Sitzung: 04.04.2022 Kreisausschuss
Beschluss: Mehrfachbeschluss
Anlage/n: 1 Präsentation
Sachverhalt:
Die Kreistagsfraktion der SPD beantragt mit Schreiben vom 22.04.2021 den Beitritt in die „Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommune Bayern“ (AGFK e. V.).
Der Kreisausschuss befasste sich in seiner Sitzung am 21.06.2021 mit dem Antrag und den vom SFB 4 vorgestellten Sachstandsbericht.
Im Rahmen der Prüfung des Antrages und zur Vorbereitung der Behandlung im Kreisausschuss wurden die Aufnahmekriterien und Vorteile einer Mitgliedschaft aufgearbeitet.
Grundlage sind die Informationen des AGFK e. V. die auf der Homepage aufgelistet sind:
Mitglied
werden – AGFK (agfk-bayern.de)
Der Mitgliedsbeitrag beträgt für Landkreise 3.000 € pro Jahr.
Die Gründe bzw. Vorteile einer Mitgliedschaft werden vom AGFK e. V. wie folgt beschrieben:
Gründe für die Mitgliedschaft in der AGFK Bayern |
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1.Interessensvertretung gegenüber Land, Bund, EU sowie anderen
Dritten |
Die AGFK Bayern setzt sich gegenüber dem Land, dem Bund sowie anderen
Akteuren für die rad-verkehrsspezifischen Interessen der Mitgliedskommunen
ein. Dies betrifft insbesondere mehr Mittel für den Radverkehr. Die AGFK
Bayern bündelt die Interessen der Kommunen und verleiht ihnen dadurch ein
stärkeres Gewicht. |
2.Erfahrungs-und Informationsaustausch im Netzwerk der AGFK
Bayern |
Im Netzwerk der AGFK Bayern ist schnell der richtige
Ansprechpartner gefunden. Die verschiedenen Angebote der AGFK wie
Facharbeitskreis und Unterarbeitskreise, Homepage mit internem Bereich und zahlreiche
Veranstaltungen bieten Kommunikationsplattformen, um sich zu vernetzen und
Erfahrungen auszutauschen. Die Geschäftsstelle der AGFK Bayern bündelt
Informationen und gibt diese an ihre Mitgliedskommunen weiter. Von Bedeutung
sind auch die „kurzen Wege“ zum Freistaat Bayern |
3.Beratung und Hilfestellung |
Radverkehrsbeauftragte finden bei Fragen der
Radverkehrsförderung die richtigen Ansprechpartner im Netzwerk der AGFK
Bayern. So werden Synergieeffekte genutzt, z.B. bei Planungs-und Infrastrukturthemen
oder Öffentlichkeitsarbeit. Fachbezogene Leitfäden werden durch die AGFK
Bayern erstellt und mit dem Land abgestimmt -dies kann die Umsetzung und
Einführung vor Ort erleichtern. |
4.Gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit |
Mitgliedskommunen der AGFK Bayern werden bei der
Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Durch die kostenfreie Nutzung der
AGFK-Materialien können in den Kommunen Kosten gespart und Mitarbeiter
entlastet werden. Die Materialien werden unter Beteiligung des
AGFK-Koordinationsbüros und professioneller Planungsbüros erstellt. |
5.Veranstaltungen und Seminare |
Mitgliedern der AGFK Bayern stehen zahlreiche
Veranstaltungsformate offen: Fachgespräche, Fachtagungen, Arbeitskreise,
Exkursionen und Seminare. Vertretern aus Politik und Verwaltung bieten diese
Angebote eine Plattform für Weiterbildung und für den erforderlichen
Erfahrungsaustausch. |
6.Auszeichnung als „Fahrradfreundliche Kommune in Bayern“ |
Ausschließlich Mitgliedskommunen der AGFK Bayern können die
Auszeichnung „Fahrradfreundliche Kommune in Bayern“ erhalten. Die
Auszeichnung signalisiert nicht nur eine fahrradfreundliche Atmosphäre,
sondern zeugt zugleich von einer gewissen Lebensqualität vor Ort. Sie ist ein
deutliches Marken-und Qualitätszeichen und wird vom Bayerischen Staatsministerium
für Wohnen, Bau und Verkehr verliehen. |
Mittlerweile konnten sowohl die notwendigen Pflichtaufgaben geklärt und ein möglicher Zeithorizont sowie Kostenschätzungen erarbeitet werden. In der Sitzung werden die Ergebnisse vorgestellt, um die weitere Vorgehensweise zu beraten und zu beschließen.
