Sitzung: 05.10.2023 Jugendhilfeausschuss
Beschluss: zur Kenntnis genommen
Anlagen:
Präsentation
Übersicht aller
Handlungsempfehlungen
Sachverhalt:
Aktueller Stand
der Bildungsregion stadt.land.wü.
Stadt und
Landkreis Würzburg bewerben sich gemeinsam um das Qualitätssiegel des
Staatsministeriums für Unterricht und Kultus „(Digitale) Bildungsregionen in
Bayern“. Als Grundlage der Bewerbung ist ein regionales Gesamtkonzept zu
verfassen. Die wesentlichen Inhalte hierfür wurden in einem partizipativen
Prozess in Arbeitskreisen anhand der sogenannten Säulen mit festgelegten thematischen
Schwerpunkten erarbeitet.
Der Aufbau des
Gesamtkonzepts
Für das Siegel
„(Digitale) Bildungsregion in Bayern“ muss die Kommune ein „Regionales
Gesamtkonzept“ als Bewerbung bei der Konferenz der Schulaufsicht einreichen.
Das Gesamtkonzept befindet sich aktuell in der Fertigstellung und wird folgende
Punkte umfassen:
I.
Einführung
A. Das sind wir –
stadt.land.wü.
B. Ein Blick in die
Bildungslandschaft
C. Bildungsplanung in Stadt
und Landkreis
D. Auf dem Weg zur
Bildungsregion
II. Ergebnisse aus der
Arbeit zur Bildungsregion stadt.land.wü.
A. Säule 1
„Übergangsmanagement – Brücken bauen zwischen Bildungspfaden“
B. Säule 2 „Netzwerke,
Kooperationen und Bildungspartnerschaften“
C. Säule 3
„Bildungsgerechtigkeit – Alle Talente in der Region fördern“
D. Säule 4 „Lebenslanges
Lernen und generationsübergreifende Angebote“
E. Säule 5 „Bildung im
gesellschaftlichen und demografischen Wandel“
F. Säule 6 „Bildungsarbeit
im digitalen Zeitalter – Digitalisierung gemeinsam gestalten“
III. Die
Handlungsempfehlungen
IV. Ausblick
Inhalt der
Säulen mit Handlungsempfehlungen
Nach der
Auftaktveranstaltung, dem 1. Dialogforum am 2. Mai 2022, wurden die sechs
inhaltlichen Säulen der (Digitalen) Bildungsregion stadt.land.wü. in
Arbeitskreisen bearbeitet. Diese Arbeitskreise haben sich zwischen Mai 2022 und
Februar 2023 regelmäßig zu den unter II. stehenden Säulenthemen getroffen. Das
Ziel der gemeinsamen Arbeit war es, für jedes der sechs Themen folgende
Leitfragen bezogen auf die Region Würzburg zu bearbeiten:
·
Was gibt es bereits?
·
Was läuft gut?
·
Welche Bedarfe gibt es?
·
Welche
Handlungsempfehlungen lassen sich aus den Bedarfen ableiten?
Die
Arbeitskreise der Säulen kamen durchschnittlich zu fünf Sitzungen mit jeweils
ca. 1,5 stündiger Dauer zusammen. In den jeweils letzten Sitzungen wurden aus
den benannten Bedarfen entsprechende Handlungsempfehlungen abgeleitet. Diese
wurden am 11. Mai 2023 in einem gemeinsamen Workshop mit den Mitgliedern des
Steuerungskreises, einschließlich Frau Bürgermeisterin Roth-Jörg und Herrn
Landrat Eberth, und den Säulensprechenden besprochen. Sie fanden allgemein
Zustimmung.
Zusammengefasst
lassen sich folgende Empfehlungen aus der Arbeit in den Arbeitskreisen
festhalten:
Säule 1
„Übergangsmanagement – Brücken bauen zwischen Bildungspfaden“
Es gibt bereits
zahlreiche Projekte, Initiativen und Angebote in der Region, die die Übergänge
im Bildungssystem begleiten. Vor allem der Übertritt von der Schule in den
Beruf wird hier umfassend berücksichtigt.
