Sitzung: 21.02.2022 Kreistag
Anlage/n: Präsentation
zur HH-Rede Landrat
Haushaltsrede 2022
Landrat Thomas Eberth
„Der Landkreis Würzburg
weiter Partner der Gemeinden
Der Landkreis Würzburg
weiter Partner der Menschen
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
mit diesen zwei Überschriften durfte ich die Haushaltsrede 2021 beginnen
und sehe es, auch wenn es heute der eine oder andere vielleicht anders
bewertet, weiterhin so:
Der Landkreis Würzburg
ist Partner der Gemeinden
Der Landkreis Würzburg
ist Partner der Menschen
auch bei einem Verwaltungsvorschlag, der die Kreisumlage deutlich erhöht
und damit die Gemeinden des Landkreises Würzburg finanziell weiter in die
Pflicht nimmt.
Der Landkreis Würzburg möchte bei einem Volumen von 205 Millionen ungefähr
10 Millionen Euro mehr Einnahmen generieren – durch die Steigerung der
Umlagekraft und eben auch durch die Erhöhung der Kreisumlage um 4 % Punkte! Und
der Landkreis Würzburg braucht auch mehr Einnahmen – da Rekordausgaben und
Investitionen geplant sind! Der ungedeckte Bedarf des Landkreises Würzburg ist
2022 eben 81,7 Mio. €.
Der Haushaltsentwurf 2022 ist die logische Konsequenz der Beschlüsse des
Kreistags und der Ausschüsse im Jahr 2021, 2020 und davor! Jede Entscheidung,
sei es investiv, sei es in Strukturen, sei es in neue Aufgaben, sei es in
Projekte und Personal benötigt eben eine finanzielle Ausstattung des
Landkreises Würzburg!
Und wir wollen und werden investieren: Investitionen in die Bildung, die
Digitalisierung, die Mobilität, die Sicherheit, die Gesundheit und in die
Umwelt aber auch in unser Personal und in unser Landratsamt!!!
Im Jahr 2022 über: 32 Millionen
In den Hochbau: 11,886 Mio. € (+70,90 %)
In den Tiefbau: 10,600 Mio. € ( -3,49 %)
z.B.
• in das Landratsamt der
Zukunft und in das bestehende Amtsgebäude
• in das Feuerwehrzentrum
Klingholz, Erweiterung für Lagerung von Katastrophenschutzausrüstung: Erhöhung
auf 800.000 €
• in die Nachnutzung ehem.
Bauhof Giebelstadt
• in die Sanierung
Rupert-Egenberger-Schule Höchberg
• in die Sanierung Rupert-Egenberger-Schule,
Standort Nord, derzeitiger Standort: Veitshöchheim.
• in den Neubau einer
Förderschule in Gaukönigshofen und in unseren beruflichen Schulen in Ochsenfurt
Auch die Mobilität spielt weiter eine große Rolle:
·
Schülerbeförderung 2,3 Mio.
·
ÖPNV Verbesserungen 4,2 Mio.
·
Radwegeförderprogramm des Landkreises 1 Mio.
Wir sind ein Flächenlandkreis und deshalb
wird es auch auf absehbare Zeit Individualverkehr geben, auch wenn wir den ÖPNV
permanent ausbauen und optimieren. Ob weiterhin mit Verbrennungsmotoren, oder
mit Elektro- oder sonstigen alternativen Antrieben, sei dahingestellt.
Und so investieren wir auch weiterhin in den
Ausbau unseres Kreisstraßennetzes, denn eine gute Infrastruktur ist ein
wesentlicher Standortvorteil und trägt somit zum wirtschaftlichen Erfolg
unserer Gemeinden und letztlich auch des Landkreises bei. Gute Straßen und
Verkehrsknoten bedeuten auch Verkehrssicherheit. Wir investieren in allen
Landkreisteilen.
• Kreisstraßen WÜ 4 und WÜ
57, Ausbau zwischen Eisenheim und der Landkreisgrenze: 1.980.000 €
• Kreisstraße WÜ 11,
Oberbauverstärkung zwischen Neubrunn und der Landesgrenze: 2.200.000 €
(Verschiebung nach 2023!)
• Kreisstraße WÜ 31 Ausbau
zwischen Helmstadt und dem Anschluss A 3: 2.200.000 €
• Restabwicklungen von
begonnen bzw. abgeschlossenen Straßenbaumaßnahmen
Auch die Digitalisierung mit stetiger
Weiterentwicklung der Software, der EDV-Ausstattung und der Lizenzen kostet
Geld. In die Sicherheit mit Anschaffungen für Katastrophenschutz und
Atemschutzpool, in unserer Landkreisfeuerwehr und die Feuerwehren der Gemeinden
investieren wir. Die Anschaffungen der Gemeinden werden wir künftig im Rahmen
des Feuerwehrbedarfsplanes fördern. Und auch das Thema Mainklinik mit dieser
Jahrhundert Investition von 100 Millionen Euro kostet neben viel Geld auch
Kraft, Zeit und Ressourcen.
All diese Investitionen tätigen wir in die
Gemeinden des Landkreises und damit in die Entwicklung unseres Landkreises. Und
ja, sicherlich kann es passieren, dass Maßnahmen nicht so schnell gebaut und
damit bezahlt werden müssen wie geplant! Dennoch, wenn das Geld 2022 noch nicht
komplett fließt, wird es 2023 gebraucht. Neben all diesen Investitionen trägt der
Landkreis Würzburg auch die steigende Belastung im Bereich Jugend und Soziales,
bei den Gastschulbeiträgen oder den allgemeinen Lohnkostensteigerungen.
Wir fördern die
Innenentwicklung, wollen Ökomodellregion werden, machen uns auf den Weg zur
Smarten Region im Programm Smart City. Wir feiern Jubiläum und wollen mit den
Gemeinden in weitere Projekte wie z.B. Digital GmbH, Verkehrszweckverband und
weitere Zusammenarbeit investieren. Wir fördern die Leader-Regionen und
unterstützen die Allianzen.
All dies geht
nicht ohne gutes Personal im Amt und in den Gemeinden. Auch hier unterstützen
wir die Gemeinden zukünftig mit dem Ausbildungspakt und wollen in uns und in
das gemeindliche Personal investieren. Und Ja, jede Tariferhöhung ist richtig
und ein wichtiges Signal an unsere Kolleginnen und Kollegen, aber Sie kosten
eben auch entsprechend Geld und müssen aus dem Landkreishaushalt finanziert
werden.
Dies alles wollen
wir angehen und müssen es finanzieren und der Verwaltungsvorschlag des
Haushaltes sieht einen entsprechenden Finanzierungs-Mix vor! Die Investitionen
zum Teil über neue Schulden und über den Verbrauch von Liquidität, die
angespart wurde, aber eben auch über eine Erhöhung der Kreisumlage. Und somit
schreibt der Verwaltungsentwurf heute auch Geschichte! Ob der steigenden
Umlagekraft kannte der Kreisumlagehebesatz seit 2003 nur noch einen Weg è nach unten! Dies war auch einfach möglich,
da sich der Landkreis mit seinen Gemeinden und den Menschen entwickelt hat!
Erfolgreiche
Unternehmerinnen und Unternehmer stehen für Ausbildung und Arbeit, wirtschaften
gut und zahlen Löhne, Gehälter. Am Ende des Tages sind sie verantwortlich für
Einkommenssteuer, Gewerbesteuer und viele Dinge mehr. Davon durften die
Gemeinden und der Landkreis seit Jahren profitieren! Daher hatten wir lange den
Luxus nur noch über Senkung der Prozentpunkte der Kreisumlage zu diskutieren
und hatten dennoch mehr Geld im Landkreishaushalt. Der Vergleich mit
Hochprozentigem Alkohol machte es schwierig überhaupt noch von Schnaps zu
reden, sondern mittlerweile ehr von Likör! Allerdings gehen wir davon aus, dass
wir in Zukunft doch wieder in die hochprozentige Spirituosen- Abteilung gehen
müssen!
Und dennoch bleibt
Der Landkreis Würzburg
Partner der Gemeinden
Der Landkreis Würzburg
Partner der Menschen
Denn wir haben seit vielen Jahren einen
großen Teil der Bezirksumlage kompensiert!
Ich bitte auch zu verinnerlichen, dass eine
Erhöhung der Kreisumlage auch im Kontext der Bezirksumlage zu sehen ist! Das
Verhältnis muss passen! Bei einer Kreisumlage von 37 % bleit dem Landkreis
weniger Geld aus der Kreisumlage als in den Vorjahren. 2017 z.B. durfte der
Landkreis 34.073.336 € Kreisumlage nach der Bezirksumlage behalten! 2021
waren es nur 32.594.912 €. Dieses Missverhältnis können wir nicht
dauerhaft kompensieren! Deswegen auch der Verwaltungsvorschlag bei der
Kreisumlage den Hebesatz anzupassen.
Mit Verwunderung musste ich daher die eine
oder anderer Veröffentlichung der Gemeinden lesen. Wir in der Kommunalen
Familie haben einen gemeinsamen Einnahmetopf und jedes Gremium erfüllt auf Landkreiunterschiedlicher
Ebene seine Aufgaben – für die Menschen, die in den Gemeinden, Märkten, Städten
und Dörfern leben! Es geht also nicht um das Geld des Landrats oder der
Bürgermeister! Es geht um das Geld der Steuerzahler, der Unternehmer eben um
das Geld der Menschen, das wir in den Gemeinden, im Landkreis und im Bezirk
einsetzen! Jedes politische Gremium entscheidet für was die Einnahmen verwendet
werden und welche Ausgaben zukünftig gewünscht sind! Sei es im Pflicht- oder
Freiwilligenbereich oder im politischen Impulssetzen.
