Debatte:
Herr
Stumpf, Leiter der Stabsstelle Landrat, erläutert den vorliegenden
Sachverhalt.
Kreisrat
Halbleib, MdL, äußert sich, dass das Energiekonzept nur die Grundlage sei. Er habe in
der letzten Kreistagssitzung gebeten, bis heute konkrete Maßnahmenvorschläge
als Beratungsgrundlage vorzulegen. Dies sei jedoch nicht der Fall.
Festzustellen sei, dass zumindest eine Vorauswahl der möglichen Arbeitsfelder
getroffen wurde, wobei es sich hierbei eher um allgemeine Themen und
Arbeitsfelder handele. Er greift verschiedene Punkte aus der Vorlage auf, wie
z.B. die Kooperation mit Landkreisgemeinden, die verstärkte Kommunikations- und
Öffentlichkeitsarbeit oder die Zusammenarbeit mit der Stadt Würzburg. Hier
hätte er zumindest erwartet zu erfahren, welche Schwerpunkte, welche Ziele,
welche konkreten Arbeitsschritte geplant seien. Er hätte sich auch gewünscht,
zum Schlagwort Energieprojekte in Kindergärten und Schulen zumindest grobe
Vorstellungen vorgelegt zu bekommen.
Es müsse darüber nachgedacht werden, ob zur
Umsetzung des Energiekonzeptes auch Kooperations- und Umsetzungspartner
benötigt werden. Auch sollte man zeitlich bestimmte Vorstellungen geben.
Er ist der festen Überzeugung, dass das
Kommunalunternehmen mit einbezogen werden sollte. Er sieht den Landkreis nach
wie vor als eine Einheit, aus staatlichem Landratsamt, den Landkreisaufgaben
und dem Kommunalunternehmen. Seine Bitte sei, beide Aspekte noch stärker mit
einzubeziehen.
Kreisrätin
Heußner hält das Energiekonzept des Landkreises Würzburg für ein spannendes Buch
voller interessanter Zahlen. Dieses offenbare eine beachtliche Aktivität in
Sachen Energiewende im Landkreis und, dass viele Bürgerinnen und Bürger, auch
Gemeinden und Unternehmen bereit sind, hier zu investieren. Energiesparen,
Energie effizienter nutzen und erneuerbare Energien etablieren, das kommt allen
zugute. Von allein läuft die Energiewende nicht. Sie braucht die klare
Unterstützung von der Politik, z.B. Thema Windkraft.
Sie verweist auf das bayer. Energiekonzept,
das eine Verzehnfachung des Beitrags der Windkraft auf 6 bis 10 % des Strombedarfs
vorsieht. Hierzu sollen in Bayern 1000 – 1500 Windkraftanlagen bis zum Jahr
2021 errichtet werden. Bis zum Jahr 2012 waren es 559. In Unterfranken stehen
jetzt 135 Anlagen, 50 davon im Landkreis Würzburg. Für den Erfolg, nicht nur
für unser Energiekonzeptes wäre es gut, wenn die genannten Zielsetzungen der
bayer. Windkraftpolitik erhalten bliebe. Es
dürfe nicht sein, wenn durch veränderte Regionalplanung oder durch neue
Abstandflächenfestsetzungen für Windkraftanlagen, ein großes Potenzial für Wertstoff
aus erneuerbaren Energien auf einen kläglichen Rest reduziert werde. Eine
Studie des Fraunhofer Institutes habe ergeben, dass die Windenergie an Land bis
zu 65 % des Strombedarfs in Deutschland decken kann, wenn man 2 % der Fläche
für Windenergieanlagen zur Verfügung stellen würde. Das sind hervorragende
Aussichten. Und das ist nur ein Bereich der erneuerbaren Energien.
Zurück zum Landkreis. Aus dem vorliegenden
Energiekonzept wurde eine Reihe von Maßnahmen entwickelt, die der praktischen
Umsetzung dienen sollen. Die Grünen begrüßen diese konkreten Maßnahmen. Auf
diese Weise muss das Energiekonzept nicht nur eine zeitgemäße Absichtserklärung
bleiben, sondern es kann eine aktive Weiterentwicklung und Systematisierung der
bereits begonnenen Aktivitäten bedeuten. Deswegen stimmen die Grünen
grundsätzlich den vorgeschlagenen Maßnahmen zu und regen an, deren Wirksamkeit
regelmäßig zu prüfen. Insbesondere bei den zahlreichen Beratungsangeboten, bei
Kooperations- und Abstimmungsvorgaben sei es für den Kreistag von großem
Interesse, ob und wenn ja, welche Projekte aus diesen Beratungen heraus
entstehen. Die Grünen seien da jedenfalls schon sehr gespannt darauf.