Für die
erfolgreiche Bewältigung von Bildungsübergängen sollte die Bildungsregion sich
an folgenden Stellen einsetzen:
- Betonung
der Durchlässigkeit des Bildungssystems
- Betrachtung
der Schularten als gleichwertige Alternativen mit Stärkung des Images der
Mittelschule durch praxisorientiertes Raumkonzept und Ermöglichung
Profilbildung
- Bereitstellung
von Informationen zum Schulsystem in einfacher deutscher Sprache und in weiteren
Sprachen
- Bewerbung von
Angeboten für SchulabbrecherInnen und SchülerInnen in Krisensituationen
- Unterstützung
der Arbeit der ÜbergangsmanagerInnen
- Stärkung
der Dualen Ausbildung mit Image-Kampagne
- Zusammenarbeit
mit der GesundheitsregionPLUS zum Thema Studienabbruch
Säule 2
„Netzwerke, Kooperationen und Bildungspartnerschaften“
Eine regionale
Bildungslandschaft lebt von Kooperationen, Zusammenarbeit und Austausch
zwischen den Akteuren. Hierzu gibt es schon zahlreiche Bindeglieder in der
Region, der Prozess zur Bildungsregion stadt.land.wü. konnte darüber hinaus
weitere Netzwerke aufbauen. Dabei wurden einige Aspekte als zentrale Wegweiser
für die weitere Zusammenarbeit benannt:
- Voraussetzungen
des Besuchs außerschulischer Lernorte transparent machen
Bildungseinrichtungen vernetzen
- Aufbau
eines Alumni-Netzwerkes der Schulen
- regelmäßige
Treffen der Erwachsenenbildungsträger
- Schaffung
interkommunaler Allianzen der Bildungsträger
- Hinwirken
auf den Ausbau von Horten und schulischen Ganztagsangeboten auch nach dem
14. Lebensjahr
- Verankerung
von außerschulischen Angeboten in Ganztag und Mittagsbetreuung
- Bewerbung
außerschulischer Bildungsangebote, z.B. durch digitale Plattform
- Ermöglichung
selbstbestimmten Lernens im Kindes- und Jugendalter mit der Notwendigkeit
angemessener Orte und Erlebnisräume
- Berücksichtigung
der Selbstbestimmung bei Bauvorhaben, z.B. durch Spielleitplanung und
Kiss-and-ride Zonen um Schulen
- Ausarbeitung
eines Curriculums für außerschulische Angebote (z.B. in der Kulturellen
Bildung)
Säule 3
„Bildungsgerechtigkeit – Alle Talente in der Region fördern“
Unter dem
Schlagwort „Gerechtigkeit“ wurden vor allem Themen der Inklusion und
Integration betrachtet. Dabei wurde deutlich, dass in der Region für beide
Themen mehr gesellschaftliche Sensibilisierung und Akzeptanz, z.B. durch
öffentliche Aktionen und Aufklärungsarbeit, geschaffen werden soll:
- Unterstützung
der Jugendsozialarbeit an Schulen
- Sensibilisierung
für die Bildungsteilhabe aller Bevölkerungsgruppen
- Schaffung
von Aufmerksamkeit für die Themen Inklusion und Integration durch
gemeinsame Projekte und Netzwerke
- Einrichtung
einer Clearing-Stelle und eines Online-Portals mit Informationen zu
Angeboten für Menschen mit Migrationshintergrund bzw. Menschen mit
Beeinträchtigung
- Weiterführung
Runder Tisch „Inklusion an Schulen“
- Bewerbung
der bestehenden kostenlosen Zugänge zu Museen und Theatern (z.B. an
bestimmten Tagen)
- Bewerbung
des Bildungs- und Teilhabepakets
- Etablierung
von AntragslotsInnen für Bildungsleistungen
- Ausbau der
Barrierefreiheit an Bildungseinrichtungen
- Förderung
des Austausches von SchülerInnen mit und ohne Beeinträchtigung, z.B.