Der Freistaat Bayern arbeitet ebenfalls an einer
Weiterentwicklung des Radwegenetzes. Unter der Dachmarke RadlLand Bayern (www.radlland-bayern.de) werden alle
Aktivitäten des Freistaats Bayern rund um das Thema Radverkehr gebündelt. Sie
wird vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr (StMB) und
dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie
(StMWi) gemeinsam betreut.
Für die Planung einer Fahrradtour bieten wir mit dem Radroutenplaner Bayern (www.radlland-bayern.de/radroutenplaner) ein modernes und zuverlässiges Informations- und Routingwerkzeug an. Dieses soll in Kürze auch als html-Widget zur Einbindung in kommunale Webseiten zur Verfügung stehen.
Um diesen Radroutenplaner laufend auf dem aktuellsten Stand zu halten, soll ein Fachportal eingerichtet werden, in dem autorisierte Personen aus den Kommunen neue Routenführungen, Routenverlegungen, Baustelleninformationen, etc. melden können. Eine Weiterentwicklung mit einem Mängelmelder für Nutzer ist ebenfalls angedacht. Autorisierte Personen könnten für die lokalen Netze (Radzielwegweisung) die Radverkehrsbeauftragten sowie für die Themenrouten die Tourismusmitarbeiter/innen der Landkreise und kreisfreien Städte sein.
Beschlussvorschlag:
Der Landkreis Würzburg soll seine Aktivitäten und Bemühungen
rund um das Radwegenetz weiter ausbauen und alle Möglichkeiten eines
koordinierten, nutzerfreundlichen und zukunftsweisenden Ausbaus begleiten. Der
Landkreis Würzburg wird nicht Mitglied im AGFK
e. V..
Debatte:
Herr Dröse, Leiter der Stabsstelle Landrat, erläutert
anhand einer Power-Point-Präsentation den Sachverhalt.
Kreisrat Wolfshörndl äußert sich, dass ihm durchaus bewusst sei,
dass anspruchsvolle Kriterien vorgegeben sind, die aufwendig, aber dennoch
sinnvoll seien. Es sei ein Prozess, der viele Player brauche. Er weist auf die
viel höheren Ausgaben für den Straßenbau und den Erhalt von Straßen hin, daher halte
er es konzeptionell in der Summe durchaus vertretbar.
Landrat Eberth sieht nicht das Problem beim Thema Geld,
sondern die Verstrickung Landkreis – Kommune als wichtigen Punkt und welche
Zugriffsmöglichkeiten der Landkreis habe z.B. beim Thema Mängelmelder und
Winterdienst. Dies sei ein Portfolio an Kriterien, die die Verwaltung vom
Nutzen / Aufwand und dem Ergebnis mit Fragezeigen versehen lässt, da nicht der
Landkreis den Radweg baut, sondern die Gemeinde.
Herr Dröse weist darauf hin, dass die Verwaltung die nächsten Jahre am Radwegeverkehrskonzept
arbeite.
Kreisrat Winzenhörlein äußert sich, dass die Grünen den Antrag der
SPD unterstützen werden. Er ist der Meinung, dass nicht alle Kommunen von
Anfang an mit eingebunden werden müssen, sondern es sukzessiv umgesetzt werden
könnte. Ihm fehle eine klare Zielvorgabe für die Anhebung des Radverkehrs,
daran müsse auch gearbeitet werden. Das derzeitige Radwegenetz sei eher ein
„Alltagsradwegenetz“ das für die Freizeit gedacht ist, für Pendler es jedoch kein
vernünftiges Radwegenetz gebe und genau das sei der Punkt. Hier wären auch die
Kommunen gefragt und umso wichtiger wäre deshalb einen Koordinator (Radverkehrswegemanager),
der vom Landratsamt aus diese Aufgaben übernimmt, wie z.B. die Koordination des
Winterdienstes, des Baustellenmanagements und des Mängelmanagements.