Die Kreisumlage 2022 ist die Konsequenz der
Beschlüsse 2020, 2021 und darüber hinaus. Dabei gilt, jeder Euro des
Landkreises wird auch in eine Landkreis-Kommune investiert oder an eine Person,
die in einer Landkreisgemeinde wohnt, bezahlt. Wir investieren das Geld der
Menschen für die Menschen im Landkreis Würzburg. Daher müssen wir bei unseren
Sitzungen genau überprüfen ob und wie wir das Geld ausgeben. Wollen wir uns
Luftreinigungsgeräte an Schulen, mehr ÖPNV, Krötentunnel an sanierten
Kreisstraßen, Familienstützpunkte, Klimamanager, Innenentwicklung,
Jugendsozialarbeit und viele Dinge mehr leisten? JA, das wollen wir, dann muss
es eben auch mit Geld unterlegt werden!
Daher sieht der Verwaltungsentwurf eine
nicht unerhebliche Erhöhung auf 4 % Punkte vor, nicht alleine für das Jahr
2022, sondern für die Jahre, die noch kommen. Denn auch wenn das Jahr 2022
evtl. besser läuft wie geplant, dann kommt das Jahr 2023 und dort stehen noch
größere Ausgabenblöcke bei den Investitionen in die Schule an.
Als Bürgermeister habe ich 12 Jahre bei der
Haushaltsplanung immer bei den Einnahmen pessimistisch und bei den Ausgaben
optimistisch aber realistisch geplant. Als Landrat werde ich diese
Herangehensweise nicht ändern und seriös, offen und zukunftsgerichtet diesen
Entwurf verteidigen. Egal wie und ob sich die Zahlen positiv entwickeln, dass
Geld bleibt dann im Landkreistopf und kann in den Folgejahren ausgegeben
werden.
Der Entwurf 2022 heißt neue Schulden,
Verbrauch der Liquidität und eine Erhöhung der Kreisumlage!
Jeder der eine Senkung der vorgeschlagenen
Erhöhung möchte, muss auch sagen, was er streichen oder schieben möchte.
Allerdings gilt, heute nicht getätigte Investitionen kommen morgen mit
Kostenfaktor von x % Euro mehr! Zukünftig müssen wir alle überlegen, was
ist notwendig, was nur bedingt zu finanzieren ist!
Und eines bitte ich bei der heutigen Debatte
unbedingt zu bedenken: Die Umlagekraft 2022 bezieht sich jetzt auf das
Haushaltsjahr der Gemeinden 2019! Wenn man in den vergangenen Jahren darauf hingewiesen hat, dass es finanziell
für die Kommunen nicht immer weiter nach oben gehen kann, wurde man teilweise
milde belächelt. Es konnte aus dem Vollen geschöpft werden.
Corona hat uns jetzt - in einer dramatischen Art und Weise - die
Endlichkeit des wirtschaftlichen Aufschwungs vor Augen geführt. Daher heißt es
bewusster Haushalten, trotz aller Herausforderungen!
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
alles in allem ist der Haushalt 2022 ein Entwicklungshaushalt für die
Region, der nach fast 20 Jahren ein neues Kapitel in der Geschichte des
Landkreis Würzburg aufschlägt. Die Kreisumlage soll und muss nach vielen Jahren
erstmals wieder erhöht werden. Die Gemeinden werden durch einen steigenden
Hebesatz, übrigens dann immer noch einer der niedrigsten bayernweit, in die
Pflicht genommen und sitzen mit Landkreis und Bezirk in einem Boot!
Wir investieren erheblich in Bildung und Sicherheit, verlieren aber auch
notwendige Verbesserungen der Infrastruktur nicht aus dem Auge. Wir stellen die
Verwaltung für die Anforderungen der Zukunft neu auf. Wir nutzen die historisch
niedrige Zinssituation, um insbesondere die investiven Maßnahmen gegen zu
finanzieren.
Für mich ein spannender Prozess, den ersten Haushaltsentwurf mit einer
steigenden Kreisumlage aufgrund der vielen Herausforderungen des Landkreises
mit der Verwaltung zu erarbeiten. Daher Danke ich allen Beteiligten, besonders
Herrn Künzig, Frau Hümmer und Herrn Schebler sowie den Kolleginnen und Kollegen
des Landratsamtes und des Kommunalunternehmens! Danke auch an die Fraktionen
für die konstruktive Zusammenarbeit bei den diesjährigen Haushaltsberatungen.
Ich weiß, dass eine Erhöhung der Kreisumlage „eine saure Kost“ ist und
natürlich den Gemeinden schwer im Magen liegt. Daher kommt man mit einem
Likörchen nicht mehr weiter.
Nachdem mein Opa schon immer gesagt hat ein guter fränkischer
Zwetschgenschnaps braucht 41 %. Daher halte ich es wirklich für den Besten
Trunk, die beste Medizin, auf einen angespannten Magen…
Nachdem aber die Beratungen der Fraktionen zeigen, dass ein solcher Schnaps
ehr zu heftig ist, muss er leider wieder eingelagert werden, dadurch wird er
besser und 2023 wieder herausgeholt! Zum Glück haben wir verschiedene weitere
Varianten dabei…
Ich hoffe wir finden mehrheitlich einen Trunk, der für den Landkreis
Würzburg bekömmlich ist und damit den Landkreis weiterentwickelt.
Es würde mich freuen, wenn dieser Haushalt mit den notwendigen
Beschlüssen am Ende dann doch Ihre Zustimmung finden würde.
Denn es ist ein Haushalt, der trotz Erhöhung, insgesamt beweist:
Der Landkreis Würzburg
als Partner der Gemeinden
Der Landkreis Würzburg
als Partner der Menschen
Dankeschön“
Haushaltsrede 2022
CSU-Kreistagsfraktion
Björn Jungbauer
„Sehr geehrter Herr
Landrat,
liebe Kolleginnen und
Kollegen,
werte Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter,
meine sehr geehrten
Damen und Herren,
ein schwieriges Zahlenwerk liegt vor uns,
spannende Diskussionen und Abstimmungen stehen heute an. Ich habe den Eindruck,
dass der diesjährige Haushalt ein besonderer ist. Hatte ich im vergangenen Jahr
davon gesprochen, dass wir uns darauf einstellen müssen den Dampfer Landkreis
Würzburg aus ruhigem Fahrwasser in den rauen Ozean zu führen, so scheinen wir
nun genau dort angekommen zu sein. Der Vorschlag der Verwaltung sieht den
stärksten Anstieg beim Hebesatz der Kreisumlage seit 1993 vor, damals wurde
dieser um vier Prozentpunkte angehoben. Zum neuen Jahrtausend dann musste die
Umlage um drei Prozent erhöht werden. Heute stehen genau wieder diese vier
Prozentpunkte zur Diskussion. Warum? Weil die Verwaltung grausam ist? Weil der
Kreistag die 52 Kommunen im Landkreis schröpfen will? Nein nicht aus diesen
Gründen, sondern ganz lapidar, weil die Verwaltung rechnen kann.
Die Pflichtaufgaben mit den immer stärker
steigenden Sozialausgaben, die Bezirksumlage, welche trotz einer Senkung des
Hebesatzes die Rekordsumme von annähernd 40 Millionen umfasst, die Beschlüsse
in unseren Ausschüssen, im Kreistag aber auch im Kommunalunternehmen und seinen
Tochtergesellschaften und eine nicht so stark angewachsene Umlagekraft– all das sind Gründe für diese 41 Prozentpunkte, welche
Grundlage unserer Debatte sind. Wir reden über einen
Mehrbedarf von rund 8 Millionen Euro, welche diesen vier Prozentpunkten zu
Grunde liegen.
Dieses Geld, welches
von den Gemeinden
im Landkreis zusätzlich abzuführen ist tut uns - und nun spreche
ich als Bürgermeister - auch mir und meiner
Gemeinde sehr weh. Ich kann Ihnen versichern, dass gerade wir zehn
Bürgermeisterinnen und Bürgermeister unserer CSU Kreistagsfraktion unterjährig
und nicht nur im Rahmen der Haushaltsberatungen hier immer wieder
kritisch nachhaken und Ausgaben hinterfragen. In unserer
Klausurtagung haben wir abgewogen und kamen zum Schluss, dass wir zumindest
eine Anhebung um drei Prozentpunkte auf einen Hebesatz von 40 Prozent für
gerechtfertigt halten. Gerechtfertigt im Sinn der Kommunen, da wir diese nur so
stark belasten, wie wir sie mit unseren
Beschlüssen beschweren. Gerechtfertigt aber gerade auch im Sinn einer
vorausschauenden Politik. Wenn wir dieses
Jahr nicht in dem Maß anheben, wie es erforderlich ist, kann der Anstieg
in den kommenden Jahren noch stärker belasten. Es geht auch nicht darum im
Haushalt soviel Sicherheit einzuplanen, dass durch die Umlage der Sparstrumpf
beim Landkreis gefüllt wird, wie dies schon
der Fall war. Und auch das sollten
wir uns heute schon vor Augen führen, die Finanzplanung sieht eine
weitere Steigerung der Umlage in den beiden kommenden Jahren auf 43 Prozent und 2024 gar auf 45 Prozent vor. Es ist dabei
nur ein schwacher Trost, dass unser Landkreis
mit diesem Umlagehebesatz nicht mal heute der in Unterfranken wäre, welcher den höchsten Satz hat, geschweige denn im bayernweiten
Vergleich. Und gerade die sich abzeichnende Steigerung ist es auch, die uns mit
Vernunft an die Aufgabe zur Findung einer ausgewogenen Lösung heranführen sollte.
Ich verweise an dieser Stelle exemplarisch auf
die Rede des Kollegen Winzenhörlein aus dem letzten Jahr zum Haushalt. Er
prophezeite schon damals eine kräftige notwendige Erhöhung in der nahen
Zukunft. Daher überrascht es umso mehr, warum man nun gerade in diesem Jahr die Augen vor
den Tatsachen verschließt, vor allem angesichts der gerade zitierten
Finanzplanung für die drei kommenden Jahre. Die CSU Kreistagsfraktion hegt
daher die Befürchtung, dass nun eine Erhöhung jetzt um nur ein oder zwei
Prozentpunkte in den kommenden Jahren einen noch stärkeren Anstieg zur Folge
haben wird.