Kooperations-, Partner- oder Offene Klassen
- Empfehlung
für die Bereitstellung angemessenen externen Personals an (Förder-)Schulen,
um dem Mangel an Fach- und Förderlehrkräften zu begegnen
- Bekanntmachung
der Einheitlichen Ansprechstelle für Arbeitgeber Bayern, um
ArbeitnehmerInnen mit Behinderung den Weg in Arbeit zu erleichtern
- Vorschlag
eines gemeinsamen Informationstages von Kosten- und Bildungsträgern für
Maßnahmen für Menschen mit Beeinträchtigung
Säule 4
„Lebenslanges Lernen und generationsübergreifende Angebote“
Die
Bildungsregion stadt.land.wü. hat nicht nur das schulische, sondern auch das
Lernen als lebensbegleitende Aufgabe im Blick:
- Förderung
von Orten und Gelegenheiten für den niederschwelligen Austausch, z.B. an
Mehrgenerationenhäusern/-zentren, an Dritten Orten, auf Grünflächen/
Spielplätzen sowie bei Dorffesten
- Stärkung
der Angebote der Mehrgenerationenhäuser
- Einbezug
von SeniorInnen in Kitas und Jugendzentren
- Berücksichtigung
aller Altersgruppen und unterschiedlicher Lerngeschwindigkeiten
- Schließen
von Bildungspartnerschaften im Kulturbereich
- Stärkung
der Kulturtafeln
- Unterstützung
des Sport- und Schwimmunterrichts durch kommunale und ehrenamtliche
Angebote
- Zusammenarbeit
mit Öko-Modellregion und AELF für ausgewogene Ernährung in Schule und Kita
- Schaffung
von Aufmerksamkeit für die Themen Nachhaltige Entwicklung und
Umweltbildung, z.B. durch einen Aktionstag
- Stärkung
der Angebote der politischen Bildung, z.B. durch Jugendbeteiligung und
Vernetzung
- Verdeutlichung
der Heterogenität der Gesellschaft „Europa-Gedanke“
- Stärkung
des jungen Ehrenamtes durch den Ausbau projektbezogener Einsatzfelder
- Stärkung
des Ehrenamts durch Abbau bürokratischer Hürden und durch hauptamtliche Unterstützung
- Wertschätzung
ehrenamtlicher (Bildungs-)Arbeit
Säule 5 „Bildung
im gesellschaftlichen und demografischen Wandel“
Um dem
demografischen und gesellschaftlichen Wandel auf regionaler Ebene zu begegnen,
haben die Teilnehmenden des AK der Säule 5 zahlreiche Ansatzpunkte
identifiziert:
- Durchführung
einer dauerhaften sozialräumlichen und datenbasierten Analyse im Sinnes
eines Bildungsmonitorings
- Empfehlung
zur Erhaltung der Schulzentren
- Verstärkung
mobiler, aufsuchender kultureller Bildungsangebote
- Schaffung
wohnortsnaher Bildungsangebote in Zusammenarbeit mit Netzwerk an
AnsprechpartnerInnen vor Ort, wie Gemeinde, Familienstützpunkt und
Quartiersmanagement
- Aufsuchende
Bildungsarbeit beim Thema Digitalisierung besonders in Brennpunkten und
strukturschwachen Gebieten
- Stärkung
der Bildungsangebote im ländlichen Raum
- Umsetzung
von Bildungsangeboten an zentralen, sichtbaren Orten im öffentlichen Raum
- Schaffung
von multifunktionalen Begegnungsräumen/ Dritten Orten sowie
Berücksichtigung bei Neubauten
- Förderung
der Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch neue Arbeitsmodelle
- Etablierung
der Marke Bildungsregion stadt.land.wü. mit Ressourcen, Budget und
gemeinsamer Organisationsform
Säule 6
„Bildungsarbeit im digitalen Zeitalter – Digitalisierung gemeinsam gestalten“
Die
Corona-Pandemie hat die Bedeutung und Herausforderungen des digitalen Lernens
