Sitzung: 09.05.2011 Familienausschuss
Beschluss: einstimmig beschlossen
Debatte:
Das Konzept befindet sich in der Anlage zum Protokoll. Insbesondere
weist Herr Rostek hinsichtlich der Beschlussfassung auf den Punkt 6.2.
„Familienstützpunkte“ auf Seite 28 ff und auf den Punkt 6.3. „Zielsetzung des
Modellprojektes Familienstützpunkte“ auf Seite 30 hin.
Frau stv. Landrätin Schäfer weist darauf hin, dass der
Familienstützpunkt Giebelstadt schon relativ weit vorangeschritten ist. Deshalb
könne in der heutigen Sitzung bereits von ersten Erfahrungen eines
Familienstützpunktes gesprochen werden. Sie stellt Frau Renate Scheiner,
Diplom-Pädagogin und Fachkraft für das Modellprojekt Familienstützpunkt in
Giebelstadt, vor und bittet sie um ihren Erfahrungsbericht.
Frau Renate Scheiner ist seit September 2010 mit 10 Wochenstunden in
Giebelstadt in enger Anbindung an die Außenstelle der Erziehungsberatungsstelle
des Sozialdienstes kath. Frauen (SkF) tätig. Sie ist über die Modellförderung
des Freistaates und des Landkreises unter der Trägerschaft des SkF angestellt.
In einer ersten Phase ging es darum, genau hinzusehen, wie die Situation
im Ort sich darstellt, um in einer zweiten Phase mit den Beteiligten vor Ort im
Rahmen der Steuerungsgruppe zusammenzuarbeiten und gemeinsam
Handlungsschwerpunkte festzulegen. Im September 2010 gab es eine Auftaktveranstaltung
„Zukunftswerkstatt Familie“ für einen Fach- und Multiplikatorenkreis aus dem
Raum Giebelstadt. Insgesamt 25 Personen haben an Zukunftsvisionen der
Familienbildung und des Familienlebens in der Gemeinde gearbeitet. In den
darauffolgenden Monaten wurde eine umfassende Bestandsaufnahme aller
familienrelevanten Einrichtungen im Ort durchgeführt, wurde ein Überblick über
die Struktur der dort lebenden Familien und deren Bedürfnisse verschafft.
Ergänzend dazu wurden durch Befragungen und Experteninterviews eine kritische
Bewertung der Ist-Situation und eine Bedarfsanalyse durchgeführt. Insgesamt
stellen die Bestandserhebung und die Bedarfsanalyse eine Umfeldanalyse für den
Markt Giebelstadt dar, die in der örtlichen Steuerungsgruppe des Modellprojektes
eingebracht wurde. Die Steuerungsgruppe diskutiert die Ergebnisse, entwickelt
Handlungsstrategien und Handlungsmöglichkeiten. In einem ersten Schritt wurden
folgende Aufgabenfelder festgelegt:
·
Unterstützung
von jungen Familien mit Kindern im Alter von 0 – 4 Jahren
·
Begleitung
von ausländischen Frauen und deren Familien
·
Kooperation
mit dem Jugendzentrum Giebelstadt für Familien mit Kindern in der 1. und 2.
Klasse (Familiennachmittage)
·
Zusammenarbeit
mit den Kindergärten und der Erziehungsberatungsstelle
·
wohnortnahe
Informations- und Kontaktstelle für Fragen und Anliegen rund um Familie und
Familienbildung (Brückeninstitution)
Herr KR Rüger bezieht sich auf die Aussage, dass Eltern mit älteren
Kindern schwer erreichbar werden und fragt an, woran dies liege. Einen Hinweis
sieht er darin, dass Problemlagen mit älteren Kindern und Jugendlichen, wie
z.B. Schulverweigerer, nicht über die Familienbildung angemessen thematisiert
werden können, eher andere Hilfesysteme greifen. Herr Rostek bestätigt, dass die
intensiveren Problemlagen bei Jugendlichen in der Regel auch individuell und
nicht über Bildungsangebote bearbeitet
werden. Der Familienbildung geht es aber
auch darum, erzieherische Themen und Familienthemen, unabhängig von
individuellen Problemlagen, zu thematisieren und hier gibt es durchaus
Potenzial für Angebote. Eltern erreicht man mit Erziehungsbildungsthemen
leichter, so lange die Kinder noch klein sind. Mit zunehmendem Alter wird das zunehmend
schwierig. Hierin sehen wir eine Aufgabe des Modellprojektes
Familienstützpunkt.