Wir alle tragen
Verantwortung, als Fraktion
wollen wir uns dieser
gerne gemeinsam mit allen
anderen im Gremium stellen. Ohne Polemik, ohne Schaufensterpolitik in einem
guten Miteinander, so wie wir dies hier immer tun. Verantwortung für die
Bürgerinnen und Bürger, Verantwortung für die 52 Gemeinden, Verantwortung aber
auch für unser Handeln.
Wir stehen in der Verantwortung dafür, dass
durch unser Handeln die Last auf den Schultern der Gemeinden nur so groß wird,
wie es vertretbar ist. Dabei sollten wir nicht die 180 Millionen Euro Rücklagen
der Gemeinden als Maßstab nehmen, auch nicht die knapp 90 Millionen Euro an
Schulden, sondern die dauernde Leistungsfähigkeit der Kommunen als Gradmesser. Hier ist es so, dass die Kommunalaufsicht bei rund 40 %,
also 21 Gemeinden im Landkreis, eine angespannte Haushaltslage sieht. Und mit
Verantwortung meine ich jetzt nicht, im Rahmen der Haushaltsberatungen und der
dazugehörigen Kreistagssitzung mantraartig die Erhöhung der Umlage als Last zu
bezeichnen. Übernehmen wir Verantwortung durch unser Handeln. Übernehmen wir
Verantwortung und stehen ehrlich zu den Beschlüssen die wir getroffen haben.
Die rund 110 Millionen Euro an Investitionen haben sich nicht alleine in die Finanzplanung
geschrieben. Wenn wir der Meinung sind, dass diese notwendig sind, dann stehen
wir dazu, denn viele werden für die Bürgerinnen und Bürger einen Mehrwert
generieren. Wenn wir der Meinung sind, es ist zu viel, dann müssen wir auch
entsprechend handeln.
Wir müssen uns aber auch ehrlich machen.
Ehrlich, dass wir mit einer aktuellen Kreisumlage von 37 Prozentpunkten eine
sehr komfortable Ausgangsposition haben. Warum? Weil es tüchtige
und fleißige Menschen
im Landkreis Würzburg gibt, welche viele Steuern
bezahlen und daher eine starke Umlagekraft vorhanden ist. Gerade diese war es
in den letzten Jahren, welche uns getragen hat. Es gab gar keine großen Nöte
zur Anhebung der Umlage, da die Geldquelle immer kräftig sprudelte.
Letztes Jahr gab es noch fünf Millionen mehr
bei gleichem Hebesatz. Auch hatten wir einen gut gefüllten Speicher mit
liquiden Mitteln, dessen Stand zu Recht auch immer geringer wird. Jetzt müssen
wir uns fragen: Versiegt die Quelle langsam oder nehmen wir mehr, als die
Quelle Schüttung hat? Nein, ich habe keine Angst, dass sie versiegt und sie tut
es auch nicht. Wir nehmen uns nur mehr, als die normale Schüttung hergibt.
Stellt sich nun die Frage, ob uns andere das Wasser abgraben oder wir
vielleicht gar verschwenderisch mit der Ressource umgehen? Auch dies kann ich
mit gutem Gewissen verneinen. Wir stellen uns den Aufgaben und haben uns
scheinbar alle einfach nur daran gewöhnt, wir sind vielleicht auch etwas
nachlässig oder bequem geworden. Mein Quell der Hoffnung ist daher, dass wir
uns wie erwähnt ehrlich machen. Ehrlich, dass wir 70 Kolleginnen und Kollegen
im Kreistag es sind, welche maßgeblich mit unseren Beschlüssen dazu beitragen,
dass wir in diesem Jahr alleine beim Landkreis über 32 Millionen Euro an
Investitionen planen. 1,5 Millionen Euro für den Brand- und Katastrophenschutz,
8,1 Millionen Euro für unsere Schulen, davon über 3 Millionen Euro für
dezentrale Lüftungsanlagen und rund 11,5 Millionen Euro für den Straßenbau,
dazu noch knapp 1 Million Euro für Radwege. Das alles muss bezahlt werden.
Ehrlich auch, dass wir in diesem Jahr rund 4,2 Millionen Euro Eigenmittel für
den ÖPNV aufwenden werden. Die Verbesserung bei den Takten, die
Schnellbuslinien, das 365 Euro Ticket, all diese Maßnahmen kosten Geld –
vor fünf Jahren lagen die Ausgaben des Landkreises noch bei rund 1,2 Millionen
Euro. Angesichts dieser Tatsachen würde ich mir gerade beim ÖPNV in mancher Diskussion etwas mehr Ehrlichkeit und Selbstreflexion über das
Erreichte wünschen.
Ehrlich auch, dass die
Verpflichtungsermächtigungen, welche wir für die Projekte in den Folgejahren
benötigen buchhalterisch abgebildet werden müssen. Eine Generalsanierung der
Mainklinik, bei der im ersten Bauabschnitt alleine von uns 14 Millionen an Eigenmitteln
getragen werden müssen, der Neubau einer Förderschule in Gaukönigshofen, die
mit 10 Millionen Euro veranschlagt ist oder aber auch der Anbau am Landratsamt.
Dieses Geld muss irgendwo herkommen.
Es sind aber nicht nur die Investitionen,
welche Geld kosten, sondern auch der laufende Betrieb unserer Einrichtungen und
der Verwaltung. Der kumulierte Verlustausgleich für das Kommunalunternehmen
bewegt sich heuer bei fast 7 Millionen Euro. Darin enthalten sind die
Personalabrechnung und die Reinigungsleistungen, aber auch der Verlust der Main
Klinik mit rund 750.000 Euro. Die Wichtigkeit dieser Einrichtung brauche
ich nicht zu unterstreichen. Für die Errichtung der Pflegeschule sind
rund 250.000 Euro vorgesehen, die ursprünglich als kostendeckend bezeichnet
wurde. Und ja, eine sehr große Mehrheit hat die Betriebsübernahme des Pflegeheims in Röttingen beschlossen. Konsequenzen daraus sind:
der Landkreis übernimmt Verantwortung im ländlichen Raum, sorgt für
gleichwertige Lebensverhältnisse und dies wird am Anfang auch Geld kosten,
welches über den Haushalt bereitzustellen ist.
Knapp 500.000 Euro sind hierfür geplant, wodurch die Gesamterlöse bei
den Senioreneinrichtungen gedrückt werden und daher auch beim Landkreis zu
Buche schlagen. Stehen wir also dazu und vergessen nicht, dass genau diese
Summe dann auch im kommenden Haushalt bereitzustellen ist.
Bei all den Diskussionen um die Kreisumlage kam
zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung bisher die geplante Kreditaufnahme
von 14 Millionen Euro zusätzlich zur Umlagehebung nur rudimentär zur Sprache.
Ich gehe angesichts meiner bereits umfangreichen Ausführungen nicht darauf ein.
Glücklicherweise ist durch die konsequente Tilgung in der Vergangenheit die
Luft hierzu da und teilweise kompensieren die Investitionen in Eigentum die
externen Kosten.
Ehrlich müssen wir uns wohl auch machen, dass
wir vielleicht auch öfter wieder
nein sagen müssen, bei kleinen Dingen, wie aber auch bei den Großen. Ein Beispiel ohne Wertung: ist
der Mehrwert für den Landkreis beim Förderprogramm SmartCities wirklich so groß, dass dies einen Eigenanteil von 2
Millionen über fünf Jahre rechtfertigt? Dies ist genau ein Prozentpunkt
Kreisumlage. Mit 63:1 Stimme hatten wir im Oktober letzten
Jahres beschlossen, genau
dieses Geld aufzuwenden. Konsequenz, im diesjährigen Haushalt stehen 400.000 Euro genau für dieses
Projekt, im Planungszeitraum die weiteren 1,6 Millionen.
Ehrlich sollten sich auch diejenigen machen,
welche auf eine niedrigere Verschuldung und gleichzeitig einen niedrigeren Kreisumlagenhebesatz pochen, im Vorfeld aber Anträge für
zusätzliche Aus- und Aufgaben gestellt haben. Ehrlich, dass gerade im sozialen
Bereich noch mehr Stellen geschaffen werden sollen. Verstehen Sie mich nicht falsch
– ich bin nicht pauschal
gegen den Ausbau von Stellen in diesem Bereich. Wir
müssen aber auch immer wissen, dass jede Stelle in diesem Bereich Geld kostet
und spätestens im Haushalt sichtbar wird.
Ehrlich sind wir als Fraktion auch zu uns, denn
wir wissen auch, dass der Planansatz nie so umgesetzt werden wird. Uns wurde
jedoch glaubhaft versichert, dass anders als in manchen zurückliegenden Jahren
die Mittel für Investitionen nicht nur Platzhalter sind, sondern auch
tatsächlich abfließen. Die Verwaltung hat uns bestätigt, dass sie durch Eingriffe und Effekte eine Anhebung
der Umlage nicht auf 41 Prozent als möglich erachtet, jedoch 40 Prozent
für notwendig. Bei diesem Hebesatz wäre es dann auch so, dass durch die
Gemeinden die Hälfte der Bezirksumlage getragen werden würden,
für uns auch ein wichtiges Argument.