Kreisrat
Henneberger ist der Meinung, dass die eigenen Handlungsfelder unterrepräsentiert
sind. Die Kooperationen seien sehr wichtig, er glaube jedoch, wenn der
Landkreis wirklich etwas tun möchte, müsse dieser selbst primär bei sich
anfangen.
Als Beispiel spricht er den Abschnitt zum
Thema Kraftstoffeinsparung an. Er hält effiziente Motoren für eine Möglichkeit
Kraftstoff einzusparen, jedoch habe der Landkreis den öffentlichen Nahverkehr.
Hier müsse man sich Gedanken machen, ob in dem Bereich eine Bewusstseinsänderung,
eine Angebotserweiterung viel schneller Effizienz bringe. Er hält diesen
Bereich für deutlich unterrepräsentiert.
Die ÖDP werde diesem Konzept zustimmen, da
es zumindest ein Weg in die richtige Richtung sei. Er begrüße es grundsätzlich,
dass der Landkreis auf dem Gebiet etwas tut. Ihm wäre es sehr wichtig, dass der
Landkreis in seinem eigenen Bereich aktiver handle. Er betont, dass jetzt in
der Phase der Vorbereitung der Projekte auch konkret im Nahverkehr etwas
gesehen müsse, denn dort sei Energieeinsparung im breiten möglich.
Kreisrat
Ländner, MdL, vertritt die Auffassung, dass bevor über fehlende Konkretisierungen
gesprochen werde, zunächst der Umweltausschuss und der Verwaltungsrat des
Kommunalunternehmens tagen sollten. Zur Aussage von Kollegin Heußner bezüglich
der vom Umweltminister geforderten Windkraftanlagen merkt er an, dass der
Landkreis Würzburg bereits mehr als 100 % erfüllt habe, nämlich inzwischen
doppelt so viele, wie gefordert.
Konkret müssen man werden, gemeinsam mit
unseren Partnern, mit den Kommunen, mit dem Kommunalunternehmen und konkret
werde man auch werden, mit denen, mit denen der Landkreis die Energiewende
umsetzen wollen, nämlich mit den Menschen vor Ort.
Ein Aspekt, den er auch schon im
Kreisausschuss angesprochen habe, und immer wieder ansprechen werde:
Energiewende habe nicht nur den Inhalt, mehr Energie und das am besten
regenerativ mit möglichst viel Windkraftanlagen zu erzeugen, sondern
Energiewende habe auch den Aspekt des Energiesparens. Hier dankt er Kollegen
Henneberger für dessen Hinweis. Er freue sich auf die Diskussionen in den
nächsten Wochen und Monaten, dieses schöne Konzept dann in großer Gemeinsamkeit
umzusetzen.
Kreisrat
Fuchs bedankt sich bei Herrn Landrat und der Verwaltung für die schnelle
Bearbeitung und Erstellung eines Konzeptes.
Er gibt Kollegin Heußner und Kollegen Ländner
Recht. Die Umsetzung sei wichtig und liege in unseren Händen. Hierfür benötige
man natürlich die Gemeinden und die Bürgerinnen und Bürger. Die Verunsicherung
bei den Bürgern sei jedoch riesig. Daher habe die Gemeinde Rottendorf eine
eigene Initiative gestartet. Diese biete mit Unterstützung der Gemeinde
Eigentümern einen Zuschuss von 150 € für
die Erstellung eines Gutachtens pro Haus und 30 € pro Energiegutachten für
Stromersparnis. Man müsse den Leuten zu verstehen geben, dass es wichtig ist,
Energie einzusparen. Er gehe davon aus, dass
das Energiekonzept heute einstimmig
beschlossen wird.
Kreisrat
Seifert knüpft mit seinem Statement an seinen Vorredner an. Er teilt mit, dass
es heute keinen einstimmigen Beschluss geben werde.
Das vorliegende Konzept könne man mit einem
Satz zusammenfassen: „Außer Spesen, nichts gewesen“. Der Landkreis habe für
viel Papier, viel Geld und wenig Inhalt etwas produzieren lassen, was
eigentlich überflüssig sei. Es fehle so ziemlich alles: konkrete Vorschläge,
das ein oder andere sei ja schon vorgetragen worden. Auch fehle die
Kosten/Nutzenfrage. Diese sei völlig ausgeklammert. Mit diesem Konzept
unterstütze der Landkreis die derzeitige Energiepolitik und hat damit auch
Mitverantwortung für den ständig in die Höhe gehenden Strompreis. Denn die
Zwangsabgabe auch für Strom aus Solar, Wind- und Biogasanlagen, nach dem
Erneuerbaren Energiegesetz (EEG) gleicht die fehlende Marktfähigkeit
prinzipiell aus. Die sogenannte Energiewende sei ein sinnloses, äußerst
unsoziales und vor allem teures Experiment, das zum Scheitern verurteilt ist.