Herr Claus Schreiner fragt an, wie die Resonanz, wie z.B. beim
Familientag, in Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum war. Frau Scheiner
antwortet, dass 9 Familien teilgenommen haben. Auf die Frage von Herrn
Schreiner, ob der Familienstützpunkt Giebelstadt schon weiter vorangeschritten
ist als dies im Modellprojekt eigentlich vorgesehen ist, antwortet Herr Rostek,
dass natürlich immer die bisherige Situation berücksichtigt werden muss. Im
Landkreis Würzburg gab es für den Familienausschuss schon vielfältige
Aktivitäten im Bereich der Familienbildung, so dass wir nicht ganz vorne
anfangen. Aus diesem Grunde gibt es die Situation, dass wir relativ frühzeitig
bereits den Familienstützpunkt Giebelstadt festgelegt haben.
Herr Fröhlich vom SkF bezieht sich nochmals auf die Frage, warum Eltern
mit Kleinkindern besser erreicht werden können. Er sieht einen Grund auch
darin, dass die Institution Kindergarten sich viel stärker um das Thema
Familienbildung bemüht als das z.B. in der Schule der Fall ist.
Frau Müller (Diakonisches Werk) fragt an, ob es schon Überlegungen
hinsichtlich der Weiterführung des Modellprojektes nach Ablauf des
Förderzeitraumes gibt. Frau stv. Landrätin Schäfer antwortet, dass der
Familienausschuss sich mit genau diesen Fragen befassen muss.
Frau Scheiner ergänzt, dass es durch ein Angebot, wie das Modellprojekt,
durchaus Chancen gibt, durch örtliche Vernetzung so ein Vorhaben anzustoßen und
auf Nachhaltigkeit hinzuwirken. Herr Rostek ergänzt, dass es – wie im Konzept
vorgestellt – zu den Zielvorstellungen im 2. Projektjahr gehört, Strategien
hinsichtlich einer Weiterführung der Familienstützpunkte nach Auslauf der
Projektförderung zu entwickeln. Wie das im Detail aussieht kann heute noch
nicht beantwortet werden, das wird dem Ergebnis der Sensibilisierung der
Kommunalpolitik durch das Modellprojekt und der fortlaufenden Diskussion im
Familienausschuss vorbehalten sein.
Herr KR Krämer fragt kritisch an, ob es wirklich nötig sei, auf
örtlicher Ebene Angebote, wie Mutter-Kind-Turnen oder musikalische
Früherziehung, durch den Familienstützpunkt anzubieten, da es doch dafür
örtliche Organisationen gibt. Zum Zweiten fragt er an, in wie fern hinsichtlich
der schweren Erreichbarkeit von Familien mit älteren Kindern und Jugendlichen
Kontakte zu den entsprechenden örtlichen Vereinen geknüpft werden. Herr Rostek
antwortet zur ersten Frage, dass es natürlich nicht Aufgabe des
Familienstützpunktes ist, Mutter-Kind-Turnen oder musikalische Früherziehung
durchzuführen, wohl aber kann es eine Aufgabe sein, einen Anstoß zu geben, dass
dies selbst organisiert durch einen Verein oder eine Initiative umgesetzt wird
und der Familienstützpunkt sich dann sukzessive wieder herausnehmen kann. Es ist nicht vorrangige Aufgabe des
Familienstützpunktes, eigene Angebote zu schaffen und durchzuführen, sondern
die vor Ort bestehenden Angebote und Strukturen im gegenseitigen Nutzen
zusammenzuführen. Die Erfahrung in allen 3 Familienstützpunkt-Standorten hat
bisher ergeben, dass es Vieles vor Ort gibt, aber auch wenig Wissen
voneinander.
Frau Scheiner ergänzt, dass es Aufgabe des Familienstützpunktes in dem
Punkt war, Nachfrage und nötige Angebote und Personen zusammenzuführen, um
daraus ein Angebot zu entwickeln. Herr KR Krämer plädiert für neutrale und
einrichtungsunabhängige Angebote der Familienbildung insbesondere bei der
Thematik mit älteren Jugendlichen, da seiner Ansicht nach gerade diese
Zielgruppe sich immer mehr aus den sozialen Institutionen herauslöst. Deshalb
müsse auch der Familienstützpunkt offen ausgerichtet sein.
Nachdem keine weiteren Wortmeldungen mehr vorliegen, schreitet Frau stv.
Landrätin Schäfer zur Abstimmung.
Beschluss:
Der Familienausschuss stimmt dem von der Verwaltung vorgeschlagenen Konzept „Familienstützpunkt für den Landkreis Würzburg“ zu und beauftragt das Jugendamt mit der Einrichtung und Umsetzung von drei Familienstützpunktstandorten in den Gemeinden Giebelstadt und Kürnach sowie dem Gemeindeverbund Waldbüttelbrunn-Hettstadt-Greußenheim.