Sie sehen, wir haben es uns nicht einfach
gemacht. Jedoch ist für uns eine Erhöhung der Umlage auf 40 Prozent notwendig
und die Gründe dafür wurden uns schlüssig dargelegt. Ich danke an dieser Stelle
stellvertretend Herrn Künzig, Frau Hümmer sowie Herrn Schebler für die
Erläuterungen und Vorstellung der Kenndaten, aber auch für die Vorbereitung. Es
ist heuer eine Zäsur, denn für Herrn Künzig wird dies sein letzter Haushalt
sein, auch an anderer Stelle der Führungsspitzen im Haus werden wir im nächsten
Jahr andere Personen sitzen haben. Ich nutze daher die Gelegenheit mich bei
Ihnen persönlich zu bedanken für die Arbeitskraft, welche Sie zum Wohl des
Landkreises eingebracht haben. Ich wünsche Ihnen für den neuen Lebensabschnitt
vor allem viel Gesundheit, aber auch Glück diesen hoffentlich lange und
zufrieden und gesund genießen zu können. Danken möchte ich aber auch den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
Verwaltung und des Kommunalunternehmens für die Umsetzung und Abarbeitung des
Haushalts.
Aufgrund der Diskussionen haben wir bewusst
darauf verzichtet Anträge zum Haushalt zu stellen. Es ist die Aufgabe von
Landrat Thomas Eberth die Schlagkraft und das Know-how des Landratsamts zu nutzen um davon in Zukunft
noch mehr die Gemeinden profitieren zu lassen. Das Haus ist so gut und breit
aufgestellt wie keine Kommune. Wir begrüßen daher ausdrücklich die Überlegungen
unseres Landrats im Bereich der EDV gemeinsam mit den Gemeinden neue Wege
einzuschlagen, hier die Ressourcen zu bündeln und Synergien zu schaffen.
Digitalisierung ist ein geflügeltes Wort, vor allem aber auch ein teures. Mein
Eindruck ist, dass die Kosten für die Unterhaltung und Erneuerung der
notwendigen Anlagen uns mehr und mehr über den Kopf wachsen und gerade die Gemeinden immer öfter überfordern. Waren es bis vor
wenigen Jahren einfach nur Kreide,
Tafeln und Overheadprojektoren in unseren
Schulen, sind es heute immer mehr Klassenzimmer welche mit Dokumentenkameras, Klassensätzen an Ipads, Schulservern und digitalen Tafeln ausgestattet sind. All das muss
gekauft, betrieben und unterhalten werden müssen. Dank großzügiger Förderung
des Bundes und vom Freistaat ist die Anschaffung oft nicht das Problem, alles
andere danach schon. Es ist daher an der Zeit hier gemeinsam Synergien in einer
neuen Gesellschaft zu bündeln, der Landkreis
Rhön Grabfeld macht vor, wie es gehen kann. Nachdem
uns versichert wurde, dass
die notwenigen Kapazitäten zur Beschreitung der neuen Wege in der Verwaltung
vorhanden sind verzichten wir darauf Finanzmittel für eine externe Beratung zu
dieser Idee zu beantragen.
Wie man im Vorfeld der Sitzung erkennen
konnte, wird sich wohl keine Mehrheit
für eine Anhebung der Kreisumlage auf 40 Prozentpunkte finden. Uns interessiert
daher brennend, wie die Kolleginnen und Kollegen welche eine niedrigere Umlage
fordern diese umsetzen möchten. Was wird gestrichen, was wird geschoben? Hier
vertreten wir die Ansicht, dass es nicht die Aufgabe der Verwaltung sein kann
zu schieben oder zu streichen, sondern diese politische Verantwortung müssen
wir als Kreisrätinnen und Kreisräte tragen.
Tragen wir gemeinsam Verantwortung, machen wir
uns ehrlich und agieren mit Vernunft, auch wenn diese manchmal
zu kurz kommt.
Gerade ein gehöriges
Maß an Ratio ist es aber, die uns auch auf dem rauen Ozean sicher leiten wird.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit, ich bin mir
sicher wir finden gemeinsam einen guten Weg.“
Haushaltsrede 2022
Kreistagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen
Sven Winzenhörlein
„Sehr geehrter Herr Landrat,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
zuallererst vielen Dank an die Verwaltung für die detaillierte
Aufstellung und Aufbereitung des Haushalts und besonderen Dank an Frau Hümmer,
Herrn Künzig und Herrn Schebler für die geduldige Unterstützung bei unserer
Haushaltsberatung.
Nach 19 Jahren planen wir erstmals wieder eine Anhebung der Kreisumlage,
nach 9 Jahren kontinuierlicher Senkung.
Wie konnte es dazu kommen? Die Konjunktur war gut und wir haben gut
gewirtschaftet, solide Haushalte aufgestellt. Doch es hat sich angedeutet, dass
es so nicht lange weitergehen kann, mahnende Worte wurden in den letzten Jahren
immer wieder gesprochen, auch aus unserer Fraktion heraus. Und jetzt ein großer
Sprung um 4 Prozentpunkte nach oben?
Der Landkreis investiert in diesem Jahr 32 Millionen Euro: Schulen
werden erweitert und modernisiert, unter anderem werden endlich, da längst
überfällig, die Förderschulen saniert, aus- bzw. neugebaut. Die Sanierung der
Mainklinik schreitet voran und das Landratsamt platzt aus allen Nähten und
bedarf eines schicken Neubaus. Alles gute und nötige Investitionen für die
Zukunft.
Und wenn wir hoffentlich ein Corona-armes oder Corona-freies Restjahr
haben, wollen wir gebührend unser 50-jähriges Landkreisjubiläum feiern, was uns
auch ein paar Euro kostet. Durch Investitionen in einen guten ÖPNV unterstützen
wir die Kommunen beispielsweise beim Zuschuss zum 365 Euro-Ticket für
Schülerinnen, Schüler und Auszubildende.
Dies sind alles gute und
wichtige Investitionen!
Ebenso muss unser Personal bezahlt werden, in diesem Jahr steigen die
Personalkosten um 2 Millionen Euro. Viele Aufgaben erfordern viele Menschen,
die diese erledigen und in einigen Fachbereichen war wirklich Verstärkung
gefordert. Allerdings gibt es auch Bereiche mit Stellenmehrungen, die sich
nicht auf den ersten Blick erschließen. Hier wird langfristig viel Geld
gebunden und es wird doch manchmal der Eindruck erweckt, als finanzieren die
Kommunen über die Kreisumlage Personalkosten für eine Dauerwerbesendung des
Landrates.
Wo wir wirklich ernsthaft und nachhaltig investieren müssen, ist in den
Klimaschutz. Denn sonst werden die Folgen der Klimaanpassung für die kommenden
Generationen unbezahlbar.
Deshalb ist eine gemeinschaftliche
Weiterentwicklung in Richtung Klimaneutralität wichtig, z. B. durch die
Öko-Modell-Region.
Ebenso im Bereich ÖPNV Hand in Hand mit der Stadt
Würzburg und im Verkehrsverbund. Denn alleine funktioniert das nicht, wie das
Thema Park & Ride und die Diskussion um die Talavera beweist.
Wenn wir es schaffen, einer der ersten
klimaneutralen Landkreise zu werden, können wir sehr stolz darauf sein und auf
allen Kanälen damit glänzen.
Mein Fazit:
Um die finanzielle Beweglichkeit des Landkreises zu
erhalten und auch kurzfristig, wenn nötig investieren und unterstützen zu
können, sind deshalb Disziplin bei allen Baumaßnahmen gefordert. Weiterhin
sorgfältige und gründliche Planungen, keine überzogenen Ansprüche in Umfang und
Ausstattung, keine kurzfristigen Extrawünsche oder Umplanungen.
Künftige Betriebsaufwendungen und
Instandhaltungskosten sind bei Planung und Umsetzung zu berücksichtigen.
Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, dass der Landkreis für die
Bürgerinnen und Bürger und die Kommunen da ist, nicht umgekehrt.
Deshalb spricht sich die Fraktion von Bündnis 90 / Die Grünen für eine
moderate Erhöhung der Kreisumlage um 2 % auf 39 Prozentpunkte aus.“
Haushaltsrede 2022
Kreistagsfraktion
UWG/FW-Fraktion
Hans Fiederling
„Sehr geehrter
Herr Landrat,
liebe Kolleginnen
und Kollegen,
meine Damen und
Herren,
wir stehen heute vor einer Wende in der
Finanzpolitik des Landkreises. Nach 20 Jahren, in denen die Kreisumlage nach
Prozentpunkten gleichgeblieben oder gesenkt wurde, wird es jetzt wieder nach
oben gehen. Auch das Thema Schulden spielt wieder eine Rolle. Bei den derzeit
niedrigen Zinssätzen und ständig steigenden Baupreisen ist dies auch
wirtschaftlich sinnvoll, wenn es im Rahmen bleibt.
Wir haben ein sehr umfangreiches Zahlenwerk
von Landrat Thomas Ebert und der Verwaltung vorgelegt bekommen und diskutiert.
Vielen Dank an Landrat Thomas Eberth, Herrn Künzig, Frau Hümmer und Herrn
Schebler für die Vorlagen und die offene Aussprache.
Trotz Corona und wirtschaftlichen
Einschränkungen hat sich die Umlagekraft des Landkreises im Vergleich zum
Vorjahr um ca. 5,5 Mio. € erhöht, was bei gleichbleibendem Hebesatz der
Kreisumlage höhere Einnahmen von ca. 2 Mio. € bedeutet. Ebenso haben sich
die Schlüsselzuweisungen nochmals um 1 Mio. € gegenüber den Zahlen im Entwurf
erhöht.
Welche Erkenntnis kann oder besser gesagt
muss man daraus ziehen?
Wir haben kein Einnahmeproblem, sondern aus
unserer Sicht sind die Ausgaben das entscheidende.
Wir sehen sehr wohl und erkennen es auch an,
es tut sich einiges im Landkreis. Das ist sehr erfreulich. Wir begrüßen all die
angedachten und zum Teil beschlossenen Vorhaben und stehen hinter diesen.