Kreisrat Jungbauer sieht zwar die Notwendigkeit des Themas,
dennoch sei er der Auffassung, dass sich die Umsetzung in den Kommunen schwer
gestalten könnte. Zudem nütze ein tolles Konzept keinem etwas, wenn dieses
nicht umgesetzt werde. Des Weiteren werden die meisten Kommunen auf dem Gebiet sowieso
tätig, wenn diese eine Notwendigkeit sehen, wofür es dann entsprechende
Fördermittel gebe. Er vertritt die Auffassung, dass die Kommunen hierfür kein
Landkreiskonzept benötigen.
Kreisrat Juks äußert sich, dass sich der Radwegebau in den
letzten 14 Jahren durchaus positiv entwickelt habe. Deshalb sollte dieser Weg auch
weitergegangen werden, um das Netz weiterhin gut auszubauen. Die Kommunen
müssen vor Ort Lösungen finden und die angesprochenen Maßnahmen vor Ort
umsetzen. Problematisch sehe er das angesprochene Thema Winterdienst. Dieses
Thema sei aus seiner Sicht nicht zu gewährleisten. Er erinnert an die Debatte
im Kreistag angesichts der Erhöhung der Kreisumlage, weiteren Diskussionen um
neue Stellen, die im nächsten Haushalt eine weitere Erhöhung der Kreisumlage
zur Folge haben werden, und weist darauf hin, dass es sich nicht um eine
originäre Aufgabe des Landkreises handele.
Kreisrat Schlier weist darauf hin, dass die Mitarbeiter in
den Bauhöfen der Kommunen bereits jetzt schon überlastet seien und deshalb
nicht mit einem zusätzlichen Winterdienst oder Bereitschaftsdienst für die
Radwege belastet werden können.
Des Weiteren gibt er
zu bedenken, dass viele Radwege gerade in der Fläche durch die Landwirtschaft
genutzt werden, was zur Folge hat, dass diese Wege vor allem im Herbst stark
verschmutzt sind. Als weiteres Problem der Kommune benennt er die mangelnden
Ausgleichsflächen, die u.a. für den Bau von Radwegen notwendig seien. Ein
Radweg für den reinen Berufsverkehr sei daher aus seiner Sicht in der Fläche
nicht möglich.
Kreisrätin Hecht äußert, dass ein Radwegekonzept einen
gewissen Druck aufbauen würde, um möglichst schnell Veränderungen in einem
Bereich, der notwendig sei, vorzunehmen. Es sei eine Frage der Priorisierung.
Sie weist darauf hin, dass niemand außer Frage stelle, dass ein Straßennetz
gebraucht werde für den motorisierten Individualverkehr, dass jedoch eine Veränderung
vorgenommen werden müsse im Bereich des Verkehrs insgesamt und dass der
Fahrradverkehr in einer anderen Weise unterstützt werden müsse, als es bisher
erfolgt sei. Was die angesprochenen Winterdienste auf den Radwegen angehe, so
sei dies witterungsbedingt nicht täglich notwendig, demnach scheide dies als
Hauptargument aus. Sie habe den Eindruck, dass viele Kommunen dringend
personell unterstützt werden müssen, dass es durchaus Möglichkeiten gebe,
Planungen zu vereinfachen, modellhaft voranzutreiben und die Kommunen dadurch
zu unterstützen. Der Landkreis habe Ressourcen, die den Kommunen unter
Umständen nicht gegeben sind. Hierfür wäre ein Radwegemanager sehr hilfreich,
um das Projekt Fahrradwege/Berufspendlerwege wirklich voranzutreiben. Sie sehe
aufgrund der Verkehrswende eine gewisse Verpflichtung.
Kreisrat Fiederling ist der Auffassung, dass mit „Druck von
oben“ auf die Kommunen nichts erreicht werde, auch möchte er diesen Druck auf
die Kommunen nicht aufbauen.
Kreisrat Winzenhörlein sieht das Ganze nicht als „Druck von oben“,
sondern als Angebot und Unterstützung. Was die zuvor angesprochenen Argumente
Winterdienst und fehlende Ausgleichsflächen angehe, so würde es sicherlich
Lösungen geben. Er vertritt den Standpunkt: „Wo ein Wille, da auch ein Weg“.
Kreisrat Wolfshörndl weist drauf hin, dass bereits 93
Gebietskörperschaften in Bayern Mitglied in dem Verband seien, darunter auch
große Flächenlandkreis, die scheinbar mit der Umsetzung keine Probleme haben.
