Sitzung: 15.02.2023 Interkommunaler Ausschuss stadt.land.wü.
Beschluss: einstimmig beschlossen
Anlage/n: Präsentation
Strategie zur Smarten Region Würzburg
Sachverhalt:
Seit dem Erhalt der
formalen Förderzusage zum Modellprojekt Smart City im Dezember 2021 hat ein
interdisziplinäres Team von Stadt und Landkreis intensiv an dem nun
vorliegenden Strategiepapier gearbeitet. Die Bürger:innen, Kommunen sowie
Vereine und Verbände der Region konnten sich im Rahmen verschiedener
Beteiligungsformate einbringen. Zusammenfassend wird Folgendes in der Strategie
festgestellt und vorgeschlagen:
Stadt und Landkreis
Würzburg sind eng miteinander verbunden. Wie eng zum Beispiel die wirtschaftliche
Verflechtung ist, zeigt schon die hohe Zahl von Berufspendlern und
–pendlerinnen sowie Schülerverflechtungen, die täglich zwischen Stadt und
Landkreis unterwegs sind. Auch dass der Landkreis die Stadt wie ein Kragen
umschließt und die erfolgreich bestehende Zusammenarbeit unter der Dachmarke
stadt.land.wü unterstreichen die Bedeutung der Beziehung. Diese Zusammenarbeit
auf dem Weg zur Smarten Region auszubauen, ist daher zwingend, um der
Lebenswirklichkeit der Menschen vor Ort Rechnung zu tragen.
Erste Projekte aus
dem Smart-City-Bereich wurden bereits in Stadt und Landkreis Würzburg begonnen.
Insbesondere beim Thema digitale Öffentlichkeitsbeteiligung baut die Strategie
auf Bestehendem auf. Genauso werden vorhandene Entwicklungskonzepte aus diversen
Handlungsbereichen integriert und ergänzt, sodass sich die Strategie der
Smarten Region in ein Gesamtbild einfügt. Gerade die
·
integrierten
städtebaulichen und ländlichen Entwicklungskonzepte (ISEK/ILEK),
·
Vorhaben
zur Stärkung des Klimaschutzes
·
und
die gemeinsamen Strategien von Stadt und Landkreis zu Bildung, Gesundheit und
Wohnen
finden Beachtung.
Ebenso fließen
gesamtgesellschaftliche Megatrends in die Strategie ein. Vor allem die Themen
·
Konnektivität,
·
Individualisierung,
·
zunehmendes
Gesundheitsbewusstsein,
·
New
Work,
·
Wissenskultur,
·
Silver
Society,
·
der
starke Wunsch nach mehr Sicherheit
·
und
die Urbanisierung
spielen eine Rolle.
All dies wird eingebettet in den Kontext einer
smarten Kommune, die eben nicht darauf aus ist, moderne Technologien um ihrer
selbst willen einzusetzen. Ihre Angebote sollen vielmehr immer orientiert an
den Bedürfnissen der Menschen vor Ort modernisiert werden. Dabei sollen analoge
und digitale Innovationen gleichberechtigt vorangetrieben werden.
Die
Herausforderungen sind dabei vielfältig. Beim Blick auf die Besonderheiten der
Region Würzburg sticht heraus, dass bis 2040 deutlich mehr nicht erwerbsfähige
Personen auf jeden Erwerbsfähigen und jede Erwerbsfähige kommen werden: 100 Personen im erwerbsfähigen Alter stehen dann 83,2
Personen gegenüber, die das erwerbsfähige Alter noch nicht erreicht oder schon
überschritten haben. 2020 waren es noch nur 64,6 Personen. Zudem gilt die
Stadt Würzburg mit einem Anteil von 52,9 Prozent Einpersonenhaushalten als die
Kommune mit dem dritthöchsten Anteil an Single-Haushalten in Deutschland. Dies
zeigt, vor welcher Aufgabe die Region steht, um den generationenübergreifenden
gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.
