Beschluss: einstimmig beschlossen

Sachverhalt:

 

Mit Beschluss des Jugendhilfeausschusses des Landkreises Würzburg vom 16.12.2020 wurde eine anteilige Förderung des Fanprojektes Würzburger Kickers in Höhe von 25.000 € im Jahr unter dem Vorbehalt einer Nutzerevaluation im ersten Halbjahr 2022 gewährt. Eine eventuelle Weiterförderung bis zum vorläufigen Ende des derzeitigen Förderzeitraumes (mit Ende der Fußballsaison 2023/2024) sollte von der Evaluation und den daraus sich ergebenden Erkenntnissen zum Mehrwert für den Landkreis Würzburg abhängen. Die unerwartete Coronasituation hat diesen Zeitplan, insbesondere die aussagekräftige Datenlage erschwert. Nach einer Besprechung mit dem Träger, der Stadt Würzburg und dem Polizeipräsidium am 10.08.2022 wurde vom Landrat entschieden, im Jugendhilfeausschuss am 21.11.2022 einen Zwischenbericht zu geben und eine Landkreisförderung bis Ende der Spielsaison 2023/2024 zu gewähren.

 

Mittlerweile haben sich mehrere Tatsachen ergeben, die eine neuerliche kritische Bewertung einer Weiterförderung über Juli 2024 hinaus erforderlich machen:

-        Die Lage der Würzburger Kickers bewirkt eine sinkende Attraktivität für die jungen Fans

-        Landkreisjugendliche sind in der erreichbaren Szene deutlich unterrepräsentiert. Dies betrifft nicht nur die Heim- und Auswärtsspiele, sondern insbesondre auch die Zugänglichkeit und Erreichbarkeit des Treffpunktraumes im Stadtteil Heidingsfeld. Insgesamt werden sehr wenige Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Landkreis erreicht, es dominiert die städtische Ausrichtung. Auch wenn die bisherigen Auswertungen nur bedingt aussagekräftig sind, ist dennoch kein grundsätzlicher Wandel im Anteil junger Menschen aus dem Landkreis Würzburg von 13% - 17% zu erwarten.

-        In Bayern gibt es keine vergleichbare Finanzierungskonstellation. Beispiele wie Regensburg, Fürth und Ingolstadt, aber auch die Bundesligavereine München und Augsburg bestreffend, ist an keinem Standort sonst der angrenzende Landkreis finanziell beteiligt.

-        Die Finanzsituation des Landkreises insgesamt macht es erforderlich, auch in der Jugendhilfe außerhalb der individuellen Hilfen Ausgaben zu überdenken und Schwerpunkte für die Zukunft zu setzen.

 

 

Uns vom Amt für Jugend und Familie ist es wichtig zu betonen, daß die wesentlichen Argumente einer Einstellung der Förderung durch den Landkreis sich nicht aufgrund mangelnder Fachlichkeit und grundsätzlicher Zielerreichung des Projekts ergeben, sondern aufgrund des geringen Mehrwertes für den Landkreis Würzburg.

 

Der Träger Evangelische Kinder-, Jugend- und Familienhilfe wurde über die Beschlussvorlage rechtzeitig informiert, so dass noch gut ein Jahr Zeit bleibt, die zukünftigen Weichen des Fanprojektes zu stellen. Ebenso wurde die Stadt Würzburg über die Beratungsvorlage vorab informiert.

 

 

 

Beschlussvorschlag:

 

Der Landkreis Würzburg stellt zum Ende Juli 2024 die Förderung des Fanprojektes Würzburger Kickers in der Trägerschaft der Evangelischen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe ein.

 

 

 

Debatte:

 

Herr Rostek (Leiter des Fachbereichs Kinder-, Jugend- und Familienarbeit) erläutert den Sachverhalt.

 

Kreisrat Joßberger äußert sich, dass er bereits von Anfang an Bedenken zu dem Projekt geäußert habe. Er sei enttäuscht. Er habe sich von dem Vortrag im letzten Jahr blenden lassen. Die Situation, wie sie jetzt beschrieben wird, sei mehr als ernüchternd, was die Beteiligung der Jugendlichen aus dem Landkreis anbelangt. Deshalb würde er erwarten, dass die Beendigung nicht zum Spielsaisonende 2024 erfolgt, sondern es hätte bereits im letzten Jahr die Reißleine gezogen werden müssen und zum Ende der Spielsaison 2022/2023 die Förderung eingestellt werden müssen.

Er schlägt deshalb vor - soweit dies möglich wäre - die Förderung des Fanprojektes zum Ende der Spielsaison 2022/2023 einzustellen.

