Sitzung: 28.04.2023 Interkommunaler Beirat des Landkreises Würzburg
Beschluss: einstimmig beschlossen
Anlage/n:
Präsentation
Hitzeaktionsplan für Stadt
und Landkreis Würzburg (Stand 05.04.2023)
Sachverhalt:
Die
Sachstandsberichte des Weltklimarates IPCC (z. B. IPCC 2021) zeigen: Das
globale Klima verändert sich und die Auswirkungen dieser Entwicklung sind
bereits heute spürbar. Der vergangene Sommer 2022 brach europaweit alle Rekorde
und war auch in Deutschland einer der wärmsten und sonnigsten seit Beginn der
Wetteraufzeichnungen.
Auch in Stadt und
Landkreis Würzburg ist diese Entwicklung ersichtlich. Insbesondere die Jahre
2018 bis 2022 sind - mit einer Abweichung von bis zu +2,5 Grad °C - von
deutlich höheren jährlichen Jahresmitteltemperaturen im Vergleich zum
langjährigen Mittel (1961-1990) geprägt. Im Verlauf seit 1961 ist an der
Messstation des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Würzburg/Keesburg
(stellvertretend für Stadt und Landkreis Würzburg) zudem ein deutlicher Trend
zur Temperaturzunahme zu erkennen.
Darüber hinaus zeigt der „Klimabericht für
Unterfranken“ der Universität Würzburg mit seinen Projektionen für die Zukunft,
dass im Hotspot Unterfranken, und insbesondere in Stadt und Landkreis Würzburg,
von einer weiteren Intensivierung der Hitzebelastung auszugehen ist.
Auf Grund der
steigenden Temperaturen treten extreme Wettereignisse in der Region immer
häufiger auf. Insbesondere Trockenheit und Hitzewellen sind und werden somit
zur großen Herausforderung für die Natur und die Tierwelt, aber auch für den
Menschen.
So betont auch die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) in ihrem Spezialreport 2018 zu Gesundheit und
Klimawandel die Bedeutsamkeit des Klimas für die Gesundheit und bezeichnet den
Klimawandel als die größte Herausforderung für die Gesundheit im 21.
Jahrhundert.
Denn extreme
Hitze, vor allem über einen längeren Zeitraum andauernd, kann vielfältige
gesundheitliche Folgen mit sich bringen. Bestehende Erkrankungen (z.B. Asthma,
Nierenerkrankungen) können verstärkt und neue Gesundheitsprobleme ausgelöst
werden. Insbesondere bei bestimmten Risikogruppen (u.a. Ältere,
Pflegebedürftige, Personen mit Vorerkrankung, Säuglinge und Kleinkinder) kann
große Wärmebelastung zu einer besonderen Beanspruchung des menschlichen
Organismus führen.
Die
gesundheitlichen Hitzefolgen machen sich in einer erhöhten Inanspruchnahme des
Rettungsdienstes sowie vermehrten Krankenhausaufenthalten bemerkbar. Darüber
hinaus führt eine übermäßige Hitzebelastung zu einem Anstieg an hitzebedingten
Todesfällen. Die geschätzte Anzahl hitzebedingter Sterbefälle in Deutschland im
Jahr 2022 beispielsweise beläuft sich laut dem RKI (Epidemiologisches Bulletin 42/2022) auf 4.500.
Um die
Bürger*innen vor diesen Gesundheitsgefahren durch Hitze zu schützen, sah die
93. Gesundheitsministerkonferenz (GMK) im Herbst 2020 in ihrem Beschluss eine
Erstellung kommunaler Hitzeaktionspläne bis zum Jahr 2025 als erforderlich an.
Ziel der Hitzeaktionspläne sei es, mittels unterschiedlicher präventiver Maßnahmen
die gesundheitlichen Folgen von Hitze abzumildern und hitze-
und UV-Strahlungsbedingte Erkrankungen und Todesfälle zu vermeiden. Zur
Umsetzung durch Länder und Kommunen wird auf die „Handlungsempfehlungen zur Erstellung von Hitzeaktionsplänen zum Schutz
der menschlichen Gesundheit“ der ehemaligen Bund/Länder Ad-hoc Arbeitsgruppe
„Gesundheitliche Anpassung an die Folgen des Klimawandels (GAK)“ von 2017
verwiesen.