und Lehrens deutlich gemacht. Seitdem ist die Ausstattung mit digitalen
Endgeräten in vielen Einrichtungen und Schulen besser geworden. Dennoch gibt es
in diesem Rahmen auch in der Region Würzburg viel zu tun:
- Erfassung
und Bewerbung bestehender Förderprogramme zur Digitalisierung
- Verknüpfung
digitaler Formate mit analogen Interaktionen
- Unterstützung
der Digitalisierung an Schulen durch Kooperationen z.B. mit Hochschulen
und Bibliotheken
- Unterstützung
der Schulen bei der Umsetzung und Überarbeitung der Medienkonzepte
- Empfehlung
einer angemessenen Ausstattung und IT-Support der Schulen
- Stärkung
der Medienbildung an den Schulen mit Fortführung Medienfachtag und
Kooperationen von Schulen und außerschulischer Jugendarbeit
- Etablierung
eines übergreifenden Medienkompetenznetzwerks und Bewerbung bestehender
Angebote
- Gründung
Netzwerk Medienbildung für 30 - 60-Jährige
- Einrichtung
Beratungsstelle zur Gestaltung des sinnvollen Medienkonsums
- Bewerbung
und Nutzung der Angebote der Bundeszentrale für politische Bildung
- Ausbau der
Infrastruktur für digitale und hybride Bildungsangebote
- Vernetzung
digitaler Plattformen für Ausbildungsberufe und Verknüpfung mit der
Chancenbörse stadt.land.wü.
- Schaffung
einer Online-Plattform für Bildungsangebote und Kooperationsmöglichkeiten,
auch in leichter Sprache und mit guten Filtermöglichkeiten
- Zusammenarbeit
mit der Smarten Region beim Aufbau digitaler Plattformen für die
Bereitstellung von Informationen zu Ausbildungen,
Kooperationsmöglichkeiten und Bildungsangeboten
Die Rolle der
Jugendhilfeausschüsse von Stadt und Landkreis Würzburg
Der
Jugendhilfeausschuss ist vom Kultusministerium als beschließendes Gremium im
Bewerbungsprozess um das Qualitätssiegel „(Digitale) Bildungsregionen in
Bayern“ vorgesehen. Hier gilt es, die Ergebnisse der Arbeitskreise vorzustellen
und zum Beschluss zu bringen. Daher wurden die Jugendhilfeausschüsse
fortlaufend über den Prozess zur Teilnahme an den „Bildungsregionen in Bayern“
informiert.
Den Mitgliedern
der Jugendhilfeausschüsse wird in einer kommenden Sitzung das regionale
Gesamtkonzept für die Bildungsregion stadt.land.wü. zum Beschluss vorgelegt.
Bei Fragen zur
Bewerbung und zum Prozess der Bildungsregion stadt.land.wü. steht das
Koordinierungsteam der Bildungsregion gerne zur Verfügung.
Bildungsbüro der Stadt
Würzburg
Ansprechpartnerin:
Dr. Alexandra Maßmann (alexandra.massmann@stadt.wuerzburg.de | 0931 – 37 – 3494
Landratsamt Würzburg
Stabsstellenfachbereich Bildung, Sport, Kultur und Ehrenamt (SFB 6)
Ansprechpartner:
Sebastian Restetzki (s.restetzki@lra-wue.bayern.de | 0931 8003-5107)
Debatte:
Herr Restetzki erläutert anhand einer Präsentation den
Sachverhalt.
In der Diskussion wird auch
die vertiefte Berufsorientierung angesprochen. Es wird darauf hingewiesen, dass
dieses Thema auch unter Jugendhilfe-rechtlichen Gesichtspunkten betrachtet
werden müsse. Eine geänderte Konzeption – auch über die Dauer des Schulbesuches
hinaus – sollte erstellt werden und in einer der nächsten Sitzungen des
Jugendhilfeausschusses vorgestellt werden bevor eine Diskussion im Kreistag
erfolgt.
Zur weiteren
Veranlassung an SFB 6
Zur Kenntnis an S