Wir investieren in unsere Schulen, ob es
u.a. um die EDV-Ausstattung, Lüftungsgeräte oder der Anbau an die Realschule in
Höchberg geht. Bei den Förderschulen haben wir einen Investitionsstau. Bereits
vor einigen Jahren wurde über die Sanierung der Förderschulen in Höchberg und
Veitshöchheim diskutiert und geplant. Konkrete Entscheidungen sind erst jetzt
gefallen. Das es auch im südlichen Landkreis Bedarf gibt, kam kurzfristig ins
Gespräch und die Planung für Gaukönigshofen lief jetzt sehr zügig. Die
Förderschule Höchberg wird saniert, Planung läuft. Das Schulgebäude in
Veitshöchheim ist nicht zu sanieren, muss aber in den nächsten Jahren neu
gebaut werden, auch wenn der Standort noch offen ist.
Doch gerade in dieser noch zu entscheidende
Standortfrage sehen wir die Chance für den bestgeeigneten Schulstandort. Für
unsere Schülerinnen und Schüler muss der Blick auf eine geeignete Infrastruktur
in Schulnähe und auf eine möglichst gute Erreichbarkeit gerichtet sein! Wir
wollen, dass die drei möglichen Schulorte Veitshöchheim, Rimpar und
Unterpleichfeld unter sachgerechten und objektiven Gesichtspunkten geprüft
werden. Dann muss möglichst schnell entschieden und umgehend in die konkrete
Planung eingestiegen werden. Denn gerade die betroffenen Kinder, Lehrkräfte und
auch Eltern haben sehr lange mit den unzumutbaren Umständen in VHH leben müssen
und haben nun ein Recht darauf, verlässlich eine zeitnahe Perspektive vom
Landkreis als Schulträger zu bekommen.
Der ÖPNV kostet uns mittlerer Weile mehr als
vor einigen Jahren vom Kreistag beschlossen wurde. Die Vorgabe von 2
Prozentpunkten der Kreisumlage, was ca. 4 Mio. € entspricht, sind
überschritten. Ob hier alle Forderungen erfüllt werden können, die derzeit im
Raum stehen, ist fraglich. Hier stehen in den nächsten Jahren wichtige
Entscheidungen für die gesamte Region Mainfranken an.
Ob allerdings die bisherige Vorgehensweise
erfolgreich sein wird, ist fraglich. Vor allem die Zusammenarbeit mit der Stadt
ist unbefriedigend. Konzepte werden seit Jahren/Jahrzehnten in der Stadt
Würzburg entwickelt, allerdings häufig nur in überschaubaren Teilbereichen.
Diese werden dann im Stadtrat parteipolitisch zerredet und kaum umgesetzt. Auch
die aktuelle Planung und Vorgehensweise im Stadtrat lässt wohl wenig Hoffnung
aufkommen. Es fehlt eine klare, mutige und langfristige Planung und vor allem
eine ernstgemeinte Abstimmung mit dem Landkreis.
Wir wünschen uns einen Erfolg der geplanten
Verkehrskonferenz, einen Abschluss der Verkehrserhebung, gute und zielführende
Konzepte für die Zukunft, eine offene und konstruktive Diskussion im
interkommunalen Ausschuss stadt.land.wü und eine Umsetzung der gemeinsam
erarbeiteten Ziele.
Dass es funktionieren kann zwischen Stadt
und Landkreis, zeigt das Seniorenpolitische Gesamtkonzept, welches wir heute
bereits in 3. Auflage vorgestellt bekommen und beschließen werden.
Für den Erhalt und Neubau von Kreisstraßen
ist die Summe von 5,7 Mio. € eingeplant. Dass diese Projekte in
diesem Jahr umgesetzt werden könnten, wäre sehr wünschenswert. Ich kann es mir
aber nicht vorstellen, besonders, wenn man sieht, wie sich der Bau der
Kreisstraße zwischen Veitshöchheim und Gadheim hinzieht.
Dem Kommunalunternehmen als
Tochterunternehmen des Landkreises wurden viele Aufgaben übertragen. Es kann
diese in vielen Fällen unbürokratischer und effektiver erfüllen als eine
Behörde. Trotzdem sind die dort getätigten Investitionen vom Verwaltungsrat im
Auge zu behalten. Schulden des KU sind auch Schulden des Landkreises.
Zuwendungen an das KU für den ÖPNV, die Main Klinik in Ochsenfurt, die
Seniorenarbeit, die Personalkostenabrechnung und die Reinigungskosten fallen
auch ohne das KU an und müssen vom Landratsamt bezahlt werden.
Die Main Klinik in Ochsenfurt wird je nach
Baufortschritt des Neubaus in den nächsten Jahren die beschlossenen
Finanzspritzen benötigen. Die geforderten 3 Mio. € für 2022 werden
aus unserer Sicht noch nicht anfallen.
Zurück ins Landratsamt als Behörde. Hier
haben sich in den letzten Jahren Aufgaben- und Stellenmehrungen ergeben, nicht
nur im Bereich Gesundheitsamt.
Steigerungen sind vor allem auch in Sachen
Personal von langfristiger Bedeutung. Hier kann nicht kurzfristig gehandelt
werden. Eine Steigerung um 50 Stellen in 2 Jahren ist trotz der zusätzlichen
Aufgaben schon sehr beachtlich.
Die Stellenmehrung war jeweils begründet.
Wir haben sie deshalb auch mitgetragen. Doch kann diese Dynamik so weitergehen?
Wir werden die Personalsituation und vor allem angedachte Mehrungen wie bisher
kritisch begleiten. Die erste Antwort der Verwaltung darf nicht lauten, also
eine neue Stelle mehr. Da müssen erst noch andere Überlegungen angestellt und
Lösungsvorschläge erarbeitet sein.
Mehr Personal bedeutet auch mehr
Arbeitsplätze, die geschaffen werden müssen. Container sind hier nur eine
Übergangslösung. Ob die im Raum stehenden 30 Millionen, die für den
Ergänzungsbau des Landratsamtes im Raum stehen ausreichen? Warten wir ab.
Ich gehe davon aus, dass uns in der
Sondersitzung im März dann nicht nur die Architektur und die Vorzüge des oder
der Entwürfe vorgestellt und schmackhaft gemacht werden, sondern, dass dann
auch über mögliche Baukosten – zumindest von einer möglichst realistischen
Kostenschätzung - die Rede sein wird?!
Und schon sind wir wieder bei der Realität
des heutigen Tages, dem Haushaltplan 2022 und der damit verbundenen
Entscheidung über die Kreisumlage. Im Vorfeld der heutigen Beratung war von
ganz unterschiedlichen Vorschlägen zu hören und zu lesen, von einer
überraschenden Erhöhung um 4 % in einem Ruck oder einer minimalen
Anpassung von 1 Prozentpunkt.
Als UWG-FW-Fraktion haben wir auch dieses
Jahr wieder eine klare Position über die Höhe und über die Vorgehensweise. Mit
Blick auf die kommunalpolitischen Ebenen, die wir durch unsere Entscheidungen
unmittelbar beeinflussen können, stehen wir als Kreisräte auf der Seite des
Landkreises, der seine Aufgaben erfüllen und seine Vorhaben finanzieren muss.
Da wir aber einen beträchtlichen Teil des Geldes als Umlage von den Gemeinden
holen, stehen wir auch an der Seite der Kommunen. Auch diese haben ihre
Pflichtaufgaben zu erledigen und wollen ihre jeweilige Ortsentwicklung
voranbringen und solide finanzieren. Die Kreisumlage darf nicht überraschend
und sprunghaft sein. 4 % in einem Jahr- ohne rechtzeitige Vorankündigung -
verschreckt nicht nur die Kommunen. Sie raubt vielen, und nicht nur finanziell
schwächeren, die Möglichkeit, ihre geplanten Investitionen aus eigenen Mitteln
bzw. ohne nicht geplanter Schuldenaufnahme zeitnah durchzuführen.
Den Ansatz, die Bürgermeister frühzeitig
über geplante Erhöhungen der Kreisumlage zu informieren finden wir gut, jedoch
sollte dies Veranstaltung von Seiten der Verwaltung als
Bürgermeisterversammlung stattfinden und nicht als Informationsveranstaltung
einer Partei, wie es in diesem Jahr war.
Wir halten aber auch eine Erhöhung um einen
Prozentpunkt für zu gering, denn die Anträge die im Laufe des Jahres - auch von
Fraktionen - immer wieder gestellt werden, müssen auch finanziert werden.
Wir bleiben bei unserer bewährten
Vorgehensweise, nur so viel von den Kommunen zu fordern wie nötig, wie wir dies
in den vergangenen Jahren stets begründet und vertreten haben.
Wir stellen den Antrag, die Kreisumlage um 2
Punkte von 37 auf dann 39 Punkte zu erhöhen. Diese Erhöhung können wir auch mit
guten Gründen den Gemeinden vermitteln. Und vor allem, können wir als Landkreis
unseren Haushalt solide finanzieren. 1 Punkt wären 2 Mio. und 2
Punkte wären 4 Mio. Ich denke diese Luft ist im Haushalt vorhanden.
Wir würden uns über eine breite Zustimmung
für unseren Vorschlag sehr freuen.
Dem Stellenplan stimmen wir zu, die
Entscheidungen sind bereits während des Jahres gefallen.
Dem Finanzplan stimmen wir auch zu, da er wie
ein Blick in die Glaskugel ist und jedes Jahr neu zu bewerten ist.
Wie wir nächstes Jahr über die Kreisumlage
diskutieren, werden wir sehen. Es hat sich die letzten Jahre stets bewährt,
dass wir von Jahr zu Jahr geschaut und die Finanzen trotzdem im Auge behalten
haben.
Vielen Dank“
Haushaltsrede 2022
Kreistagsfraktion SPD-Fraktion
Stefan Wolfshörndl
“Liebe
Kolleginnen und Kollegen,
sehr
geehrter Herr Landrat,
lieber
Thomas,
blicken
wir auf einige Kennzahlen und Entwicklungen, positive, wie wir meinen.
1.