 

Herr Rostek teilt mit, dass die Beendigung möglich wäre, er würde jedoch davon abraten.

Hintergrund sei, dass ein Träger sich auch drauf verlassen können müsse, dass Zuschusszusagen auch ausgezahlt werden. Das Finanzierungskonzept des Trägers sei so aufgeteilt, dass 50% über den Deutschen Fußballbund, 25% über den Freistaat Bayern und die restlichen 25% von Stadt Würzburg und Landkreis Würzburg getragen werden.

Dieses Fördermodell laufe noch bis Ende der Spielsaison (06/2024). Er schlägt daher aufgrund des fairen Umgangs mit dem Träger vor, die Finanzierung „sauber“ abzuschließen.

 

Kreisrat Joßberger könne dies nachvollziehen. Er möchte jedoch nochmal auf den Bericht von Herrn Keller im letzten Jahr verweisen. Tendenziell sei es absehbar gewesen, dass der Anteil der Jugendlichen aus dem Landkreis Würzburg sehr gering sei, auch wenn es keine belegbaren konkreten Zahlen Corona-bedingt gegeben habe. Hätten diese im letzten Jahr vorgelegen, hätte er bereits bei der Vorstellung des Berichts im letzten Jahr den Antrag gestellt, zum Ende dieser Saison die Förderung von Seiten des Landkreises einzustellen.

 

Kreisrätin Linsenbreder weist drauf hin, dass sich der Bezirk sich im letzten Jahr dafür ausgesprochen, das Projekt mit dem Inklusionspreis zu bedenken, da dieses Projekt sehr gut laufe und auch behinderte Menschen einbeziehe.

 

Herr Rostek weist nochmal drauf hin, dass er bereits eingangs erwähnt habe, dass es nicht darum gehe, dass das Projekt als nicht tauglich definiert wurde, sondern es tatsächlich um die örtliche Zuständigkeit gehe.

 

Kreisrat Joßberger habe auch keine Bedenken was das Projekt angehe, auch sei eine Förderung, die seitens des Bezirks in Aussicht gestellt werde, begrüßenswert. Er betont, dass es ihm ausschließlich um die Zuständigkeit des Landkreises Würzburg gehe.

 

Kreisrätin Linsenbreder fragt nach, inwieweit evtl. eine anteilige Förderung (festgesetzter Betrag) möglich wäre, bezogen auf die Menschen, die sich in das Projekt eingliedern und aus dem Landkreis kommen.

 

Landrat Eberth fasst die Tendenz der Diskussion zusammen und schlägt vor, den Beschlussvorschlag der Verwaltung zur Abstimmung zu stellen und an die Verwaltung einen Prüfauftrag zu geben, zusammen mit der Stadt Würzburg zu überlegen, ob eine Anteils-finanzierung evtl. eine Lösung sein könnte. Das Ergebnis ist dem Jugendhilfeausschuss zur Diskussion vorzulegen.

 

Prof. Dr. Adams äußert sich verwundert über die Diskussion. Das rieche doch sehr nach Kirchturmpolitik -  dies sei nicht mehr zeitgemäß. Zu prüfen, wer in diesem Sportverein ist und wer aus dem Landkreis Würzburg kommt und wer aus der Stadt Würzburg, halte er für überzogen. Er finde es ungewöhnlich, wenn hier nach dem Wohnsitz geschaut werde. Er würde es für sinnvoll erachten, dass das Projekt weiter fortgeführt werde, zumindest dieses Jahr. Ein Ausstieg mitten in der Saison halte er nicht für ratsam.

 

Herr Rostek weist drauf hin, dass die Förderung bis zum Saisonende 2023/2024 (Juni 2024) gewährt werde.

 

Landrat Eberth äußert sich Bezug nehmend auf die Äußerung von Prof. Dr. Adams und teilt mit, dass in vielen Bereichen die Unterscheidung zwischen Landkreis-Bevölkerung und Stadt-Bevölkerung erfolgt und dann anders gerechnet werde.

 

Nachdem keine weiteren Wortmeldungen zu verzeichnen sind, stellt Landrat Eberth den ergänzten Beschlussvorschlag zur Abstimmung.

 

 


Beschluss:

 

1.     Der Landkreis Würzburg stellt zum Ende Juli 2024 die Förderung des Fanprojektes Würzburger Kickers in der Trägerschaft der Evangelischen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe ein.

 

2.     Die Verwaltung wird beauftragt, mit der Stadt Würzburg eventuelle neue Finanzierungskonzepte zu überlegen.

 


Zur weiteren Veranlassung an FB 31c

 

Zur Kenntnis an GB 3, SFB 1