstimmung.


Beschluss:

 

Der Familienausschuss stimmt dem von der Verwaltung vorgeschlagenen Konzept „Familienstützpunkt für den Landkreis Würzburg“ zu und beauftragt das Jugendamt mit der Einrichtung und Umsetzung von drei Familienstützpunktstandorten in den Gemeinden Giebelstadt und Kürnach sowie dem Gemeindeverbund Waldbüttelbrunn-Hettstadt-Greußenheim.