Die Wirtschaftliche Entwicklung
• Steigerung der
Umlagekraft 2020-2021: +7,8 %
• Prognose Steigerung der
Umlagekraft 2021-2022: +2,8 %
• Prognose 1 Prozent
Kreisumlage 2022 = 1,99 Mio.
• Prognose der Entwicklung
der Umlagekraft +2,5 % in den nächsten
Jahren
• Bezirksumlage 2022 zu
2021 -0,2%-Punkte (20,0 % zu 20,2%)
• Beschäftigungssituation Lkr. Würzburg Alo-Quote
2,0% 01/2022 (2,7 % 01/2021)
2.
Die Finanzsituation des Landkreises Würzburg
Verschuldung
• 2016: ca. 21 Mio. Euro
• 2021: ca. 13 Mio. Euro
• Für 2021 waren im HHP 5 Mio. Euro Darlehensaufnahme eingeplant, die
nicht benötigt wurden
Guthabenrückfluss
(Geldanlagen)
• 2022 - ca. 4,6 Mio. Euro
• in den nächsten Jahren
insgesamt 23,5 Mio. Euro
3.
Das Ergebnis des Haushaltsjahres 2020
• +11,2
Mio Euro - HHP 2020 zu Ergebnis-HH 2020
• Auch 2021 erwartet die SPD-Fraktion
eine positive Entwicklung des Ergebnis HH in ähnlicher Höhe, die
vorgesehenen 5 Mio. Euro eingeplante Darlehensaufnahme war nicht erforderlich.
Wie erwartet konnten in 2021 nicht alle geplanten Investitionen umgesetzt
werden. Wir wissen alle, dass uns das auch 2022 und 2023 ereilen wird.
Projektplanung und Beschlüsse dazu
gehen diametral zur Umsetzung auseinander.
Auf
Grundlage dieser Fakten und Tatsachen empfiehlt die SPD-Fraktion - zur
Bewältigung der bevorstehenden Investitionen - eine maßvolle Erhöhung der
Kreisumlage um 1 %-Punkt.
Ich
denke, dass sich ausreichende Mehreinnahmen ergeben und die Maßnahmenprojekte,
die Themen, die wir 2022 umsetzen wollen, die Aufgaben des Landkreises, die
anstehen, auch bewältigen können.
Die
eingeplante Darlehensaufnahme von 14 Mio. Euro in 2022 kann mit dem
Ergebnis-HH 2021 (2020 realisierte +11,2 Mio.) und einer zu erwartenden
Einsparung von nicht realisierbaren Investitionen massiv reduziert werden oder,
wenn man dies möchte zur Finanzierung und zur Vermeidung zusätzlicher
Belastungen über die Kreisumlage verwendet werden.
Die
SPD-Fraktion erwartet auch weiterhin eine positivere gesamtgesellschaftliche
Entwicklung bei der sehr vorsichtigen Einschätzung des vorliegenden
Haushaltsplans 2022.
Zusammenfassend
empfiehlt die SPD-Fraktion - auch um die Städte und Gemeinden bei ihren
umfassenden Aufgaben, wie z. B. Kindergartenneubauten
+ Schulsanierungen zu unterstützen formulierte um auch zukünftig - eine
Anhebung der Kreisumlage um 1 %-Punkt von 37 % auf 38 %.
Wir sehen dies als bedarfsorientierte Anhebung, orientiert am tatsächlichen Mittelabfluss in der Praxis
des Haushaltsvollzugs.
Wir
anerkennen die Notwendigkeit einer Erhöhung und auch die umfangreichen Projekte
des Landkreises, die wir gemeinsam aufs Gleis gesetzt haben.
Bei
den Landkreisprojekten ist es wie mit der Deutschen Bahn. Sie kommen selten so
pünktlich wie man es geplant hat.
Insofern
müssen wir auch nicht mit der 1. Klasse fahren, die 2. Klasse bringt uns mit
einem Punkt Erhöhung auch ans Ziel.
Zum
Schluss noch ein Zitat von dem von mir sehr geschätzten Ministerpräsidenten
Markus Söder:
„Unser
Fahrplan ist die richtige Balance aus Vorsicht, Freiheit und Hoffnung“
Vorsicht
für die Finanzen, die richtige Balance zwischen den kreisangehörigen Gemeinden
und dem Landkreis und die Hoffnung, dass sich die wirtschaftlichen Prognosen so
einstellen, wie sie aktuell vorausgesagt werden.
Vielen
Dank“
Haushaltsrede 2022
FDP
Wolfgang Kuhl
„Sehr geehrter Herr Landrat,
sehr geehrte Damen und Herren der Verwaltung,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
zunächst möchte ich Dank sagen an die Kämmerei, an Herrn Künzig, Frau Hümmer und Herrn Schebler, die uns ausführliche Ausführungen gegeben haben und auch Nachfragen immer beantwortet haben.
Die Haushaltsdebatte des vergangenen Jahres 2021 wurde von unserem Landrat unter dem Leitsatz eröffnet: „Der Landkreis als Partner der Gemeinden“.
Im Jahr 2022 stehen wir nun vor großen Herausforderungen. Der Landkreis hat sich viel vorgenommen. Viele Investitionen stehen auf dem Programm. Straßenprojekte, der Ausbau des ÖPNV, der Ausbau der Main-Klinik in Ochsenfurt, Investitionen in unsere Schulen, der Um- und Ausbau des Feuerwehrzentrums in Klingholz. Zudem sind die freiwilligen Leistungen des Landkreises erneut gestiegen, der Neubau des Landratsamtes kommt als finanzielles Großprojekt noch hinzu.
Was bedeutet das nun für die Gemeinden? Der vorliegende Haushaltsentwurf rechnet bekanntermaßen mit einer Erhöhung der Kreisumlage auf 41 %.
Einige wenige Beispiele seien hier erwähnt. Der Markt Höchberg soll statt 4,6 Mio. 4,8 Mio. bezahlen. Ein Plus von 800.000 €. Der Markt Randersacker soll statt 1,4 Mio. 1,5 Mio. bezahlen. Ein Plus von 150.000 €. Die Stadt Eibelstadt statt 1,6 Mio. 1,8 Mio. Ein Plus 200.000 €. Und unsere kleinste Gemeinde Tauberrettersheim soll statt 292.000 € 334.000 € bezahlen. Ein Plus von 40.000 €.
Wir nehmen den Gemeinden mit diesem Haushaltsentwurf den Spielraum für Investitionen und den Spielraum weitere freiwillige Leistungen auszuschütten. Diese Zahlen sollten uns alarmieren. Gerade in den jetzigen Zeiten stehen in unseren Gemeinden viele Investitionen und gestiegene Ausgaben an. Zudem erhöhen sich die Ausgaben durch die hohe Inflation zusätzlich.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
seien wir angesichts der Zahlen ehrlich zu uns selbst. Nicht alle Wünsche der Verwaltung, nicht jede geforderte Investition und nicht alle zusätzlichen Leistungen werden erfüllt werden können. Das gilt für den Landkreis genauso, wie für unser Kommunalunternehmen, dessen stetig erhöhter Verlustausgleich sollten wir alle gemeinsam kritisch begleiten.
Heute müssen wir Prioritäten setzen und nicht nur an unseren eigenen Haushalt denken, sondern auch an den Haushalt der Gemeinden, von denen wir das Geld bekommen und bei denen um jedes Projekt gerungen wird.
Als ÖDP und FDP haben wir in den vergangenen Jahren immer wieder darauf hingewiesen, dass stabile Kreisumlage zur langfristigen Planungssicherheit der Gemeinden wichtig ist. Die Mehrheit des Kreistages hat sich stets auf eine sehr niedrige Umlage festgelegt. Das haben wir mitgetragen.
Nun schlagen der Landrat und seine Verwaltung eine Erhöhung um 4 %-Punkte und langfristig bis 2025 sogar eine Erhöhung um 8 %-Punkte auf 45 % vor. Das ist aus unserer Sicht zu viel.
Und auch jetzt gilt: Die Gemeinden brauchen Stabilität. Zudem müssen wir ehrlich sagen, nicht jede Gemeinde profitiert im gleichen Maße von den nun anstehenden Investitionen. Die Erhöhung trifft aber alle gleich.
Einige Beispiele für Einsparungen möchte ich Ihnen mitgeben: Die Verschiebung der Oberbauverstärkung zwischen Neubrunn und Landesgrenze kann 2,2 Mio. einsparen. Der Ausbau der Kreisstraße zwischen Helmstadt und dem Autobahnanschluss A 3 kann ebenfalls 2,2 Mio. einsparen. Die Nachnutzung des ehemaligen Bauhofes in Giebelstadt hat der Kreistag bereits intensiv diskutiert und sollte hier kein offenes Frauenhaus entstehen, spart uns dies 1 Mio. €, zudem kann man auch über einen Verkauf nachdenken, der auch Geld in die Kreiskasse einspielt.
Jetzt komme ich auf die Vergangenheit zu sprechen und zwar auf das Jahr 1993. Die wenigsten aus unseren Reihen können sich noch daran erinnern. Damals wurde bereits der Neubau eines Landratsamtes geplant - umgesetzt wurde dieser Plan aus physikalischen Gründen aber nicht.
Die Zahlen heute sprechen eine eindeutige Sprache. Der Neubau des Landratsamtes belastet unseren Haushalt derzeit und in Zukunft am meisten. Nicht nur die Kreisumlage muss dadurch immer weiter steigen, wir beschränken auch den finanziellen Spielraum und erhöhen den Schuldenstand enorm. Diese Schulden müssen von späteren Generationen bezahlt werden.
Wir alle sollten so mutig sein und auch darüber nachdenken, dass man den Neubau des Landratsamtes angesichts der Haushaltslage und der Haushaltslage der Gemeinden vertagt. Schlussendlich wissen wir heute nicht, wie sich die Wirtschaftslage und die Umlagekraft in kommenden Jahren entwickeln wird. Das Risiko ist also hoch. Als Fraktion von FDP/ÖDP stehen wir für einen stabilen Haushalt und sollten die Kreisumlage möglichst stabil halten.