Kreisrat Jungbauer spricht das Thema der
Verkehrssicherheitspflicht an und welche Verantwortung die Kommunen tragen. Er
sei der Auffassung, dass dieses Konzept keinen Meter mehr Radweg bringe. Die
Kommunen wüssten selbst, was sie vor Ort tun wollen und tun müssen. Mehr als
das Logo, dass der Landkreis sich auf die Website schreiben kann, könne er
nicht erkennen. Ihm sei bis dato kein Projekt im Landkreis bekannt, dass nicht
umgesetzt werden könnte, weil der Landkreis nicht genügend Mittel zur Verfügung
gestellt hätte. Er weist darauf hin, dass der Bau von Radwegen oft nicht daran
scheitere, ob es ein Konzept gebe, sondern daran, die Grundstückseigentümer von
der Notwendigkeit des Radweges zu überzeugen. Wichtig sei aus seiner Sicht,
dass zielgerichtet weitergemacht werde. Ob eine Mitgliedschaft im AGFK e.V.
bestehe oder nicht, sei hierfür nicht ausschlaggebend.
Kreisrat Krämer ist ebenfalls der Auffassung, dass sich der
Landkreis nicht diesem Druck aussetzen solle, denn es gebe genügend
kostspielige Aufgaben. Er pflichtet seinen Vorrednern bei, dass schon viele
Verbesserungen in den letzten Jahren umgesetzt worden sind, ebenso der Hinweis
was zusätzliche Stellen angehe. Er äußert sich, dass auch er keinen Vorteil in
einer Mitgliedschaft beim AGFK e.V. sehe.
Stellv. Landrätin Haupt-Kreutzer vertritt die Auffassung, dass das Ganze
nicht nur im Bereich Radwege gesehen werden müsse, sondern im Gesamtkontext
Nahverkehr, ÖPNV. Wichtig wären beispielsweise die Hauptverkehrsachsen im
Zugang zur Stadt Würzburg. Diese wären sicherlich abdeckbar. Sie sehe den
Landkreis in dem Projekt als Vorreiterrolle.
Kreisrat Kuhl schließt sich den Äußerungen der Grünen und
auch der SPD an, dass immer weiter geplant und verbessert werden müsse, dennoch
möchte er sich auch den Argumenten der Kollegen Krämer und Juks anschließen,
dass kein Druck auf die Kommunen aufgebaut werde. Er sehe eine Mitgliedschaft
im AGFK e.V. nicht als zielführend an.
Landrat Eberth äußert, dass der Landkreis in Sachen Radwege
gut aufgestellt sei, dennoch sei das Thema immer wieder mit den Bürgermeister*Innen
zu diskutieren. Gerade das Beispiel „Welche Achse hat welche Bedeutung“ sei ein
wichtiger Punkt und genau hier sei der Kritikpunkt, dass der Landkreis keine
Zugriffsmöglichkeiten habe. Deshalb müsse bei dem Thema die Gemeinde für sich definieren,
welche Priorisierungen vorgenommen werden müssen.
Des Weiteren sei er
der Auffassung, dass der Landkreis zwischenzeitlich in der Beratung und
Unterstützung der Kommunen sowie in der Planungsbegleitung über den
Geschäftsbereich 2 und den Geschäftsbereich 5 hervorragend aufgestellt ist und
mit Frau Stumpf (SFB 4) bereits eine hervorragende Radverkehrsmanagerin habe,
die diesbezüglich bestmöglich unterstützt und auch beim Alltagsradwegenetz mit
dem Freistaat Bayern das Kartenmaterial fortgeschrieben habe.
Er betont, dass
sicherlich mehr immer besser sei, dennoch sehe er es derzeit nicht als gegeben,
die Vielfalt an Notwendigkeiten durch den Landkreis Würzburg zu erfüllen. Aufgrund
der kontroversen Debatte schlägt er deshalb vor, den Beschlussvorschlag
aufzuteilen:
Beschluss:
1. Der Landkreis Würzburg soll seine Aktivitäten und Bemühungen rund um das Radwegenetz weiter ausbauen und alle Möglichkeiten eines koordinierten, nutzerfreundlichen und zukunftsweisenden Ausbaus begleiten.
Ergebnis: einstimmig beschlossen
2. Der Landkreis Würzburg wird derzeit nicht Mitglied im AGFK e. V..
Ergebnis: 10 Ja 5 Nein
mehrheitlich
beschlossen
Zur weiteren
Veranlassung an S, SFB 4
Zur Kenntnis an