Dies sei in verschiedenen Lektüren nachzulesen. Er höre hier in allen
Fraktionen nur begeisterte Zustimmung. Er frage sich, wie das finanziert werden
soll.
Diese Energiepolitik sei ein deutscher
Irrweg. Unnötig verteuert, verteuert viel Energie und gefährdet unsere sichere
Energieversorgung. Der Landkreis unterstütze mit seinem Energiekonzept diesen
Irrweg. Die Republikaner werden deshalb diesen Weg nicht mitgehen.
Landrat
Nuß stellt zusammenfassend fest, ausgenommen von der letzten Wortmeldung
- liege man in den Fraktionen nah
beieinander. Er verstehe einerseits die Ungeduld, er stimme Kollegen Ländner
und Fuchs zu. Die Energiewende sei eine große gesellschaftliche Herausforderung,
bei der jeder – wo er kann – seinen Beitrag zu leisten habe.
Bereits vor der Verabschiedung des
Energiekonzeptes seien schon viele Dinge umgesetzt worden. Als Beispiele nennt
er den Dachausbau im Amtsgebäude, den Einbau einer Pelletsheizung, den Umbau
des Gebäudes in der Friesstraße. Was jetzt noch fehle, sei der Aspekt der
Beratung der Bürger. Dies schaffe man nur mit Partnern, Schulen, Kindergärten,
den Gemeinden und vor allem auch der Stadt Würzburg.
Vor 2 Wochen habe man ein Gespräch mit der
Stadt Würzburg geführt. Hierbei ging es konkret darum, dass in der Domstraße
ein neues WVV-Gebäude entstehen soll, in dem eine städtische Beratungsstelle
eingerichtet werde. Es stelle sich nun die Frage, ob sich der Landkreis in irgendeiner
Weise daran beteiligt. Diese Mitarbeiter könnten dann evtl. auch in den
Gemeinden professionelle Beratungen durchführen.
Nachdem keine weiteren Wortmeldungen
vorliegen, trägt Herr Landrat Nuß den
Beschlussvorschlag vor.
Beschluss:
Basierend auf dem im Energiekonzept enthaltenen energiepolitischen Leitbild (Seiten 182 bis 185) und den Maßnahmenempfehlungen (Seiten 73 bis 74 bzw. im Detail Seiten 149 bis 181) sowie unter Berücksichtigung der Diskussionsbeiträge in der Kreistagssitzung vom 26.07.13 werden folgende konkrete Einzelmaßnahmen beschlossen und wird die Verwaltung mit deren Umsetzung beauftragt, womit der Einsatz erneuerbarer Energieträger unterstützt und zur Senkung des Energieverbrauchs beigetragen werden soll.
Maßnahme |
Monatliche Erfassung der Energieverbräuche der
kreiseigenen Gebäude, aufgeschlüsselt nach Energieträger
(Verbrauchsmonitoring) |
Untersuchung von Energie-Einsparpotenzialen in
den kreiseigenen Liegenschaften und deren Ausschöpfung |
Fortführung
der Energieberatung für private Hausbesitzer in den Gemeinden |
Fortführung
der 14-tägigen Energieberatung mit der Stadt Würzburg der Umweltstation der
Stadt Würzburg |
Anreize
zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs für die Bediensteten des Landkreises |
Schulung
der Hausmeister öffentlicher Gebäude / Einrichtungen |
Einrichtung
eines Arbeitskreises regionaler Energieerzeuger / Energieversorger zur
Abstimmung der Aktivitäten |
Kooperation/Abstimmung
mit Stadt Würzburg |
Kooperation/Abstimmung mit den Landkreisgemeinden
(Moderationsfunkton) |
Unterstützung
bestehender Arbeitskreise für Unternehmen |
Energiepartnerschaft
mit den Partnerlandkreisen Mateh Yehuda und Olmütz |
Anregung von Energieprojekten in Kindergärten und
Schulen |
Verstärkte Kommunikations- und
Öffentlichkeitsarbeit |
Die Landkreisverwaltung wird mit der konkreten Ausarbeitung zur Umsetzung dieser Maßnahmen beauftragt, wofür im Haushaltsplan 2014 30.000 Euro eingestellt werden sollten.
Zur weiteren
Veranlassung an S 1
Zur Kenntnis an