Stadt und Landkreis Würzburg haben sich dem
Aufruf der GMK angenommen und als eine der ersten bayerischen Kommunen die
Erarbeitung eines kommunalen Hitzeaktionsplans verfolgt. Aufgrund der engen
Verknüpfung zwischen Umwelt- und Gesundheitsbelangen haben sich stellvertretend
die Stabsstelle Klima und Nachhaltigkeit der Stadt Würzburg (inhaltliche
Federführung) sowie die Gesundheitsregion plus Stadt und Landkreis Würzburg
(Vernetzung & Koordination der Maßnahmenumsetzung) der Aufgabe gewidmet
hat.
Unter
Beteiligung zahlreicher weiterer Dienststellen und Fachbereiche von Stadt und
Landkreis sind in dem vorliegenden gemeinsamen Hitzeaktionsplan (HAP) nun
verschiedenste Maßnahmen zur Hitzeanpassung gebündelt. Dabei ist aufgeführt,
welche Aktivitäten im Vorfeld und während eines Hitzeereignisses durch die
Verwaltungsstellen im jeweiligen Wirkungskreis angestoßen und umgesetzt werden
können, um den verstärkten Belastungen durch hohe Temperaturen zu begegnen.
Kategorisiert sind die Maßnahmen jeweils nach dem zeitlichen Rahmen, in dem die
Umsetzung angedacht ist: langfristig, saisonal und kurzfristig. Sie sind
außerdem folgenden Handlungsfeldern zugeordnet:
§ Zentrale Koordinierung
und interdisziplinäre Zusammenarbeit
§ Nutzung des
Hitzewarnsystems
§ Zielgruppenübergreifende
Information und Kommunikation
§ Reduzierung von Hitze in
Innenräumen
§ Vorbereitung der
Gesundheits- und Sozialsysteme unter besonderer Berücksichtigung von
Risikogruppen
§ Stadtplanung und
Bauwesen
§
Monitoring und Evaluierung der Maßnahmen
Von der Sensibilisierung der breiten
Bevölkerung über die Fortbildung zielgruppenrelevanter Multiplikator*innen bis
hin zur Förderung von kühlen Orten im Öffentlichen Raum ist im HAP eine große
Bandbreite an Aktivitäten enthalten.
Genauso breit stellt sich auch das
Akteursfeld dar, das eine gute Vernetzung und interdisziplinäre Zusammenarbeit
unabdingbar macht. Zur Begleitung des Hitzeaktionsplans wurde daher eine
Arbeitsgruppe „Klimawandel und Gesundheit“ gegründet. Neben den relevanten
Dienststellen der Stadt- und Landkreisverwaltung sind hier auch weitere
(kommunale) Akteur*innen aus dem Gesundheits- und Sozialbereich vertreten, die
insbesondere die Risikogruppen ansprechen können. Die konkrete Koordination
wird zudem künftig durch ein Steuerungsgremium bestehend aus der Stabsstelle
Klima und Nachhaltigkeit der Stadt Würzburg, dem Stabsstellenfachbereich
Klimaschutz, Energiewende und Mobilität (SFB7) und der Gesundheitsregion plus
Stadt und Landkreis Würzburg (FB61) erfolgen.
Die Verwaltung treibt die Umsetzung der aufgeführten Maßnahmen
sukzessive voran. Sie bereitet erforderliche Entscheidungen vor beziehungsweise
arbeitet Umsetzungsvorschläge aus und legt diese zur Beschlussfassung vor.
Entscheidungen über die Umsetzung von vorgeschlagenen Einzelmaßnahmen mit
Verfügbarmachung von Haushaltsmitteln obliegen dem Kreistag beziehungsweise den
hierfür zuständigen Ausschüssen.
Der vorliegende Hitzeaktionsplan ist nicht als abschließendes Dokument zu verstehen und wird in Zusammenarbeit mit den beteiligten Dienststellen und Fachbereichen in regelmäßigen Abständen evaluiert und weiterentwickelt werden. Die Verwaltung berichtet in regelmäßigen Abständen zur Umsetzung des Hitzeaktionsplans.
Weitere Inhalte sind der Anlage zu entnehmen.
Beschlussvorschlag:
Der IKB empfiehlt dem Kreistag, den Hitzeaktionsplan
für Stadt und Landkreis Würzburg zu beschließen.
Debatte:
Frau Walter erläutert den Sachverhalt anhand einer Präsentation.
Fragen aus dem
Gremium werden beantwortet.
Beschluss:
Der IKB empfiehlt dem Kreistag, den Hitzeaktionsplan
für Stadt und Landkreis Würzburg zu beschließen.
Zur weiteren
Veranlassung an FB 61
Zur Kenntnis an GB 6