Hinzu kommen die
Erfahrungen aus der Corona-Pandemie und weiteren Krisen, die gezeigt haben, wie
verwundbar unsere moderne Gesellschaft doch ist. Gerade das Thema mentale
Gesundheit hat an Bedeutung gewonnen.
In der Region gibt
es vielfältige Strategien, die Aspekte dieser Herausforderungen in Teilen
angehen. Die Projektpartner wollen die Chance ergreifen, die das Förderprogramm
Modellprojekte Smart Cities bietet und die Strategie zur Stärkung der sozialen
Resilienz ganzheitlich in Stadt und Landkreis Würzburg angehen und umsetzen.
Dabei wird unter
sozialer Resilienz die Fähigkeit einer Gemeinschaft verstanden, in Krisen ihr
Funktionieren beibehalten, sich an die Herausforderung anpassen und sich
langfristig transformieren zu können, um ihr Funktionieren zu verbessern (Keck
& Sakdapolrak, 2013). Abgeleitet aus dem aktuellen Forschungsstand ergeben
sich aus dieser Definition fünf Handlungsfelder, die es bis zum Ende des
Umsetzungszeitraums (Ende 2026) zu stärken gilt:
·
Informationen,
Fähigkeiten und Lernen: Was können Stadt und Landkreis tun, um Menschen in der
Region einen besseren Zugang zu Informationen und Fortbildungen zu ermöglichen,
die ihnen helfen, sich auf Krisen vorzubereiten und mit ihnen umzugehen?
·
Gemeinschaftsnetzwerke:
Was können Stadt und Landkreis tun, um Netzwerke zu schaffen und zu fördern,
die Menschen dabei helfen, auf Krisen zu reagieren?
·
Gemeinschaftliche
Infrastruktur: Welche Infrastruktur können Stadt und Landkreis schaffen oder
verbessern, die in einer Krise Unterstützung erreichbarer macht?
·
Engagiertes,
partizipatives politisches Handeln: Wie können Stadt und Landkreis alle
Menschen in der Region stärker in politische Entscheidungsprozesse einbeziehen?
·
Vielfältige
und innovative Wirtschaft: Wie können Stadt und Landkreis eine vielfältige und
innovative Wirtschaft in der Region unterstützen?
Dabei stehen einige
Zielgruppen besonders im Fokus:
·
Zum
einen die älteren und jüngeren Menschen in der Region, deren Zahl wie
beschrieben zunehmen wird.
·
Dann
die Ehrenamtler:innen, die in einer Krise eine besonders wertvolle Stütze für
die Gesellschaft sind.
·
Auch
Mitarbeiter:innen der Verwaltungen sind eine Zielgruppe, um Know-how aufzubauen,
dass eine Smarte Region dauerhaft unterhalten werden kann.
·
Und
schließlich gilt es, etwas für Menschen mit einem besonderen
Unterstützungsbedarf zu tun, denn die Resilienz einer Gemeinschaft hängt immer
auch von der Widerstandskraft ihrer einzelnen Mitglieder ab.
Die Ziele des
Gesamtprojekts leiten sich direkt aus den Zielgruppen und Handlungsfeldern ab.
Die Wirksamkeit der umgesetzten Maßnahmen soll sich dabei vor allem an
folgenden Kriterien bemessen lassen, die in repräsentativen Umfragen 2023 und
2026 erhoben werden sollen:
·
Wie
gut fühlen sich die Zielgruppen mit Informationen versorgt, die sie benötigen,
um sich auf eine Krise vorzubereiten oder darauf zu reagieren?
·
Wie
sehr fühlen sich die Menschen aus den Zielgruppen als Teile einer Gemeinschaft,
die sie im Falle einer Krise unterstützt?
·
Wie
hoch schätzen die Zielgruppen ihren Einfluss auf politische Entscheidungen ein?