Einsparpotenziale sind vorhanden. Ich habe einige aufgezeigt, es gibt bestimmt noch mehr. Wir wünschen uns daher eine offene Debatte darüber, welche Projekte und Investitionen wir uns tatsächlich leisten wollen und vor allen Dingen leisten können.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir alle sind auch dafür gewählt politische Entscheidungen zu treffen, wenn es gerade „keinen Spaß macht“ – auch das gehört zu unseren Aufgaben und auch daran sollten wir denken.
Es ist gut, dass in diesem Kreistag für die Erhöhung der Kreisumlage auf 41 %-Punkte keine Mehrheit abzeichnet. Das ist aus unserer Sicht für die kommenden Haushaltsjahre auch ein gutes Signal. Die Debatten über Investitionen werden wir kritisch begleiten. Eine Erhöhung der Kreisumlage ist leider unumgänglich, um die Stabilität zu sichern und gestiegene Ausgaben – vor allen auch im Personalbereich – abzufedern.
Unsere Fraktion wird daher heute einer Erhöhung der Kreisumlage in Höhe 39 % zustimmen, aber weitere Prozentpunkte nach oben nicht.
Dankeschön.“
Wortbeitrag zum Haushalt 2022
AFD
Berthold Seifert
„Sehr geehrter Herr
Landrat,
sehr geehrte Damen und
Herren,
beim sogenannten
Landratsamt der Zukunft scheint Geld keine Rolle zu spielen. Es werden bereits
Preise verliehen, aber von den Kosten für dieses Großprojekt ist bis jetzt
wenig zu hören. Veröffentliche Schätzungen gehen von über 30 Mio. € bis unter
71 Mio. € für einen nicht weiter vorgesehenen Neubau im Landkreis aus. Dabei
hätte der Landkreis auch ohne Neubau enorme Belastungen zu stemmen. Wir haben
es vorhin schon gehört, so sorgt die Sanierung der Main-Klinik Ochsenfurt für
Gesamtkosten von mehr als 100 Mio. €, Straßenbaumaßnahmen in Höhe von 11 Mio. €
und die nicht enden wollenden Baumaßnahmen an der Kreisstraße bei
Veitshöchheim, Erweiterung und Sanierung der Schulen in Höchberg, Bau einer
Förderschule in Gaukönigshofen für rund 9,3 Mio. € usw. Ich verweise auf die
Vorredner.
Nachdem drei Viertel der
neuen Staatsschulden der Euroländer aus der Druckerpresse finanziert wurden,
muss von einer höheren Inflation ausgegangen werden, die Kostenplanungen von
größeren Baumaßnahmen bei ständig steigenden Baupreisen zum Glücksspiel machen.
Auch auf der
Einnahmenseite ist laut dem Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages für
2022 und 2023 mit weniger Steuereinnahmen zu rechnen als vor der Corona-Krise
prognostiziert. Weitere nicht absehbare Belastungen durch die Pandemie,
steigende Personalkosten und nicht zuletzt durch den in den letzten Monaten
stark gestiegenen Asylbewerberzahlen muss eine weitere Flüchtlingswelle
befürchtet werden.
Herr Landrat,
in ihrem Schreiben vom
16.12.2021 stellten sie zusammenfassend fest: Sollten sich die Annahmen dieses
Haushaltes wesentlich ändern, wird eine weitere Anhebung des Hebesatzes
abweichend von der Finanzplanung unausweichlich werden, sofern dies nicht durch
andere Maßnahmen, die den Verzicht auf Investitionen sowie sonstige
Einsparungen kompensiert werden kann.
In diesem Zusammenhang
zitiere ich gerne nochmals den Bayerischen Finanzminister Füracker, der letztes
Jahr die Kommunen aufforderte zu überlegen, welche Ausgaben evtl. verschoben
werden können.
Anstatt bei Ochsenfurt
für eine Kreditaufnahme von 12 Mio. € verteilt bis 2025 den Haushalt als nicht
genehmigungsfähig zu erklären, sollten die Prüfer im Landratsamt beim eigenen
Haushalt noch einmal genauer hinschauen. Eine Orientierung könnte hierbei der
Bauausschuss vom Bezirkstag sein, der im Mai 2021empfahl auf einen Neubau der
Erweiterung des Bezirksverwaltungsgebäudes im Frauenland zu verzichten. Als
Gründe wurden die hohen Baukosten von 25 Mio. € genannt. Der Bezirk plant
nunmehr die zuletzt großzügig ausgebauten Möglichkeiten für Heimarbeit auch
nach dem Ende der Corona-Maßnahmen fortzuführen. Die Überforderung der
Landkreisfinanzen sollte dazu führen, die Planung für den Neubau Landratsamt
der Zukunft baldmöglichst zu stoppen und weitere Planungskosten zu vermeiden.
Ich zitiere Herrn
Jungbauer: „öfters mal nein sagen“.
Stattdessen sollten
Alternativen wie die Verlagerungen von Abteilungen, wie das Veterinäramt oder
Jugendamt an den ehemaligen Landratsamt-Standort Ochsenfurt und die
Weiterentwicklung der digitalen Verwaltung und Heimarbeit beschleunigt werden.
Außerdem könnten auch der 5-jährige Prozess vom Modell-Projekt „Smart-Cities“
mit der Zielsetzung „Synergien erzeugen, Prozesse vereinfachen“ und letztlich
auch Kosten zu sparen Anregung für eine künftige Verwaltung ohne Neubau geben.
Bei einem laufenden
Verwaltungsdefizit von 6 Mio. € wird die AFD zur Vermeidung von weiteren
Schulden einer maßvollen Erhöhung der Kreisumlage um 2 % zustimmen. Den
Gesamthaushalt müssen wir wegen der enormen Verschuldung ablehnen.
Herr Landrat, nachdem
sie bisher das Thema Gender bzw. einfache Sprache wie im letzten Jahr bei einer
Kreistagssitzung angekündigt, nicht mehr thematisierten, zitiere ich
abschließend den Ministerpräsidenten Dr. Söder vom CSU-Partei-Tag 2021 in
Nürnberg: „ich habe mir einmal ein paar Beispiele herausgesucht, wo Gendern
stattfindet und wo Gender noch hinführen kann. Im Fernsehen wird berichtet, die
Islamistinnen ziehen in immer mehr afghanische Städte ein. Also so richtig
viele weibliche Taliban habe ich noch nicht gesehen. In einem Öko-Thema stand
dring: Braunbären sind zu 75 % Veganerinnen, Eltern werden künftig anders
genannt: Mutter und Vater werden Elternteil1 und Elternteil 2, der Angler heiß
künftig die fischangelnde Person, Schützenkönig, die treffsicherste Person, aus
Tante und Onkel wir ein Tonkel, aus Oma und Opa soll Ompa werden – sorry, aber
haben wir in unserem Land nicht wichtigere Probleme, als solche lächerlichen
Ideen. Wir als CSU akzeptieren kein Gendergesetz und keine Genderstrafzettel.
Das kann in Bayern nicht sein. Wir sind ein Freistaat und kein
Umerziehungsstaat. Bei uns zählt der gesunde Menschenverstand und kein Dogma.“
So fordert die AFD, auch
im Sinne der Ausführung des Ministerpräsidenten, das unsinnige Experiment im
Landratsamt zu beenden und ab sofort den Gebrauch der so genannten
gendergerechten Sprache zu untersagen.
Dankeschön.“
Wortbeitrag zum Haushalt 2022
ÖDP
Matthias Henneberger
„Sehr geehrter Landrat,
liebe Kolleginnen und Kollegen im Kreistag,
ich werde mich nur kurz an Sie wenden, da
letztlich bereits fast alle Aspekte dieses Haushalts dargelegt wurden. Uns als
ödp in der Fraktionsgemeinschaft sind nur zwei Dinge so wichtig, dass ich diese
auch noch persönlich vortragen will:
Zum einen will ich
unseren Dank an die Verwaltung - insbesondere der Kämmerei übermitteln. Sie
hatten die undankbare Aufgabe alle
Wünsche dieses Kreistags und des Landratsamtes in einen Haushaltsplan zu
packen. Sie haben dies hervorragend gemeistert. Die Ursache, dass heute Ihr
Planentwurf mit der Kreisumlage so nicht verabschiedet wird, liegt nicht an
Ihnen, sondern an den unrealistischen Wünschen und parallelen Projekten, die
Ihnen auferlegt wurden.
Wenn dieses Gremium alles auf einmal will, dann geht das eben nur mit Sprüngen
in der Kreisumlage. Dies haben Sie eindrucksvoll aufgezeigt.
Wir für unseren Teil
danken Ihnen dafür, aber auch für die geduldige Beantwortung aller Fragen in
den Ausschüssen und bei uns in der Fraktion.
Dabei ein herzliches Lebewohl an Herrn Künzig dessen letzter Haushalt
dies sein wird. Genießen Sie Ihren Ruhestand. Wir haben den Eindruck, dass Sie
sehr gelassen gehen, weil Sie wissen, dass Ihr Team auf die Nachfolge
sehr gut vorbereitet ist. Wir sind da optimistisch. Danke an Sie alle!
Die ödp hätte einem
Hebesatz von 41% durchaus zustimmen können, wenn dies die Gewähr für stabile
Finanzen wäre.
Das Problem ist, dass
dem beileibe nicht so ist. Dieser enorme Sprung ist nötig, weil das Geld trotz
einem Allzeithoch bei der Umlagekraft nicht reicht.
Der Kreistag hat sich
für die Sanierung der Landkreisschulen ausgesprochen. Dies bedeutet eine
Investition in unser aller Zukunft, denn wir haben nichts wichtigeres als
unsere Kinder. Hier kommen in den
kommenden Jahren noch Millionen-Aufwände auf uns zu.