Ergänzend sollen
die im Kapitel Ziele des Strategiepapiers formulierten Kennzahlen zur
Beurteilung des Erfolgs des Gesamtprojekts dienen.
Alle Maßnahmen, die
in diesem Projekt umgesetzt werden, zahlen direkt auf die definierten Ziele und
Handlungsfelder ein. Die sieben geplanten Maßnahmen sind:
·
Heldenhelfer:
ein digitaler Werkzeugkasten für Ehrenamtler:innen, der ihr soziales Engagement
sichtbarer und effektiver machen soll
·
Wie
geht’s: eine intelligent durchsuchbare Sammlung der vielen bestehenden
Unterstützungsangebote für Menschen in einer psychischen Belastungssituation,
die hilft, schneller zum richtigen Angebot zu kommen
·
Heimatforum:
Infrastruktur für aufsuchende Angebote in Stadtteilen und Landkreisgemeinden,
die gesellschaftliche Teilhabe erleichtert
·
Mach
mit: digitale und analoge Infrastruktur, die eine hybride Öffentlichkeitsbeteiligung
und eine gemeinsame Diskussion aller möglich macht
·
Changelab:
Testlabor für „New Work“-Ansätze in der Verwaltung
·
Wue
App: der einheitliche Zugang zu digitalen (Verwaltungs-)Dienstleistungen und
Informationen der Verwaltungen
·
Smart
City Hub: das technologische Rückgrat der Smarten Region Würzburg und zentrale
Schnittstelle für den sicheren und kontrollierten Zugriff auf Daten der
Verwaltungen
Abschließend ist zu
betonen, dass die vorliegende Strategie im engen und kontinuierlichen Austausch
mit den Zielgruppen und Vertretern und Vertreterinnen der Anspruchsgruppen aus
Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Wissenschaft und der Zivilgesellschaft
erarbeitet wurde. Da sich die Anforderungen an die Smarte Region sehr dynamisch
verändern können, muss die Strategie zudem als lebendes Dokument betrachtet
werden, das sich weiterentwickeln kann und muss.
Zu Beginn des
Prozesses wurde ein neues Team aufgestellt, das viele notwendige Kompetenzen in
die beteiligten Verwaltungen einbringt, die ansonsten oft nicht stark genug
vorhanden sind – gerade um einige Themen zu bearbeiten, die für die Umsetzung
aller genannten Maßnahmen von großer Bedeutung sind. Zu diesen Themen zählen
insbesondere:
·
die
Erarbeitung einer Datenstrategie,
·
ein
umfänglicher Datenschutz,
·
IT-
und Datensicherheit,
·
die
Nutzung und Erstellung von Open Source Software,
·
die
umfängliche Veröffentlichung und Nutzung von Open Data
·
und
die Umgestaltung von Verwaltungsprozessen nach modernen Methoden aus dem
Bereich New Work.
Zu allen übergreifenden
Themen gibt es vertiefende Beschreibungen im Anhang der Strategie.
Beschlussvorschlag:
Der Interkommunale
Ausschuss stadt.land.wü empfiehlt dem Kreistag und dem Stadtrat, die
vorliegende Strategie mit dem Titel: „Menschlich aus der Krise – Strategie der
Smarten Region Würzburg zur Stärkung der sozialen Resilienz“ zu beschließen.
Debatte:
Herr Seidel, Smarte Region Würzburg, erläutert den
Sachverhalt anhand einer Präsentation.
Es liegen keine Wortmeldungen vor.
Beschluss:
Der Interkommunale
Ausschuss stadt.land.wü empfiehlt dem Kreistag und dem Stadtrat, die
vorliegende Strategie mit dem Titel: „Menschlich aus der Krise – Strategie der
Smarten Region Würzburg zur Stärkung der sozialen Resilienz“ zu beschließen.
Zur weiteren
Veranlassung an StabL
Zur Kenntnis an SFB
6, SFB 8