Die Entscheidung für die
gewählte Sanierung der MainKlinik mag diskutabel gewesen sein, aber sie läuft
und wird uns ebenfalls jährliche Millionen kosten. Eher mehr als weniger…
Gleichzeitig haben wir jetzt einen Entwurf
für den Erweiterungsbau des Landratsamts. Ein durchaus ansprechender Plan.
Angesichts der zu
geringen Finanzen - selbst jetzt auf dem Höhepunkt der Einnahmen. Denn, anders
als vom Landrat betont, ist es 2022 so, dass wir mehr Einnahmen als im Vorjahr
und gleichzeitig eine Senkung der Bezirksumlage haben. In diesem Umfeld halten
wir es für unverantwortlich dieses neue Millionenprojekt parallel zu den
bereits begonnenen Maßnahmen - Schulen und Klinik - anzupacken.
Wir beantragen deshalb
zur Deckung der geplanten Minderung der Kreisumlagenerhöhung auf 2% das Projekt
Landratsamterweiterung zu vertagen.
Dies ist angesichts der
aktuell überhitzten Baukonjunktur wirtschaftlich vernünftig und für eine
stabile Haushaltsführung dringend angezeigt.
Ich frage Sie, wer die
nötige Kreisumlagen-Erhöhung auf jenseits der 50 % den Kommunen erklären
wird, wenn wir die Ausgaben hier nicht radikal reduzieren werden und es kein
ungebremstes Wachstum von jährlich 2,5 % Steigerung der Umlagekraft kommt?
Wenn die Krise mit zeitlicher Verzögerung doch auch auf unsere Gemeinden
durchschlägt, wir aber alle Projekte gleichzeitig angefangen haben, ist es zu
spät. Jetzt müssen wir die Grenzen des Wachstums akzeptieren und
verantwortungsvoll haushalten.
Entscheidungen auf
Alkoholbasis sind dagegen nicht anzuraten.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung!“
Wortbeitrag zum Haushalt 2022
BÜNDNIS 90 / DIE
GRÜNEN
Stefan Rettner
„Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich möchte grundsätzlich noch einmal darstellen, wie ich den
Haushaltsentwurf, den die Verwaltung sehr gut erstellt hat, sehe.
Grundsätzlich sollte das Ziel von kommunalen Haushalten, sowohl in
Gemeinden als auch im Landkreis sein, dass der Verwaltungshaushalt ein
ausgeglichenes Ergebnis hat und das dieser am besten einen kleinen Überschuss
erzielt, um damit einen kleinen Teil der Investitionen zu decken.
Der aktuelle Entwurf weist im Verwaltungshaushalt ein Defizit von
6,3 Mio. € aus. Das bedeutet, anhand dieser Planzahlen müssten wir
eigentlich eine Kreisumlage von 44 % beschließen, um einen ausgeglichenen
Verwaltungshaushalt zu erzielen.
Ich habe mir die Zahlen im Verwaltungshaushalt noch einmal etwas genauer
angesehen und mit den Ergebnissen von 2020 verglichen. Man kann die letzten
aktuellen Ist-Zahlen vom Haushalt auf Seite 8 gut nachverfolgen bzw. in der
pdf-Datei auf Seite 6 des Haushaltsplanes sind die Zahlen übersichtlich gut
dargestellt.
Da sieht man, dass die Personalausgaben 2020 bei 27,5 Mio. €
lagen, 2022 sind 32 Mio. € geplant. Auch wenn wir in den vergangenen
beiden Jahren sehr viele zusätzliche Stellen beschlossen haben, erscheint mir
hier das Einsparpotential bei 0,5 Mio. € zu liegen, ähnlich wie in
den vergangenen Jahren.
Auszahlungen für Sach- und Dienstleistungen lagen 2020 bei
13,8 Mio. €, 2022 geplant 18,7 Mio. €, also etwa
5 Mio. € mehr. Auch wenn wir einige Hunderttausend Euro für das
Landkreisjubiläum ausgeben und auch sonst ein paar zusätzliche Ausgaben haben,
scheint mir doch auch hier das Einsparpotential bei 4 Mio. € zu
liegen.
Transferauszahlungen hatten wir 2020 85,8 Mio. €, für 2022
geplant 102,2 Mio. €. Auch das erscheint mir deutlich höher, als
benötigt wird. Hier schätze ich das Einsparvolumen auf ca. 4 Mio. €.
Sonstige Auslagen lagen 2020 bei 17,3 Mio. €, für 2022 sind
18,3 Mio. € eingeplant. Auch hier eine sehr deutliche Erhöhung. Hier
erwarte ich eine Einsparung von 0,5 Mio. €.
Insgesamt beinhaltet dieser Verwaltungshaushalt nach meiner
realistischen Einschätzung ein Einsparpotential von 10 bis 11 Mio. €.
Wenn man das vergleicht mit den Vorjahren hatten wir 2019 im
Verwaltungshaushalt Planzahlen mit einem Minus von 0,9 Mio. €. Das
tatsächliche Ergebnis brachte einen Überschuss von 10,5 Mio. €. Das
Ergebnis war ca. 11 Mio. € besser als geplant.
Ähnlich 2020, hier hatten wir lt. Plan ein Ergebnis von minus
6,8 Mio. €. Das tatsächliche Ergebnis brachte einen Überschuss von
4,4 Mio. €. Also auch hier 11 Mio. € mehr.
2021 wissen wir das Ergebnis noch nicht. Wir wissen nur, dass wir keine
Schuldenaufnahme benötigt haben. Ob das am Verwaltungs- oder Vermögenshaushalt
liegt, wissen wir nicht. Grundsätzlich zeigen die Jahre 2019 und 2020, dass wir
deutlich besser abgeschnitten haben als die Planzahlen.
Wenn wir das so annehmen, dann würde es bedeuten, dass wir bei einem
Hebesatz von 41 % einen Überschuss im Verwaltungshaushalt von etwa
4 - 5 Mio. € erzielen. Bei einem Hebesatz von 39 % würde
der Verwaltungshaushalt entweder mit einer schwarzen oder roten Null
abschließen.
Wie sieht es nun mit den Investitionen aus? 2022 sind Investitionen
geplant in Höhe von 32 Mio. €. Vieles davon wird in die
Modernisierung und Ausstattung unserer Schulen fließen. Das ist unserer
Fraktion auch ein wichtiges Anliegen. Deshalb wollen wir am Investitionsplan
keine Abstriche machen.
Wie lassen sich diese 32 Mio. € finanzieren? Wir haben im
Haushaltsplan stehen etwa 12,5 Mio. € Zuschüsse und Veräußerungen,
die wir mit einfließen lassen können. Wir haben zu Beginn des Jahres 2022
liquide Mittel in Höhe von 11 Mio. €. Die restlichen
8,5 Mio. € können wir mit Hilfe von Krediten finanzieren. So bleibt
neben dem genehmigten Kreditvolumen von 14 Mio. € noch ein Puffer
von etwa 5 - 6 Mio. € übrig. Somit könnten alle Investitionen
getätigt und zeitnah umgesetzt werden, ohne dass die Finanzen des Landkreises
zu stark belastet werden.
Deshalb schlagen wir eine Kreisumlage von 39 % vor. Dies ermöglicht
es dem Landkreis alle seine Vorhaben umzusetzen und seine
Dienstleistungsfunktion für die Gemeinden und Bürgerinnen und Bürger zu
erfüllen. Außerdem bleibt den Gemeinden genügend Spielraum, um selbst in ihre
notwendigen Maßnahmen zu investieren.
Dankeschön.“
Wortbeitrag zum Haushalt 2022
SPD
Eva Linsenbreder
Vizepräsidentin
Unterfränkischer Bezirkstag
“Sehr geehrter Herr Landrat,
sehr geehrte Damen und Herren der Verwaltung,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
vielleicht muss ich ein bisschen Aufklärung leisten, wenn es um den
Bezirk geht, insbesondere um die Bezirksumlage.
Ich denke die Bezirksumlage steht heute in einem Missverhältnis. Anders
kann ich es mir nicht erklären. Warum haben wir ein Missverhältnis? Ganz
einfach, weil der Bezirk vom Freistaat Bayern nicht entsprechend finanziell
ausgestattet wird, um seinen gesetzlich geregelten Verpflichtungen
nachzukommen.
Die Landkreise und kreisfreien Städte müssen entsprechend der
gesetzlichen Regelungen dann belastet werden.
Ein wichtiger Hinweis: Der Bezirk Unterfranken belastet die
Umlagezahler, sprich hier den Landkreis Würzburg, für Pflichtaufgaben fast
ausschließlich im sozialen Bereich. Unsere Kliniken und Heime finanzieren sich
selbst und erwirtschaften Gewinne, die in die Investitionen der Häuser
einfließen. Freiwillige Leistungen, das betone ich ganz deutlich, werden
ausschließlich durch Erträge aus unserer Kulturstiftung erwirtschaftet.
Noch eine Bemerkung: Wir Bezirksräte, ich glaube ich spreche auch für
Kollegin Behon, und die Bezirksverwaltung hatten bei den Haushaltsberatungen
stets die Belastung der kreisfreien Städte und Landkreise im Fokus und versuchen
eine Belastung derer zu vermeiden oder aber so gering als möglich zu halten. So
ergreifen wir z.B. auch die Möglichkeit der Kreditaufnahme zur Entlastung der
Umlagezahler, wie auch 2022 geschehen.
Ein Vorschlag meinerseits zur Entzerrung der Misere zwischen Bezirken
und Landkreisen: Setzen wir uns doch in erweiterter Runde vor den nächsten
Haushaltsberatungen mit der Bayer. Staatsregierung zusammen. Nur so können wir
letztendlich eine Lösung herbeiführen. Dies ist ein Wunsch von mir. Da sollte
jeder seine Parteibrille zu Hause lassen und einfach mal an die Bürgerinnen und
Bürger in Bayern denken.
Ganz herzlichen Dank.“